Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)
(die damals noch lebte), um Lotte und deren fünfjährigen Sohn
Werner; ob der jüngste Sohn Kurt, der sich noch im Mutterleib befand, mitgeweint hat, ist unbekannt geblieben.
Da der Verf. außerstande ist und sich ungeeignet hält, über Tränen zu meditieren, informiert man sich über die Entstehung
von Tränen, ihr chemisches und physikalisches Zustandekommen am besten in einem zur Hand befindlichen Nachschlagewerk. Das
siebenbändige Lexikon einer umstrittenen Firma, Ausgabe von 1966, gibt über Tränen folgende Auskunft:
»Tränen, lat. lacrimae, die von den T.drüsen ausgeschiedene Flüssigkeit, die den Bindehautsack des Auges befeuchtet, das Auge
vor Eintrocknung schützt und kleine Fremdkörperchen laufend aus dem Auge spült; sie (wahrscheinlich |113| die Flüssigkeit. Anm. des Verf.) fließt in den inneren Augenwinkel und dort durch den T.nasenkanal ab. Durch Reizung (Entzündung,
Fremdkörper) oder durch seelische Erregung wird der T.fluß vermehrt (Weinen).« Unter Weinen liest man im gleichen Nachschlagewerk: »Weinen – wie das Lachen Ausdrucksform der Krise. D. h. der Trauer, Rührung, des Zorns
oder Glücks, psychologisch (Hervorhebung nicht vom Verf.) der Versuch der seelischen Befreiung. Begleitet durch das Absondern von Tränen, Schluchzen
oder vulsivischen Erschütterungen, steht in Verbindung mit vegetativem Nervensystem und Hirnstamm. Als Zwangs-W. und unbeeinflußbarer
Weinkrampf bei depressiver Grundstimmung, manisch-depressiven Erkrankungen, Multipler Sklerose.«
Da mögliche Interessenten an dieser Niederschrift simpler Fakten möglicherweise in jenes ausbrechen, auf das mit einem verwiesen
wird, und vielleicht auch diesen Reflex erklärt haben möchten, soll hier, schon um Lexikonanschaffungen, notfalls auch nur
das Nachschlagen zu ersparen, der entsprechende Paragraph ebenfalls wiedergegeben werden.
»Lachen, anthropologisch (alle, auch die folgenden Hervorhebungen nicht vom Verf.) Ausdrucksgebärde als körperliche Resonanz seelischer Stimmungen in Krisensituationen Weinen. Philosophisch L. des Weisen, Lächeln des Buddha, der Mona Lisa aus der Selbstgewißheit des Seins. Psychologisch mimische Ausdrucksbewegung als Zeichen der Freude, des Spaßigen, Humorvollen. Spiegelt als kindliches, blasiertes, ironisches,
gemütvolles, befreiendes, verzweifeltes, böses, kokettes L. die Gemüts und Charakterwerte. Pathologisch bei Erkrankungen der Nervenbahnen und bei Psychosen triebartiges L. als Lachzwang, sardonisches L. begleitet von Gesichtsverzerrungen,
und hysterisches L. als Lachkrampf. Sozial |114| wirkt das L. ansteckend (Ideomotorik als Bewegung durch Vorstellen).«
Da hier in eine mehr oder weniger emotionelle und unvermeidlicherweise auch tragische Phase eingetreten werden muß, ist es
wohl besser, die Ausstattung mit Begriffen zu vervollständigen und festzustellen: eine Erklärung des Begriffs Glück fehlt
in diesem Lexikon, zwischen Gluck, Christoph Willibald, Ritter von, und Glucke steht dort nur »Glück auf«, Glückseligkeit
aber konnte gefunden werden, definiert als »Inbegriff der vollendeten und dauernden Lebenserfüllung; von jedem Menschen naturhaft
erstrebt, unterliegt das, worin er diese Enderfüllung sucht, seiner Wahl, die seine gesamte Lebenshaltung bestimmt; nach christlicher
Lehre kann wahre G. nur in der ewigen Seligkeit liegen.«
» Seligkeit , der völlig leid- und schuldlose Zustand immerwährender vollendeter Glückserfüllung, von allen Religionen als Sinnziel der
Weltgeschichte erwartet. In der kath. Glaubenslehre zunächst die S. Gottes im unendl. Selbstbesitz seiner Seinsgüte; dann die S. des Menschen (u. Engels) in der
Gemeinschaft mit Gott durch gnadenhafte Teilhabe an seinem beseligenden Leben, die schon im zeitlichen Leben als Christusinnigkeit
(Gottseligkeit) beginnt und in der ewigen S. mit Auferstehung und eschatolog. Neugestaltung der Gesamtwirklichkeit vollendet
wird. Nach ev. Auffassung die vollkommene Einheit mit Gottes Willen, die eigentliche Bestimmung des Menschen, sein Heil und seine Erlösung.«
Da T. und W., L. und G. ausreichend erklärt sind, ihre Erklärung als Rüstzeug jederzeit nachschlagbar, braucht dieser Bericht
sich nicht lange mit der Schilderung von Gemütszuständen zu befassen, nur gelegentlich auf deren Definition im Lexikon hinzuweisen,
und es muß ausreichen, wenn man sich der angemessenen Abkürzung bedient |115| . Da T., L. und W. lediglich in Krisensituationen
Weitere Kostenlose Bücher