Grünmantel
hier mehr im Busch ist als die Sache mit Magaddino oder Alis altem Herrn.« Valenti ließ seine Worte in der Luft hängen und sah dabei von Ali zu Bannon.
Ali erschauerte, als sie an den vergangenen Abend dachte.
»Und das wäre?« fragte Bannon.
»Nun, das ist nicht mit drei Worten zu erklären.«
»Wir könnten ihm das Band vorspielen«, schlug Ali vor.
Valenti nickte. »Aber ich glaube nicht, daß es bei ihm die gleiche Wirkung hat wie bei uns. Ich glaube, man muß erst die wirkliche Musik hören. Das Band hilft einem nur dabei, sich wieder zu erinnern.«
»Mag sein.« Ali nickte. »Ich weiß nur, daß wir uns auf die Frage konzentrieren sollten, wer Mally und Tommy sind und wo wir sie finden können.«
Bannon sah Ali scharf an, als sie den Namen Tommy erwähnte.
»Sie meint nicht dich«, erklärte Valenti und erzählte Bannon von der Musik und dem Gefühl, beobachtet zu werden. Jetzt erst erfuhr auch Ali, was Valenti in jener ersten Nacht erlebte, als sie den Hirsch gesehen hatte. Und dann war es an ihr, ihre Begegnung mit Mally zu schildern. Die Ereignisse des vergangenen Abends ließ Valenti unerwähnt. Als sie geendet hatten, richteten beide ihren Blick auf Bannon und warteten auf seine Reaktion.
»Ich weiß nicht«, meinte Bannon zögernd und schüttelte den Kopf. »Ihr wollt mich wohl auf den Arm nehmen.«
»Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber da ist wirklich irgendwas im Gang, womit wir uns mal näher beschäftigen sollten«, versicherte ihm Valenti.
»Möglich. Aber wie es aussieht, willst du doch erst das Problem mit Magaddino erledigen, oder? Schön, da macht jemand mitten im Wald Musik. Na und?«
»Du hast sie noch nicht gehört, und daher ist dir schwer begreiflich zu machen, warum wir überhaupt herausfinden müssen, was das alles zu bedeuten hat. Du mußt wissen, daß der Hirschbock uns - Ali und mir - gestern abend das Leben gerettet hat.«
»Das ist doch Unsinn. Es ist doch bloß ein Hirsch ...«
Valenti nickte. »Das ist es ja gerade. Es ist nur ein Hirsch, aber ein sehr großer. Vielleicht hat jemand ihn trainiert. Wenn ich nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, was das Tier gestern mit Shaws Wagen angestellt hat, würde ich auch behaupten, es sei nicht real. Aber ich habe auch die Wesen gesehen, die den Hirsch jagten, als er damals in jener Nacht hinter Alis Haus auftauchte. Ali hatte leider nur Augen für den Hirsch.«
»Und was meinst du dazu?« fragte Bannon.
Es war Ali, die ihm antwortete. »Wir sollten mal den Pfad dort entlanggehen und herausfinden, wohin er führt.« Dabei zeigte sie zu der Stelle, an der die Straße in den Wald abzweigte.
Bannon sah zum Himmel hinauf. »Es wird bald regnen.«
»Wahrscheinlich - aber erst in ein paar Stunden, denke ich.« Valenti sah ebenfalls zum Himmel hinauf.
»Was ist mit deinem Bein?« fragte Bannon.
»Es ist in Ordnung - solange wir nicht zu schnell gehen. Ich habe mir das Gebiet mal auf der Karte angesehen. Die Fläche zwischen dem Clyde River im Norden und der Landstraße zwischen Poland und Joes Lake im Osten kann kaum größer als vier Quadratmeilen sein. Wir folgen dem Pfad - sagen wir - maximal eine Stunde lang und sehen mal, wohin er führt.«
»Du bist der Boss«, brummte Bannon.
Valenti sah ihn einen Moment lang nachdenklich an und nickte dann. »Da wär noch ’ne Sache. Mario hat gesagt, er würde mir einen zweiten Mann zur Unterstützung schicken. Doch werde er erst später am Abend hier eintreffen. Ich möchte ihn nicht verpassen.«
»Das ist kein Problem«, beruhigte ihn Bannon. »Mario hat mir gesagt, der Bursche werde sich im Hintergrund halten und die Sache aus der Ferne verfolgen. Und da wir ihn nicht kennen, kennen ihn Magaddinos Leute auch nicht. Sollten wir ihn brauchen, wird er rechtzeitig zur Stelle sein.«
»Das gefällt mir nicht. Ich möchte nicht immer darauf Rücksicht nehmen müssen, daß es da draußen einen gibt, der auf unserer Seite steht. Du weißt, was ich meine? Vielleicht zögere ich dann genau im falschen Moment.«
»Wen immer Mario schickt - es ist ein Profi.«
Valenti nickte zögernd. »Das sollte er auch sein.« Er sah zu Ali hinüber. »Was meinst du, Ali? Möchtest du einen Spaziergang machen?«
Ali hatte der Unterhaltung der beiden Männern gespannt gelauscht und war jetzt etwas nervös, weil sie erkannte, daß sie Tonys Vorleben und die anstehender Schwierigkeiten nicht ernst genug genommen hatte Darüber zu reden, wie sie und Tony es getan hatten ehe das alles begann, war
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