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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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Biddie Louise Otis regt sich schrecklich auf, denn sie glaubt, die Maschine, die sie gekauft hat, wäre Balsam für ihre Arthritis.
    Die Pfadfinderjungs von Whistle Stop, Duane Class und Vernon Hadley, bekamen ihre Verdienstabzeichen, und Bobby Lee Scroggins stieg zu den Eagle Scouts auf. Pfadfinderführer Julian Threadgoode lud sie alle zu einem Besuch bei der eisernen Statue des Gottes Vulkan droben in Birmingham ein, auf dem Gipfel des Roten Berges. Er sagte, die Statue sei so groß, dass ein Mann in ihrem Ohr stehen kann. Aber ich frage mich, wer im Ohr eines eisernen Mannes stehen will.
    Vesta Adcock gab eine Nachmittagsparty für ihre Eastern Star Ladies und servierte petit fours.
    Übrigens, Opal lässt die Nachbarn bitten, ihre Katze Boots nicht zu füttern, obwohl sie sich immer so aufführt, als wäre sie hungrig, und ständig um ein paar Bissen bettelt. Daheim bekommt sie genug zu fressen, und jetzt muss sie Diät halten, weil der Doktor meint, sie sei zu fett.
    Dot Weems
    PS: Hat irgendwer den National Geographic meiner anderen Hälfte vom Dezember gesehen? Er behauptet, er habe ihn irgendwo in der Stadt verloren, und ist wütend, weil er ihn noch nicht ausgelesen hat.

T ROUTVILLE , A LABAMAER
    8. Januar 1938
    Seit Idgie das Bild von Miss Fancy, der Elefantendame, im Café aufgehängt hatte, war Onzells und Big Georges jüngstes Kind, Naughty Bird, fasziniert. Ständig flehte sie ihren Daddy an, mit ihr in den Avondale Park zu gehen, damit sie den Elefanten sehen könne, und gerade an diesem Tag kannte sie keinen anderen Gedanken.
    Einen Monat lang war sie nun schon krank. Dr. Hadley hatte erklärt, sie leide an einer Lungenentzündung, und wenn man sie nicht zum Essen bringe, würde sie die nächste Woche wohl kaum überleben.
    Big George beugte sich mit einer Schüssel Haferbrei zum Bett hinab und bettelte: »Iss doch ein bisschen was. Nur ein paar Bissen für Poppa, Baby. Was willst du denn? Soll Poppa ein süßes Kätzchen für dich besorgen?«
    Naughty Bird, sechs Jahre alt und nur dreißig Pfund schwer, lag lustlos da, mit glasigen Augen, und schüttelte den Kopf.
    »Soll Momma Biskuits für dich backen?«, fragte Onzell. »Möchtest du Biskuits mit Honig, Baby?«
    »Nein.«
    »Miz Idgie und Miz Ruth sind da. Sie haben dir was Süßes mitgebracht. Willst du davon essen?«
    Das kleine Mädchen drehte den Kopf zur Wand, die mit Bildern aus Illustrierten beklebt war, und murmelte etwas Unverständliches. Onzell neigte sich tiefer hinab. »Was, Baby? Hast du gesagt, dass du Biskuits willst?«
    Mit schwacher Stimme erwiderte Naughty Bird: »Ich möchte Miz Fancy sehen.«
    Tränen schimmerten in Onzells Augen, als sie sich vom Bett abwandte. »Da hören Sie’s, Miz Ruth. Sie hat sich’s nun mal in den Kopf gesetzt, diesen Elefanten zu sehen. Sonst wünscht sie sich nichts, und bevor sie ihn gesehen hat, wird sie keinen Bissen essen.«
    Idgie und Big George gingen zur Veranda hinaus und setzten sich auf die abgeblätterten grünen Blechstühle. Er starrte in den Hof. »Ich kann mein Baby nicht sterben lassen, ehe es den Elefanten gesehen hat, Miz Idgie.«
    »Sie wissen doch, dass Sie nicht in den Avondale Park gehen können, George. Da hat erst neulich abends eine große Klan-Versammlung stattgefunden. Sobald Sie durch dieses Tor gehen, schießt man Ihnen eine Kugel in den Kopf.«
    Er dachte nach, dann entgegnete er: »Dann sollen sie mich eben töten, denn das ist mein Baby da drin, und ich liege lieber im Grab, als Naughty Bird sterben zu lassen.«
    Idgie wusste, wie ernst er es meinte. Dieser einszweiundneunzig große Riese, der ein ausgewachsenes Schwein hochheben und wie einen Kartoffelsack davontragen konnte, hatte eine Schwäche für seine kleine Tochter. Wann immer Onzell ihr den Hintern versohlte, verließ er das Haus. Wenn er abends heimkam, rannte Naughty Bird ihm entgegen, kletterte an ihm hoch wie an einem Baumstamm und umklammerte seinen Hals. Mühelos konnte sie ihn um den Finger wickeln.
    In diesem Jahr war er mit der Straßenbahn nach Birmingham gefahren, um ihr ein schneeweißes Osterkleid mit passenden Schuhen zu kaufen. Am Ostermorgen gelang es Onzell, Naughty Birds widerspenstiges Haar zu flechten und die Zöpfchen mit weißen Bändern zu schmücken. Als Sipsey sie in dem weißen Kleid sah, lachte sie und meinte, die Kleine sehe aus wie eine Fliege in einer Milchschüssel. Aber Big George kümmerte es nicht, dass Naughty Bird schwarz wie die Nacht war und dichtes Kraushaar hatte. Er

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