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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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der Sonne. Dieses Bild unternahm weite Reisen, in einem Kuvert an die Innenseite seines Hemds geheftet, damit er es nicht verlor.
    Nach ihrem Tod lebte sie in seinem Herzen weiter. Was ihn betraf, konnte sie niemals sterben. Komisch. In all den Jahren hatte sie es nie gewusst. Idgie schon, aber sie erwähnte nie etwas. Sie war nicht der Typ, der einen veranlasste, sich seiner Liebe zu schämen. Aber sie hatte es gewusst.
    Verzweifelt bemühte sie sich, ihn aufzuspüren, als Ruth erkrankte. Aber er war unterwegs auf irgendwelchen Bahnlinien. Als er zurückkam, führte sie ihn auf den Friedhof. Jeder verstand, was der andere fühlte. Von da an schienen sie gemeinsam zu trauern. Nicht, dass sie je darüber gesprochen hätten. Die am meisten leiden, sagen am wenigsten.
    Die Grabinschrift lautete: »Ruth Jamison, 1898–1946. Gott hielt es für richtig, sie nach Hause zu holen.«

T HE B IRMINGHAM N EWS
    Donnerstag, 26. Januar 1969, Seite 38
    M ANN ERFROREN
    Am frühen Mittwochmorgen wurde neben den Bahngleisen, eine Meile südlich von Whistle Stop, die Leiche eines noch nicht identifizierten weißen Mannes entdeckt. Das Opfer, nur mit einem Overall und einer dünnen Jacke bekleidet, war vermutlich während der Nacht erfroren. Bei dem Toten wurde kein Ausweis gefunden, nur das Foto einer Frau. Die Polizei nimmt an, dass er auf der Durchreise war.

T HE W EEMS W EEKLY
    (W HISTLE S TOP , A LABAMA , W OCHENBLATT )
    9. Dezember 1956
    D AS P OSTAMT WIRD GESCHLOSSEN
    Nach der Schließung des Cafés und des Friseursalons hätte ich wissen müssen, dass ich als Nächstes drankommen würde. Meine Kündigung lag im Briefkasten. Das Postamt wird geschlossen, die Post von nun an ins Amt von Gate City geschickt. Ein trauriger Lebensabend erwartet mich. Aber ich informiere mich immer noch über alle Neuigkeiten. Wenn Sie also irgendwas hören, rufen Sie mich an, schauen Sie bei mir zu Hause vorbei, oder erzählen Sie’s meiner anderen Hälfte, wenn Sie ihn in der Stadt sehen.
    Seit Essie Rue diesen neuen Job hat und drüben in North Birmingham im Dreamland Roller Rink Orgel spielt, überlegt sie zusammen mit ihrem Mann Billy, ob sie dorthin übersiedeln sollen. Hoffentlich bleiben sie da. Seit Julians und Opals Auszug sind nur mehr ich, Ninny Threadgoode und Biddie Louise Otis von der alten Gang übrig.
    Leider muss ich diese Woche von einem Einbruch in Vesta Adcocks Haus berichten. Alle ihre Vogelfiguren wurden aus der Vitrine gestohlen, außerdem ein paar Geldscheine aus einer Schublade.
    Nicht nur das. Neulich war ich auf dem Friedhof und legte Blumen auf das Grab meiner Mutter. Da klaute mir jemand die Geldbörse aus dem Auto. Die Zeiten haben sich geändert. Ich frage mich, was für ein Mensch so was tut.
    Übrigens, gibt es was Traurigeres als Spielzeug auf einem Grab?
    Dot Weems

P FLEGEHEIM R OSE T ERRACE
    O LD M ONTGOMERY H IGHWAY , B IRMINGHAM , A LABAMA
    12. Oktober 1986
    Evelyn stand zeitig auf, ging in die Küche und begann ihre Überraschung für Mrs. Threadgoode vorzubereiten. Kurz vor der Fahrt zum Pflegeheim erhitzte sie ein Tablett, wickelte es in Alufolie und steckte es in eine Thermostasche, die das Essen warmhalten würde. Wieder einmal ermunterte sie Ed, Gas zu geben.
    Die alte Frau erwartete sie, und Evelyn bat sie, die Augen zu schließen, während sie das Tablett auspackte und den Deckel des Marmeladenglases abschraubte, in das sie Eistee mit Minze gefüllt hatte. »Okay, jetzt dürfen Sie gucken.«
    Beim Anblick der Mahlzeit klatschte Mrs. Threadgoode in die Hände wie ein aufgeregtes Kind zu Weihnachten. Perfekt gebratene grüne Tomaten und frischer Mais in Sahnesauce, sechs Scheiben Speck, eine Schüssel mit Limabohnen, vier große, flaumige Buttermilchbiskuits …
    Evelyn weinte beinahe, als sie das glückliche Lächeln ihrer Freundin sah. Sie ermunterte Mrs. Threadgoode, alles zu essen, solange es noch warm war. Dann entschuldigte sie sich für ein paar Minuten und ging auf die Suche nach Geneene. Sie gab der Pflegerin hundert Dollar in einem Kuvert sowie fünfundzwanzig Dollar Trinkgeld und erklärte, sie würde längere Zeit abwesend sein. Würde Geneene währenddessen freundlicherweise dafür sorgen, dass Mrs. Threadgoode alles zu essen bekam, was sie wollte, und ihr auch sonstige Wünsche erfüllen?
    »Nein, ich selber nehme kein Geld, Schätzchen«, erwiderte Geneene. »Sie gehört zu meinen Lieblingen. Keine Bange, Mrs. Couch, ich werde mich um sie kümmern und Sie würdig vertreten.«
    Als Evelyn

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