Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)
Moment trägt sie einen durchgestuften, halblangen Bob und tönt sich manchmal einen Rotton in ihr braunes Haar. Wieder ein Punkt auf meiner Liste zur Metamorphose. Ich brauche einen erwachseneren Haarschnitt, wenn ich beim anderen Geschlecht punkten will.
Unsere „neue“ Clique überhäuft uns anfänglich nicht gerade mit Gesprächsstoff. Die Jungs darten und Louisa hockt gelangweilt auf ihrem Barhocker. Lediglich Laura ist bemüht ein Gespräch in Gang zu setzen. Sie plaudert über die letzte Deutscharbeit und dass sie von ihren Eltern Nachhilfe in Englisch und Mathe aufgebrummt bekommen hat. „Zwei mal in der Woche muss ich jetzt zur Lernhilfe, in den Ferien und vor Klassenarbeiten sogar öfter. Ich kann mir eine zweite Ehrenrunde nicht erlauben, meine Alten machen mir sonst die Hölle heiß.“ Ihre Nettigkeit kommt aufrichtig rüber. „Eigentlich könntest du mir ja Nachhilfe geben. Dein Englisch ist richtig taff“, sagt sie zu mir gewandt.
„Wenn du mehr lernen würdest, statt auf Partys zu gehen, wärst du auch besser. Man kann nicht beides haben“, grinst Louisa.
Ich musste nie viel für die Schule tun. Trotzdem bin ich keine Streberin. Dieses Image will ich einfach nicht haben. Streberinnen sind langweilig, altklug und tragen eine hässliche Hornbrille. Streberinnen kriegen nie einen coolen Freund. Sie absolvieren ein tolles Studium, laufen mit ihrem Laptop unter dem Arm herum und enden als alte Jungfer in der Chefetage einer großen Firma. Diese Karriere schwebt mir nicht vor. „Ach, so toll bin ich auch wieder nicht“, winke ich daher ab. „Englisch liegt mir einfach.“
„Paula schaut sich oft DVDs in Englisch an“. Es ist mir unangenehm, dass Paula mein Sprachtalent propagiert. „Sie liest auch englische Bücher.“
Laura ist beeindruckt. „Krass, ich würde da nicht ein Wort verstehen.“
Es wird ein absolut genialer Vormittag. Wir bestellen Schorle und Baguettes, quatschen über die Schule und Leute aus der Klasse. Nach einer Stunde fühle ich mich dazugehörend. Ich weiß jetzt, dass der Besitzer des Ladens Cornelius heißt und sich dumm und dusselig an Käse- und Salamibaguettes verdienen muss. Die Teile schmecken wirklich super und gehen wie warme Semmeln über die Theke. Die Jungs gehen alle auf die Gesamtschule hier im Bermuda Dreieck, neunte Klasse, versteht sich.
Levin ist eine richtige Sahneschnitte. Groß, schlaksig, dunkelhaarig, stechend blaue Augen und wenn er lacht, zeigen sich nette Grübchen, was nicht nur mir aufzufallen scheint. Ida steht verdächtig oft neben ihn, während Louisa sie abschätzend mustert. Das Objekt der Begierde scheint nicht zu checken, dass um ihn gebuhlt wird oder lässt es sich zumindest nicht anmerken. Ich wette, Louisa ist angepisst, dass Laura uns angeschleppt hat. Wer kann schon unaufgeforderte Konkurrenz gebrauchen? Der dritte Junge ist Nils, Typ Unauffällig, sportlicher Körperbau, aber viel zu klein. Dafür kommt er ganz sympathisch rüber. Lediglich Alex hat ein wenig was von übertriebender Aufreißercoolness, aber Laura braucht sowas.
Unsere Runde löst sich gegen Mittag auf, gemeinsam verlassen wir den Laden. „Gehen wir noch zu mir?“ Alex legt seinen Arm um Lauras Schulter. Sie schmiegt sich an ihn und nickt. Wie sich das wohl anfühlt? Die Vorstellung Tim würde auf diese Art und Weise seinen Arm um mich legen versetzt mir einen Stich. Ob ich das jemals erleben werde? Was würde meine Mutter sagen, wenn ich Arm in Arm mit einem Jungen die Tür hereinspaziert komme „Tach, Mama. Ach, übrigens, das ist mein Freund. Wir gehen in mein Zimmer. Stör uns da doch bitte nicht.“
Als die anderen außer Hörweite sind, flippt Ida förmlich aus. „Oh Mann, dieser Levin sieht ja mal verschärft gut aus. Hast du gesehen, wie blau seine Augen sind? Sieht er nicht ein bisschen aus wie Zac Efron? Total süß.“
„Zac Efron? Findest du? Na ja, aber gut sieht er schon aus.“
„Er hat mich ein paarmal ganz süß von der Seite angeschaut. Hast du das gesehen? Total süß!“
Ich murmele etwas Unverständliches. Tatsächlich kann ich nicht wirklich bestätigen, dass er ihr sonderlich viel Aufmerksamkeit geschenkt hat. Stattdessen ist er immer mal wieder einen Schritt zurück oder zur Seite getreten, weil sie ihm näher und näher kam. Der Gute hatte aber keine Chance den Balzversuchen zu entkommen. Ständig krallte auch Louisa ihre lackierten Fingernägel in sein Shirt, textete ihn augenaufschlagend zu und verlieh dabei ihren Worten mit
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