GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
einer Gemeinschaft dienen, deswegen schloss sie sich einem Orden an. Doch in ihrem Herzen hatten sich Zweifel eingenistet, und so blieb sie, zuerst unbewusst, dann immer bewusster, auf der Suche. Als sie dabei auf uns stieß, war sie überglücklich. Unbedingt wollte sie ein Teil unseres Lebens werden.
Ich versuchte, Teresa zu bremsen, denn sie war in ihrem Orden abgesichert, der im Fall einer Krankheit oder später im Alter für sie sorgen würde. All das konnten wir ihr nicht bieten. Doch Teresa war nicht abzuschrecken. Sie lebte jeden Tag wie ein großes Abenteuer. Natürlich ist unsere Welt sehr aufregend. Täglich kommen so viele Menschen zu uns: Sie holen uns zu Kranken, zu Sterbenden oder zu einer Beerdigung. Mütter, die nicht weiterwissen, wenn der Mann oder die Kinder Drogen konsumieren und in die Drogenkriminalität abrutschen, suchen unsere Unterstützung. Besucher von überallher machen sich zu uns auf, mal für kürzere Zeit, mal für länger, um an unserem Leben teilzuhaben.
Teresa begleitete uns und übernahm nach und nach immer mehr Aufgaben. So wurde sie für uns zu einer großen Bereicherung. Und doch, auch wenn unser Leben so bunt und vielfältig ist – über kurz oder lang stellt sich der Alltag ein. Vorboten sind die Widerstände, die auftauchen. Es ist eine große Herausforderung, mit den vielen so unterschiedlichen Menschen klarzukommen, die uns aufsuchen. Plötzlich empfindet man es dann als störend, wenn es schon wieder an der Tür klopft – gerade hatte man sich endlich einmal hingesetzt und wollte den Tag ausklingen lassen. Oder wenn die Musik und das lärmende Treiben von der Straße in den Ohren wehtun und einen nach Mitternacht aus dem Schlaf reißen. All der Verzicht, den unser Leben mit sich bringt, wird zur Last, Müdigkeit stellt sich ein.
Im Alltag wach bleiben
Genau das aber soll nicht passieren, das Leben ist für mich keine Last und es soll auch für niemand anderen eine werden. Wir haben einen Weg entwickelt, unser Leben wach und bewusst zu leben: Jeden Morgen lesen wir zusammen im Neuen Testament, in den Geschichten, die von Jesus überliefert sind, und lassen uns davon direkt für unser Leben inspirieren.
Teresa habe ich, wie anderen Menschen auch, erzählt, wie sehr sich mein Leben änderte, als ich diese Art, die Bibel zu lesen, kennengelernt habe. Damals, in den 1960er-Jahren, wollte ich als Missionarin in die Welt gehen und den Menschen von Gott und seiner Liebe erzählen. Heute schlage ich über diese Vorstellung die Hände über dem Kopf zusammen, aber als junge Frau habe ich eben so gedacht. Und dann kam ich Ende der 60er-Jahre in die Slums, baute mir eine kleine Holzhütte, lebte mit den Menschen und wähnte mich am Ziel meiner Träume. Jetzt konnte es also losgehen, das mit dem Erzählen von Gott und der Liebe. Aber dann traf ich einen Arbeiterpriester, einen gelehrten Jesuiten, der sein Geld wie die Menschen im Armenviertel mit einfacher, harter Arbeit verdiente: Er baute Ampeln. Abends trafen sich die Menschen bei ihm in der Hütte, und es wurde von denen, die lesen konnten, ein Stück aus der Bibel gelesen. Nebenbei bemerkt: Fast alle, die nicht lesen konnten, haben es auf diese Weise gelernt!
Nach der Lesung überlegten die Menschen, ob ihnen die Bilder der Bibel in ihrem Leben weiterhalfen. Der Pater wies mich an, bei dieser Gelegenheit nichts zu sagen.
Das Gleichnis vom Sämann
Nie werde ich vergessen, was geschah, als wir die Geschichte vom Sämann lasen. Der Sämann, der die Botschaft Gottes, die Botschaft der Liebe, aussät und niemals weiß, wohin sein Samen fällt: auf Sand, Steine, Dornen oder fruchtbare Erde. Wir saßen im Kreis in der Hütte auf dem Boden. »Also«, fing Juan an, »dieses Erdreich mit den Dornen da, das bin ich. Ich denke immer, dass da in mir was wächst. Und ich hatte es auch zwei Wochen lang geschafft, meinen Lohn am Samstag ganz nach Hause zu bringen. Aber letzten Samstag habe ich wieder die Hälfte davon versoffen. Das ist wie mit den Dornen: Es wächst was und es wird wieder erstickt.«
Jetzt nickte Maria. »Ich bin wie Stein. Es kommt nichts an bei mir. Ich verstehe das nicht. Im Grunde höre ich es, aber ich kann nichts verändern. Mein Leben ist sehr hart.«
»Der Boden in mir ist so dünn«, erzählte Aurelia. »Kaum kommt die Sonne, brennt alles ab. Ich hatte mir vorgenommen, mich mit der Nachbarin zu vertragen. Wir streiten uns immer. Letztes Mal hatte ich es mir fest vorgenommen. Und dann gehe ich hier nach
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