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Gruenkohl und Curry

Gruenkohl und Curry

Titel: Gruenkohl und Curry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hasnain Kazim
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üblicherweise kaufen, aber dafür sahen wir uns ja auch sehr viel seltener. Besonders gern mochte ich die Plastikventilatoren, man konnte an einem Band ziehen, dann drehte sich der Propeller ein paar Sekunden lang. Straßenhändler verkauften dieses Spielzeug für wenige Rupien. Ich habe eine Szene vor Augen, wie sie in einem rosafarbenen
Shalwar Kameez
– knielanges Oberteil und Pluderhose aus Baumwollstoff – über die Einkaufsstraße geht und mir ein gelbes Plastikauto kauft, einen VW Käfer, dazu einen Ventilator. Meist war das Ding schon am Abend kaputt. Am nächsten Tag bekam ich einen neuen.
    Sie war eine bewundernswerte Frau. Zwölf Kinder großzuziehen hat sie Geduld gelehrt und die Erkenntnis, Menschen so hinzunehmen, wie sie sind.
    Mein Großvater nahm mich bei meinen Besuchen gerne zur Seite, für ein Gespräch von Mann zu Mann, und ich befürchtete jedes Mal, etwas über Religion zu hören zu bekommen. Aber er schnitt das Thema nie an. Er schloss die Tür, als Zeichen für alle, dass wir nicht gestört werden wollten, und setzte sich, sein weißes Hemd über der weißen Baumwollhose, auf einen Hocker. Stattdessen befragte er mich über meine beruflichen Pläne und Ziele und erkundigte sich ausgiebig nach dem, was ich an der Schule lernte.
    »Das sind sicher gute Schulen in Deutschland«, sagte er dann, und man merkte ihm an, dass er durchdrungen war von der Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel für ein angenehmes Leben ist.
    Manzoor Ali Naqvi war sehr gläubig, er betete dreimal täglich, wie es sich für einen guten Schiiten gehört, und bemühte sich, nach den Vorschriften des Korans zu leben. Aber er zwang seinen Glauben niemand anderem auf: seiner Frau nicht und seinen Kindern ebenfalls nicht. Auch wenn es ihn ärgerte, dass sie sich überhaupt nicht für Religion interessierten.
    Zwar engagierte er – wie in vielen Familien Brauch – einen Geistlichen, der seinen Kindern das Koranlesen beibringen sollte. Üblicherweise beginnen Kinder mit dem Koranunterricht ab dem Alter von vier Jahren, vier Monaten und vier Tagen. Zu diesem Anlass organisieren die Eltern ein Fest. »Aber meinen Geschwistern fiel oft eine Ausrede ein, genau dann nicht da zu sein, wenn der Mullah kam«, sagt meine Mutter. Die älteren Schwestern entschuldigten sich zum Beispiel damit, ihre Periode zu haben. »Manche von ihnen gaben das sogar jede Woche vor. Am Ende war ich die Einzige, die mit dem Mullah dasaß.«
    Mein Großvater gab auf. Sollten seine Kinder doch zusehen, ob und wie sie den Weg zu Gott finden würden.
    Eine gute Allgemeinbildung für seine Kinder war ihm jedenfalls wichtiger als eine ausgeprägte religiöse Bildung: Er schickte sie an christliche Schulen, weil diese in Karatschi den Ruf hatten, die besten Schulen der Stadt zu sein.
    Meine Mutter kam also an eine britische Klosterschule, ihre Lehrerinnen waren ausschließlich Nonnen, Frauen aus Großbritannien, aber auch aus den USA. Man sprach Englisch miteinander. Hier an der Klosterschule St. Lawrence lernte meine Mutter viele Mädchen aus liberalen Häusern kennen: Töchter von Großindustriellen, Unternehmern, Politikern, Anwälten, die meisten von ihnen ebenfalls aus islamischen Familien, die davon überzeugt waren, in St. Lawrence die beste Bildung für ihre Kinder zu bekommen.
    »Im Vergleich zu denen kam ich aus einer armen Familie«, sagt meine Mutter. »Ich fand neue Freundinnen, und wenn ich sie besuchte, staunte ich über den Reichtum, in dem sie lebten.«
    Eine Familie besaß eine Baumwollfabrik und mehrere Passagierschiffe, sie zählte damals zu den zwanzig reichsten Familien Pakistans. Deren zwei Töchter, Naheed und Fakhra, luden meine Mutter regelmäßig ein, und als Manzoor Ali Naqvi einmal nicht seinen Fahrer schickte, sondern seine Tochter persönlich abholte, stellte sich heraus, dass er selbst dieses Schmuckstück von Haus konstruiert hatte.
    Eine andere Freundin war die Tochter des pakistanischen Außenministers. »Diese Familie lebte in einem riesigen Haus mit vielen Bediensteten«, erinnert sich meine Mutter. »Manchmal ließ sie mich von ihrem Fahrer mit einer großen Limousine abholen.«
    Meine Mutter denkt gerne an diese Zeit. »Alle diese extrem reichen Mädchen waren ganz normal, überhaupt nicht arrogant. Wir gingen gemeinsam ins Kino, hörten zusammen Elvis Presley und später die Beatles.« Die Schallplatten brachten ihre Freundinnen meist von Urlauben in England oder in den USA mit. Aber auch die Plattenläden in

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