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Grusel auf Campbell Castle

Grusel auf Campbell Castle

Titel: Grusel auf Campbell Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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mit einem großen Schlüssel aufschloss, war nicht besonders groß. In einem weiß getünchten Raum befand sich an der vorderen Wand ein schlichter Altar, an den Wänden hingen einige Heiligenbilder, und die Statuen der vier Apostel beteten in den vier Ecken des kleinen Gotteshauses. In der Mitte standen sechs schlichte Holzbänke für jeweils vier oder fünf Personen hintereinander aufgereiht. Die Kapelle war jedoch höher als die anderen Räumlichkeiten des Schlosses, sodass sechs große Spitzbogenfenster in den Wänden Platz fanden. Und über dem Altarraum öffnete sich ein kleiner Glockenturm, in dem eine ansehnliche, gusseiserne Glocke hing.
    »Funktioniert die?«, wollte Peter wissen und zeigte nach oben.
    Campbell nickte. »Ja, auf Knopfdruck. Zu den Feiertagen lassen wir sie meistens läuten.«
    Bob sah sich um. »Mäßigung also. Kollegen, habt ihr eine Idee?«
    »Das höchste Licht soll erhellen, was die letzte Gabe ist«, sagte Justus. Mittlerweile kannte er das Gedicht auswendig.
    »Was soll denn das höchste Licht sein? Die Sonne zur Mittagzeit vielleicht?« Peter nickte zu einem der Fenster an der Südwand. »Wenn die da reinscheint, trifft das Licht womöglich auf eine ganz bestimmte Stelle an der Wand.«
    Justus machte eine skeptische Miene. »Das halte ich für weniger wahrscheinlich. Der Sonnenstand variiert über das Jahr, sodass das Licht auf durchaus unterschiedliche Stellen treffen dürfte. Aber die Idee an sich ist nicht schlecht.« Der Erste Detektiv zupfte an seiner Unterlippe. »Höchstes Licht, hm.«
    Bob sah zur Decke, von der drei kleine Lüster hingen. »Die Lichter vielleicht?«
    Campbell schüttelte den Kopf. »Die haben wir erst vor drei Jahren angebracht. Vorher hatten wir Wandleuchter.«
    »Und was ist mit den Kerzen?« Peter ging zum Altar, auf dem sechs Leuchter nebeneinander standen. »Waren die schon immer hier?«
    Campbell zögerte. »Ja, ich glaube schon.«
    »Aber die Kerzen brennen ab«, wandte Justus ein. »Ihr Licht verändert sich also auch. Nein.« Er ging langsam durch die Kapelle. »Wir brauchen ein gewissermaßen fixes Licht, eines, das sich nicht verändert.«
    »Und hoch ist.« Bob drehte sich einmal um sich selbst. Wo war ein hohes Licht?
    Justus besah sich die Fenster. Auf zweien waren Glasmalereien angebracht. Aber nichts darin deutete auf ein Licht hin. Auch auf den Bildern erkannte er nichts, was ihn auf eine Idee gebracht hätte. Der Altar vielleicht? Er bestand aus einem steinernen Tisch, auf dem eine weiße Decke lag. Darauf standen die Kerzen und dahinter eine Schnitzarbeit der Muttergottes, die von einer halbrunden Gloriole umgeben war. Ein Strahlenkranz aus elf vergoldeten Flammen.
    Strahlenkranz. Justus kam näher. Flammen. Fünf rechts, fünf links, eine in der Mitte. Die am höchsten hinaufreichte. Hohes Licht.
    »Wartet mal«, murmelte Justus.
    »Hast du was?« Peter stellte sich neben ihn.
    Justus ging zur Marienskulptur. »Mäßigung.«
    »Just?« Bob sah ihm ins Gesicht. Aber sein Freund schien ihn gar nicht zu bemerken.
    Stattdessen drehte er sich um. »Bescheidenheit. Erste Reihe.« Justus lief zu den Holzbänken. »Zweite Reihe.« Passierte sie nacheinander. »Letzte Reihe.« Er stand vor der hintersten Bankreihe. Fünf Plätze, vier mit, eines ohne Kissen. Sehr unbequem.
    Justus drückte sich in die Bank, setzte sich auf den Platz ohne Kissen. Dann fixierte er die Gloriole.
    »Erster, jetzt sag schon! Was brütest du aus?« Peter zog ungeduldig die Brauen zusammen.
    »Da!« Justus deutete auf eine Stelle an der Wand hinter dem Altar. »Da oben! Seht ihr das? Bob, geh da mal hin.«
    »Wohin?«
    »Hinter den Altar. Zwei Meter über dem Boden, links oberhalb des Bildes mit dem heiligen Florian.« Justus wedelte mit der Hand. »Der Typ mit dem Eimer.«
    Bob ging zu der besagten Stelle, blickte nach oben. Und stieß einen Laut der Verblüffung aus. »Da ist ein Haken!«
    Justus rutschte aus der Bank. »Zieh mal dran!«
    Bob streckte den Arm aus und zog an dem Haken. Ohne große Mühe konnte er einen Deckel abheben, der vorher unsichtbar im Putz verborgen gewesen war. Und dahinter kam ein kleiner Hohlraum zum Vorschein.
    »Ha!«, triumphierte Justus und lief zu Bob. »Hohes Licht, letzte Reihe, schlechtester Platz. Mäßigung!«
    Peter starrte ihn verdattert an. »Ich kapier gar nichts.«
    »Unglaublich!« Campbell war die Verblüffung selbst.
    »Tja.« Justus tippte auf die oberste Flamme der Gloriole. »Das ist das einzig unveränderbare Licht hier

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