Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)
Möglichkeit an sein Foto zu kommen. Nur wie? Laura direkt danach fragen? Tolle Idee, da kann ich es ja direkt in die Zeitung setzen, „Paula liebt Tim und Tim denkt gar nicht daran sich für sie zu interessieren.“
Ich verfolge die weitere Unterhaltung nur noch mit halbem Ohr und starre unentwegt auf Lauras Handy auf dem Tisch, kann den Blick nicht mehr abwenden. Ich muss das Foto lediglich an meine Nummer weiterleiten und die MMS anschließend in Lauras gesendeten Nachrichten löschen, würde überhaupt nicht auffallen. Dauert maximal eine Minute.
„Bist du noch da? Du scheinst so abwesend?“ Levin! Vor ein paar Minuten wäre es mir noch wie Öl runtergegangen, von ihm angesprochen zu werden. Jetzt kann ich es nicht gebrauchen.
„Ja, ja. Ich überlege nur gerade etwas.“
„Wegen der Aufführung deiner Freundin?“
„Hm“, mache ich bloß. Ruhe, ich muss nachdenken.
„Du könntest doch später zu mir nachkommen. Dann verpasst du beides nicht.“
„Schwanensee startet um Acht. Da werde ich vor halb Elf nicht raus sein.“
„Wie lang darfst du denn raus?“
Ida mischt sich ein, froh eine Gelegenheit zu bekommen, Levin anzuquatschen. „Ach, das kriegen wir schon hin, nicht wahr Paula? So wichtig ist das ja nicht mit dem Ballett.“
Nicht wichtig? Nina wird uns die Freundschaft kündigen. Sie stirbt jetzt schon vor Lampenfieber und hat uns extra Karten in der ersten Reihe besorgt. Ob meine Eltern mir überhaupt erlauben zu einem fremden Jungen zu gehen?
Lauras Handy klingelt. „Hallo? Ja, ich weiß. Nur noch eine Viertelstunde. Ja ja, ich habe verstanden, reg dich ab, ich komm ja.“ Sie legt auf, das Handy landet mit Schwung in ihrer schwarzen Shoppertasche. „Ich muss los. Lernhilfe! Meine Mutter macht gerade einen Riesenaffen, weil ich noch nicht zuhause eingelaufen bin. Bin mal schnell für kleine Mädchen und dann hau ich ab.“ Sie macht sich auf den Weg zur Toilette und lässt ihre Tasche auf dem Boden, direkt in Reichweite, stehen.
„Ich komm mit.“ Louisa läuft ihr hinterher.
Alex erhebt sich und deutet Levin und Nils aufzustehen. „Los kommt Jungs, wir darten noch eine Runde. Die Revanche von letztens wartet.“
Ich muss dringend Ida erwischen und mir mit ihr überlegen, wie ich an das Foto komme.
Aber Ida springt auch auf. „Kann ich auch mitmachen? Ich hab das noch nie gespielt. Paula du auch?“
Ich schüttele den Kopf und starre weiter auf das kleine schwarze Gerät. Es scheint mir zuzuwinken , „nimm mich doch, nimm mich doch. Ich habe Tim und du nicht.“ Adrenalinstöße werden durch meinen Körper katapultiert, schnell blicke ich mich um, keiner achtet auf mich. Jetzt, Paula, du musst nur zugreifen, los beeil dich! Ich grabsche nach dem Gerät, mein Herz schlägt wie verrückt. Hektisch versuche ich die Tastensperre aufzuheben. So ein Mist, mein Nokia tickt anders als Lauras Sony. Ich fummele weiter. Eine gefühlte Ewigkeit später ist die Tastensperre geknackt und ich suche angestrengt nach ihrem Bildordner. Ich leide an Schnappatmung, als die Partyfotos endlich auf dem Bildschirm erscheinen. Ein erneuter Kontrollblick zu den anderen und ich suche zitternd weiter. In diesem Moment höre ich Louisa aus der Ferne laut lachen. Mir bricht augenblicklich der Schweiß aus. Schnell verlasse ich das Menü und entscheide mich die Aktion abzubrechen und das Handy wieder in die Tasche zu legen, als Alex sich direkt vor mir aufbaut. Er greift nach seinem Colaglas und registriert nicht, was ich in der Hand halte. Ich lasse das Teil schnell in meinen Schoss gleiten. Verzieh dich jetzt, bitte! Zu spät, da sind Louisa und Laura schon.
Laura nimmt ihre Tasche. „Tschüss Paula, bis die Tage. Wäre cool, wenn du Samstag auch kommst. Wir sehen uns!“ Sie winkt den anderen zu und lässt sich von Alex zur Tür begleiten.
Meine im Schoss zusammengefalteten Hände sind triefend nass.
„Und? Was treibst du sonst noch so in den Ferien?“ versucht Louisa hölzern ein Gespräch in Gang zu setzen.
„Nichts Besonderes. Jazzdance ist ja in den Ferien nicht. Ich muss noch ein Buch für Deutsch lesen.“ Ich sitze in der Patsche. Ich habe Lauras Handy geklaut!
„Jazzdance? Schön, schön. Ich habe es auch mal mit Hip Hop versucht.“ Schweigen.
Ich lächele stocksteif und verkrampfe innerlich. Da Louisa mir keine weiteren Kommentare entlocken kann, steht sie auf. „Ich guck mal, was die anderen so treiben.“ Schnell lasse ich das Handy in meiner Hosentasche verschwinden.
Ida winkt mir zu, „Komm
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