Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)
Paula, wir spielen gemischtes Doppel.“
„ Du, ich muss mal dringend auf die Toilette. Kommst du mit?“ Flehend schaue ich sie an.
„Darf ich auch mitkommen?“ Nils macht einen albernen Schmollmund und findet sich fürchterlich witzig. „Was habt ihr Weiber immer mit eurem Paarlauf aufs Klo? Gibt es da was umsonst? Schminkberatung oder so? Tauscht ihr eure Unterwäsche?“
Ida ist sichtlich genervt, dass ich sie von Levin weg locke, scheint aber zu schnallen, dass ich es sich hier um die Einberufung eines dringenden Toilettenmeetings handelt.
„Du hast was?“
„Psst, nicht so laut. Ich habe es doch nur aus der Not eingesteckt. Es war ja nicht beabsichtigt.“ Entgeistert starrt Ida auf das Diebesgut. Mit schnellen Worten erkläre ich ihr die Geschichte.
„Mensch, es läuft so gut mit Laura und den anderen und da setzt du alles aufs Spiel und beklaust sie. Die merkt doch sofort, dass es weg ist.“
„Ich will es ja nicht behalten“, flüstere ich. „Schau mal, das ist er. Das ist Tim!“
Eben ist mir noch der Arsch auf Grundeis gegangen, aber ein Blick in Tims braune Augen und meine Angst ist verflogen. „Sieht er nicht toll aus?“ Völlig begeistert betrachte ich das Foto. Was sich damit alles machen lässt! Ich kann eine ganze Tim-Kollektion anfertigen: Tim auf Leinwand, Tim auf Frühstückstasse, Tim auf Mousepad, Tim auf meinem Kopfkissen, Tim in Schneekugel. Die Schneekugel gefällt mir besonders gut. Das trifft es irgendwie: Der Typ meiner Träume, so klar und nah und doch unerreichbar hinter Glas, im Schneegestöber verschwunden.
„Ja, sieht wirklich gut aus dein Tim. Kommt mir ein bisschen bekannt vor. Aber jetzt mach schon, leite das blöde Foto weiter und dann lass uns zusehen, dass wir es wieder loswerden.“
„Loswerden? Wie denn?“
„Wir legen es auf den Boden und tun so, als wäre es Laura aus der Tasche gefallen oder so.“
„Mensch, Ida, du bist die Größte. Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.“ Schnell sende ich Tim an meine Handynummer, kontrolliere im Ausgang, ob auch wirklich alles funktioniert hat und lösche die MMS aus Lauras Nachrichten. Groovy, ein Foto von Tim!
„Nun mach schon, deinen Tim kannst du zuhause noch genug anschmachten.“
„Moment, nur noch kurz die Kontakte checken.“ Schnell überfliege ich Lauras elektronisches Adressbuch. Unter T wie Tim oder H wie Harrenberger ist kein Eintrag. Das wäre ja auch zu viel Glück auf einmal. Was würde ich mit seiner Nummer alles anstellen? Ihn ansmsen? „ Hallo, willst du mit mir gehen?“ oder „Hallo, ich bin die, die dein Freund letztens verarscht hat. Ja, es ist wahr, ich liebe dich. Was sagst du dazu?“ Mit unterdrückter Nummer bei ihm anrufen, nur um seine Stimme zu hören und Auflegen, wenn er dran geht? Ja, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit würde ich sowas Hirnrissiges aushecken. Es ist also unter Umständen besser, dass ich mich mit seinem Foto begnügen muss.
Ich wische das Handy an meinem Rock ab. „Was machst du denn da noch?“, Ida wird langsam nervös.
„Spuren verwischen. Wohl noch nie CSI Miami gesehen, was?“
Als wir zu den anderen zurückkehren, ruft Ida so laut, dass alle es mitkriegen, „oh, schaut mal da. Was ist das denn? Liegt da nicht ein Handy?“
Sie geht auf einen der Sessel zu, bückt sich übertrieben und gibt vor, etwas aufheben. Mit gespielt überraschten Gesichtsausdruck schwenkt sie theatralisch das Handy in die Luft. „ Ist das nicht Lauras Handy?“
„Zeig mal her“, Louisa grabscht ihr das Handy aus der Hand. „Klar, das ist von Laura. Ich ruf mal bei ihr zuhause an und geb Bescheid. Die rastet aus, wenn die merkt, dass es weg ist.“
Sie haben es geschluckt. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ida ist einfach viel gerissener als ich. Man merkt, dass sie jahrelang in der Theater AG gespielt hat, auch wenn ihr Auftritt gerade ein wenig überspitzt war. Ich fische mein eigenes Handy aus der Jackentasche. Ida schaut mir dabei über die Schulter und stupst mich freundschaftlich an. „Hey, du hast ja eine neue Nachricht.“
„Scheint ja eine coole Message zu sein, so wie du guckst“, meint Levin. Ich strahle bis über beide Ohren. „Verdammt cool!“
9. Kapitel
„Das können wir eigentlich nicht bringen, Ida. Nina rechnet mit uns. Sie wäre mega enttäuscht und die Karten sind auch schon reserviert und bezahlt.“
Wir haben eine Krisensitzung in meinem Zimmer einberufen.
„Möchtest du zu Levin oder nicht?“
„Klar möchte ich, aber erstens weiß ich
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