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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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wie der Blitz. Tag und Nacht blieb ich ihm auf den Fersen, aber ich ertappte ihn nie. Dabei hätte ich alles drum gegeben, wenn’s mir gelungen wäre, ihn in Aktion zu sehen und mir Gewissheit zu verschaffen.
    Eines frühen Morgens musste ich auf die Toilette. Ich schlief noch halb, und als ich zum Bad kam, waren Momma und Tante Idgie drin. Wasser lief ins Becken. Momma starrte mich überrascht an. ›Warte einen Moment, Schätzchen‹, sagte sie und schloss die Tür.
    Ich rief: ›Beeilt euch, Momma, ich kann nicht mehr lange warten!‹ Ihr wisst ja, wie ein Kind sich in so einer Situation aufführt. Ich hörte sie reden, und bald kamen sie heraus. Tante Idgie trocknete sich das Gesicht und die Hände ab. Als ich ins Bad ging, war das Waschbecken immer noch voller Kohlenstaub. Und am Boden, gleich hinter der Tür, lag eine schwarze Strumpfmaske. Da wusste ich plötzlich, warum ich Tante Idgie und den alten Grady Kilgore, den Detective von der Bahn, so oft miteinander flüstern sah. Er war’s, der sie über die Fahrpläne informierte. Und meine Tante sprang auf die Frachtzüge, um all die Sachen zu klauen.«
    »Oh Granddaddy, ist das wirklich wahr?«, fragte Linda.
    »Natürlich. Deine Großtante Idgie tat lauter verrückte Dinge.« Stump wandte sich zu Macky: »Hab’ ich euch schon mal erzählt, was sie anstellte, als der alte Wilbur und Dot Weems heirateten und die Flitterwochen in Birmingham verbrachten, in einem großen Hotel?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Stump, erzähl diese Geschichte nicht vor den Kindern«, meinte Peggy.
    »Keine Bange, das ist schon okay. Also, der alte Wilbur gehörte dem Dillgurkenclub an. Kurz nach der Trauung stieg Tante Idgie mit der ganzen Bande ins Auto, und sie fuhren nach Birmingham, so schnell sie konnten. Dort bestachen sie den Empfangschef des Hotels, damit er sie in die Flitterwochensuite ließ, und sie schoben lauter komisches Zeug unters Bett. Weiß der Himmel, was …«
    »Stump!«, warnte Peggy.
    Er lachte. »Zum Teufel, ich hab auch keine Ahnung, was es war. Jedenfalls fuhren sie wieder heim, und als Wilbur und Dot zurückkamen, fragten die anderen Clubmitglieder den frisch gebackenen Ehemann, wie ihm denn die Flitterwochensuite im Redmont gefallen habe. Da erfuhren sie, dass sie das falsche Hotel erwischt hatten. Also war ein anderes armes Ehepaar zu Tode erschreckt worden.«
    Peggy schüttelte den Kopf. »Könnt ihr euch so was vorstellen?«
    Aus der Küche schaute Norma durch die Durchreiche ins Zimmer. »Daddy, erzähl ihnen von den Katzenfischen, die du im Warrior River gefangen hast.«
    Da strahlte Stump übers ganze Gesicht. »Nun, ihr würdet es nicht glauben, wie groß diese Fische waren. Ich erinnere mich an einen Regentag, wo ein riesiger Fisch anbiss. Der zerrte mich von der Uferböschung ins Wasser, und ich wehrte mich verzweifelt, um nicht zu ertrinken. Es blitzte, und ich kämpfte um mein Leben, aber nach vier Stunden hatte ich diesen Granddaddy von einem Katzenfisch an Land gezogen. Ich sage euch, der muss zwanzig Pfund gewogen haben, und er war so lang …« Stump streckte seinen Arm aus.
    Der dürre künftige Chiropraktiker blinzelte verdutzt und versuchte herauszufinden, wie lang der Katzenfisch gewesen war. Seufzend stemmte Linda eine Hand in die Hüfte. »Oh Granddaddy …«
    Aus der Küche drang Normas Kichern.

P FLEGEHEIM R OSE T ERRACE
    O LD M ONTGOMERY H IGHWAY , B IRMINGHAM , A LABAMA
    28. September 1986
    Heute erfreuten sie sich an Cola und Golden-Flake-Kartoffelchips. Zum Nachtisch gab es – auf Mrs. Threadgoodes Wunsch – Fig Newtons. Sie berichtete, Mrs. Otis habe dreißig Jahre lang jeden Tag drei Fig Newtons gegessen, um für einen regelmäßigen Stuhlgang zu sorgen. »Ich persönlich esse sie nur, weil sie mir schmecken. Aber ich gebe Ihnen einen guten Tipp. Früher, wenn ich keine Lust zum Kochen hatte, ging ich in Ocies Laden und kaufte eine Packung Kleiegebäck. Da gab ich Log-Cabin-Sirup drauf und aß es zum Dinner. Das war viel billiger. Sie sollten es mal ausprobieren, Schätzchen.«
    »Die tiefgefrorenen Honigbrötchen schmecken auch sehr gut.«
    »Honigbrötchen?«
    »Ja, mit Zimt.«
    »Oh, ich liebe Zimtgebäck. Das sollten wir mal miteinander essen.«
    »Okay.«
    »Wissen Sie, Evelyn, ich bin so froh, weil Sie nicht mehr diese Diät machen. Die ganze Rohkost hätte Sie noch umgebracht. Vorher wollte ich’s Ihnen nicht erzählen, aber Mrs. Adcock starb beinahe an einer solchen Schlankheitsdiät. Sie aß so viel rohes

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