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Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Titel: Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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weitergegeben. Nun, da hab ich eben auf
     Vater Kolping gemacht, auf christlichen Arbeiter, hab ein paar fromme Sprüche runtergeleiert, und so bin ich schon im Juni
     raus. Ich fand einen fabelhaft aufgeräumten, sauber geführten netten, kleinen Betrieb vor, den die Hölthohne mir einschließlich
     der Pacht korrekt übergab. Das hab ich ihr nie vergessen, und die kriegt heute noch die Blumen von mir zum Selbstkostenpreis. Mich hat das Walterchen nicht um einen Persilschein gefragt – ich hätte den nämlich mal ein paar Monate wenigstens schwitzen und
     brummen lassen, wo der doch alle schweren Zeiten, ohne einen Kratzer abzukriegen, überstanden hat. Nur als Therapie, natürlich,
     ein bißchen zappeln lassen, das hätte ihm nicht geschadet. Nun, er war auch zu mir nett, hat mir meinen Anteil arrondiert
     und mir einen Kredit gegeben, damit ich endlich meinen eigenen Laden anfangen konnte. Wir haben uns die Abonnenten geteilt,
     und er hat mir ja großzügig mit Saatgut ausgeholfen, aber so ein halbes Jährchen in irgendeiner Art von Gefangenschaft hätte
     dem mal gutgetan.«
    Der Verf. blieb noch einige Zeit (etwa eineinhalb Stunden) bei Grundtsch, der nicht einmal andeutungsweise weinerlich war
     und fortan auf eine wohltuende Weise schwieg. Es war recht gemütlich in seiner Bude, Bier gabs und Kirschwasser und hier,
     in Grundtschs Bude, durfte der Verf., was ihm auf dem Friedhof von Grundtsch der Sicht wegen (»Ein Zigarettchen sehen Sie
     kilometerweit«) nicht gestattet wurde: Zigaretten rauchen. Als Grundtsch den Verf. wieder an den glitschigen Abfällen vorbei
     nach draußen brachte, sagte Grundtsch, mit nicht gerade tränenerstickter, aber sehr bewegter Stimme: »Es muß alles getan werden,
     um Lenis Jungen, diesen Lev, wieder aus dem Kittchen rauszuholen. Das sind doch nur Dummheiten, |377| die der begangen hat. Der wollte doch nur an diesen miesen Hoysers eine Art privater Wiedergutmachung für seine Mutter vollstrecken.
     Das ist ein Prachtjunge, genau wie seine Mutter und wie sein Vater, und immerhin ist er doch dort geboren, wo ich jetzt wohne,
     und hat drei Jahre bei mir gearbeitet, bevor er zum Friedhofsamt und dann zur Straßenreinigung ging. Ein Prachtjunge und lange
     nicht so schweigsam wie seine Mutter. Für den muß man was tun. Der hat doch als kleiner Junge hier gespielt, wenn die Leni
     mal bei Pelzer und später bei mir aushalf, wenns Saisongeschäft kam. Wenns drauf ankäme, würde ich den hier auf demselben
     Friedhof verstecken, wo sein Vater versteckt gewesen ist. Den würde hier kein Mensch finden, und der hat auch nicht die Angst
     vor Grüften und Kellern, wie ich sie habe.«
    Der Verf. nahm herzlich Abschied und versprach – was er zu halten gedenkt – wiederzukommen; er versprach außerdem, dem jungen
     Gruyten, so es diesem gelänge, der Haft zu entweichen, den – wie Grundtsch es nannte – »Friedhofstip« zu geben. »Und«, das
     rief Grundtsch dem Verf. nach, »sagen Sie ihm, daß er bei mir immer seinen Kaffee, seine Suppe und seine Glimmstengel bekommt.
     Immer.«
     
    Die wenigen direkten Zitate von Leni sollen hier einmal zusammengefaßt dargeboten werden:
    »auf die Straße gehen« (um ihr Klavier vor der Pfändung zu retten)
    »beseelte Wesen« (im Weltraum)
    »riskiertes Tänzchen« (mit H. H.)
    »wenn es soweit ist, darin begraben werden« (im Bademantel)
    »Verflucht, was ist das für ein Zeug, das da aus mir herauskommt?« (Leni, als kleines Mädchen, auf ihre Exkremente Bezug nehmend)
    |378| »ausgestreckt und ganz hingegeben«; »geöffnet«; »genommen«; »gegeben« (Heidekrauterlebnis)
    »Bitte, bitte, geben Sie mir doch dieses Brot des Lebens. Warum muß ich so lange warten?« (Äußerung, die zur Verweigerung
     der Erstkommunion führte.)
    »Und nun bekam ich dieses blasse, zarte, trockene, nach nichts schmeckende Ding auf die Zunge gelegt – ich war drauf und dran,
     es wieder auszuspucken.« (auf die wirkliche E. K. bezogen)
    »Muskelsache« (auf ihre »Papierlosigkeit« im Zusammenhang mit Stuhlgang bezogen)
    »den ich lieben, dem ich mich bedingungslos hingeben will«; »kühne Zärtlichkeiten ersinnen«; »er soll Freude an mir haben
     und ich an ihm« (bezogen auf ihren »Zukünftigen«).
    »Der Kerl« (hat keine) »zärtlichen Hände« (erstes Rendezvous).
    »um in Ruhe ein wenig zu weinen« (Kinogänge)
    »so lieb, so furchtbar lieb und gut ist« (Bruder Heinrich)
    »wegen der schrecklich vielen Bildung Angst vor ihm« (Bruder

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