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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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gibt’s?«
    »Hast du schon mal von einem Schwein mit einem Glasauge gehört?«
    Hank stand auf, schlenderte zu seinem Freund und schaute nach unten. »Hol mich der Teufel …«

W HISTLE S TOP C AFÉ
    W HISTLE S TOP , A LABAMA
    13. Dezember 1930
    Ruth und Idgie verließen das Café und gingen zum großen Haus hinüber, um die kranke Momma Threadgoode zu besuchen. Inzwischen blieb Sipsey bei dem Baby, wie so oft. An diesem Abend hatte sie Artis mitgebracht, den elfjährigen Zwilling mit dem blauen Gaumen, damit er sie später nach Hause begleiten konnte. Er war ein Teufel, aber einfach unwiderstehlich.
    Um acht schlief er auf dem Bett. Sipsey hörte Radio und aß, was vom Röstbrot und vom Sirup übrig geblieben war.
    »… und jetzt präsentieren Ihnen die Schöpfer des neuen Rinso Blue …«
    Draußen hörte man das welke Laub rascheln, als der schwarze Lieferwagen mit dem Georgia-Nummernschild hinter das Café fuhr, die Scheinwerfer ausgeschaltet.
    Zwei Minuten später trat ein betrunkener Frank Bennett die Hintertür auf und kam durch die Küche ins Wohnzimmer. Er richtete seinen Revolver auf Sipsey und ging zum Kinderbettchen. Entsetzt sprang sie auf und wollte zu dem Baby laufen, aber er packte sie am Kleid und schleuderte sie quer durch den Raum. Wieder sprang sie hoch und stürzte sich auf ihn. »Lassen Sie das Baby in Ruhe! Das ist Miz Ruths Baby!«
    »Verschwinde, Niggerweib!« Mit dem Revolver schlug er nach ihr und traf sie mit solcher Wucht, dass sie die Besinnung verlor. Blut begann aus ihrem Ohr zu sickern.
    Artis erwachte. »Grandma!«, schrie er und lief zu ihr, während Frank Bennett das Baby aus dem Bettchen hob und zur Hintertür eilte.
    In jener Nacht war Neumond und gerade hell genug, dass Frank den Weg zu seinem Lieferwagen fand. Er öffnete die Tür und legte das Baby, das keinen Laut von sich gegeben hatte, auf den Vordersitz. Gerade wollte er einsteigen, da hörte er plötzlich etwas hinter sich. Es klang so, als hätte jemand mit einem schweren Gegenstand auf einen Baumstumpf geschlagen, der mit einer Steppdecke verhüllt war. Das Geräusch stammte von einer Bratpfanne, die fünf Pfund wog und sein eigenes dichtes irisches Haar traf, und er vernahm den dumpfen Aufprall, einen Sekundenbruchteil bevor sein Schädel gespalten wurde. Er war tot, ehe er zu Boden sank, und Sipsey rannte mit dem Baby ins Haus. »Niemand wird dieses Kind stehlen. Nein, Sir – nicht, solange ich lebe.«
    Frank Bennett hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell aus ihrer Ohnmacht erwachen würde, und auch nicht gewusst, wie oft diese dünne kleine Schwarze seit ihrem elften Lebensjahr mit fünf Pfund schweren Bratpfannen umgegangen war. Eine verhängnisvolle Fehleinschätzung der Situation …
    Sie ging an Artis vorbei, der wie gelähmt dastand, und er sah ein wildes Funkeln in ihren Augen. »Hol Big George!«, befahl sie. »Ich hab den weißen Mann erschlagen. Er ist mausetot.«
    Langsam, auf Zehenspitzen, schlich Artis zu dem Lieferwagen, neben dem Frank Bennett lag. Als er sich vorbeugte, um genauer hinzuschauen, sah er das Glasauge im schwachen Mondlicht schimmern.
    Er rannte so schnell über die Gleise, dass er zu atmen vergaß und beinahe das Bewusstsein verlor, ehe er zu Hause ankam. Big George schlief schon, aber der Junge sah Onzell in der Küche.
    Er stieß die Tür auf, hielt sich die stechenden Rippen und keuchte: »Ich muss mit Daddy reden!«
    »Du solltest deinen Daddy lieber nicht wecken, mein Junge«, mahnte Onzell, »er wird dich verhauen …« Aber da war Artis bereits im Schlafzimmer und rüttelte den großen Mann.
    »Daddy! Daddy! Steh auf! Du musst mit mir kommen!«
    Ruckartig fuhr Big George hoch. »Wieso … Was ist denn los mit dir, Junge?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Grandma braucht dich im Café.«
    »Grandma!«
    »Ja! Sie sagt, du sollst sofort kommen!«
    Big George schlüpfte in seine Hose. »Hoffentlich ist das kein alberner Scherz, mein Junge, oder ich muss dir den Hintern versohlen.«
    Onzell hatte in der Tür gestanden und zugehört. Nun holte sie ihren Pullover, um die beiden zu begleiten. Aber Big George sagte, sie müsse hierbleiben.
    »Sie ist doch nicht krank?«, fragte Onzell.
    »Nein, Baby, sicher nicht. Bleib nur daheim.«
    Verschlafen erschien Jasper im Wohnzimmer und rieb sich die Augen. »Was …«
    »Es ist nichts, mein Kleiner«, beruhigte ihn Onzell. »Geh nur wieder ins Bett und weck Willie Boy nicht auf.«
    Als Artis mit seinem Vater das Haus verließ,

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