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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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während sie auf dem Highway 7 durch Carleton Place bis zur Auffahrt zum Highway 10 fuhren, der nach Lanark hineinführte. Sie erreichten Lanark kurz nach sieben. Die Sonne stand als orangefarbener Ball über dem Horizont.
    »Jetzt kommt’s mir langsam wieder«, brummte Earl, als sie auf dem Highway 1 aus dem Dorf hinausfuhren.
    Howie sah von der Kartenskizze auf, die Goldman ihnen angefertigt hatte. »Was hast du gesagt?«
    »Ich meine, ich erinnere mich wieder an den Ort, wo wir hinfahren.«
    »Du bist schon mal hier gewesen?«
    »Teufel, nee.« Earl warf ihm einen raschen Blick zu und grinste. »Aber Frankie hat ’n paarmal davon geredet, wie seltsam ihr Alter war - und die Bude, in der er wohnte. Doch vorher mußte ich sie immer ’n bißchen high machen. Ich hab nur nie eins und eins zusammengezählt - bis unser guter Bobby-Boy alles ausgespuckt hat.«
    »Also hat er uns keinen Scheiß erzählt?«
    Earl grinste stärker. »Die einzige Scheiße, die er produziert hat, war zum Schluß der Haufen in seiner Hose. Nee, Howie, mein Guter, ’s scheint alles zu stimmen.«
    »Da kommt die Abzweigung«, meinte Howie, als sie das Schild nach Brightside passierten.
    Earl grunzte zustimmend, als die Ausfahrt auftauchte.
    »Wie wird’s laufen, was meinst ’n?« fragte Howie.
    »Leicht und locker. Frankie war immer gut darin, vor Problemen wegzulaufen, doch wenn’s wirklich ernst wird, klappt sie ganz schnell zusammen.«
    »Und das Kind?«
    »Die Kleine wird tun, was ihr gesagt wird, oder sie hat eben Pech gehabt. Verdammt, nennen die Arschlöcher das hier wirklich ’ne Straße?«
    »Ist ’n besserer Spazierweg.«
    »Schätze, hier draußen wohnen ’n paar echt einflußreiche Steuerzahler.«
    Howie lachte. Sie passierten eine Abzweig nach rechts. »Fahr besser langsam«, meinte er. »Noch ungefähr ’ne Meile, dann sind wir da.«
    Earl verlangsamte die Geschwindigkeit, und wenige Augenblicke später kam ein Haus in Sicht.
    »Das muß es sein«, meinte Howie.
    Earl nickte und musterte den Bauschutt, der noch vor dem Eingang lag. Langsam fuhr er weiter bis zur nächsten Kurve und lenkte den Wagen an den Straßenrand. Vom Haus aus waren sie nicht zu sehen.
    »Wie spät ist es?«
    »Halb acht.«
    »Okay.«
    Earl drehte den Wagen auf der engen Straße und war jetzt froh, daß sie sich einen Kleinwagen wie den Toyota ausgesucht hatten. Er hatte bewußt einen Zweitürer gewählt, damit sie später das Kind auf dem Rücksitz besser unter Kontrolle halten konnten. Sie fuhren wieder am Haus vorbei und bogen links in die erste Abzweigung ein. Dort stellten sie den Wagen am Straßenrand ab. Zedern und Pinien schirmten sie gegen das Haus ab.
    »Also schön, Howie, mein Junge, sieht so aus, als würd’s langsam Zeit.«
    Howie nickte. Nebeneinander gingen sie die Straße zurück.
    Earl schlug sich mit der Hand in den Nacken. »Verdammte Scheiß-Mücken!«
    Howie mußte sie sich vom Gesicht wischen. Er sah, wie Earl mit dem Griff seiner Pistole herumspielte, der aus dem Hosenbund hervorragte. Er hoffte, daß die Sache heute sauberer über die Bühne ging als am vergangenen Abend.

    Ali sah den Toyota langsam am Haus vorbeirollen und hatte den Wagen schon wieder vergessen, während sie die Vordertür absperrte. Als er zurückkam, suchte sie gerade nach einer Tasche, um ihre Führer durch die Wildnis von Tom Brown Jr. einzupacken, die sie mit zu Tony nehmen wollte.
    Sie fand eine Plastikeinkaufstüte von Perth IGA , schob die Bücher hinein und eilte durch die Hintertür.
    Sie war schon viel zu spät dran, blieb aber trotzdem einen Moment vor der Tür stehen, lauschte auf Geräusche und ließ den Blick über den Waldrand wandern. Da draußen konnte alles mögliche sein - Mally mit ihren Hörnern und wer weiß sonstwas. Die Sonne war fast schon hinter den Bäumen verschwunden, und die Schatten wurden länger.
    Nun geh schon, schalt sie sich selbst. Schlimm genug, daß sie sich verspätet hatte. Sie wollte nicht völlig außer Atem bei Tony ankommen, weil sie den ganzen Weg gerannt war. Sie wäre sonst in seinen Augen noch mehr das kleine Kind, für das er sie ohnehin schon hielt, ein Mädchen, das Angst vor der Dunkelheit und vor Gespenstern hatte. Auch vor weiblichen? Kannst du eigentlich tanzen wie ein Gespenst, Mally?
    Ärgerlich über sich selbst schüttelte sie den Kopf und überquerte den Rasenplatz hinter dem Haus, blieb aber wieder stehen, als sie hörte, wie auf der Straße, die zu Tonys Haus führte, Wagentüren zugeschlagen

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