GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
neue, ganz andere Zeit an. Mit großem Ernst und ungeheuren Kräften widmete er sich der Bekämpfung seiner Krankheit, sowohl schul- als auch alternativmedizinisch. Ich begleitete ihn oft und versuchte, ihm beizustehen, wo immer ich konnte. Das war das Wichtigste. Gleichzeitig musste ich meine Arbeit weiterführen und Fernandos Arbeit dazu – so lange, bis wir klarer sehen konnten. Ihr könnt euch vorstellen, dass das für uns alle keine leichte Situation war. Auf mich kam so viel mehr Arbeit zu, die eben einfach erledigt werden musste.
Auch als nach der Diagnose schon einige Monate ins Land gezogen waren, zeichnete sich keine Lösung ab. Fernando wollte nicht, dass wir seine Stelle, auch nicht vorübergehend, ausschrieben. Ich wurde von vielen Mitarbeitern bedrängt, es dennoch zu tun. Das wollte ich auch gerne, aber ich mochte Fernando nicht vorgreifen.
Wieder zu Kräften kommen
Im Februar – in Chile ist dann Hochsommer und Hauptferienzeit – beschloss ich, dass mein Urlaub im Büro stattfinden sollte und ich mich bei der Arbeit erholen würde. Das tat ich auch. Nach der Urlaubszeit schlug Jorge Fernandez, ein langjähriges Vorstandsmitglied der Cristo Vive in Chile, vor, ein Komitee einzuberufen und mir Arbeit abzunehmen. Zugleich beschlossen wir, einen Subdirektor einzustellen. So geschah es. Die Belastung wurde geringer, war aber natürlich immer noch viel höher als sonst. Fast überstieg sie manchmal meine Kräfte.
Wenn ich merke, dass eine Situation anfängt, mir zu viel zu werden, dann versuche ich, mich noch gewissenhafter als sonst zu regenerieren. Dazu muss ich mich auf die Kraft der Liebe besinnen. Sie ist in jedem von uns, und alle können lernen, sie zu nutzen. Ich nehme dazu unterschiedliche Wege. Manchmal, das ist sozusagen meine Notfallmaßnahme, wenn ich so richtig am Ende bin, wende ich mich an die Liebe selbst. Für mich sind Liebe und Gott nur zwei verschiedene Worte für ein und dasselbe. Ich schalte Gott, die Liebe, ein und sage: »Bitte, jetzt brauche ich Ruhe. Bitte sorge dafür, dass sich niemand im Flugzeug (oder im Bus oder wo auch immer) neben mich setzt und mich braucht.« Daraus entstehen mitunter die komischsten Situationen.
Einmal war ich im selben Flugzeug nach Chile unterwegs wie jemand, der sich schon in Europa mit mir treffen wollte und jetzt nach Chile flog, um mich dort aufzusuchen. Ich war so müde, dass ich zu Gott gesagt habe: »Lass mich schlafen diese Nacht, es geht nicht anders.« Und tatsächlich, ich habe wie ein Kind geschlummert, die Kräfte der Liebe haben dafür gesorgt, dass ich mich regenerieren konnte. Als die Maschine landete und wir alle aufstanden, um unser Handgepäck zu nehmen, rief ein Mann: »Sind Sie Schwester Karoline? Ich möchte Ihr Buch auf Spanisch verlegen.« Ich war ausgeruht und wir vereinbarten einen Termin. So konnte ich das Treffen morgens frisch und erholt an meinem Schreibtisch wahrnehmen. Wenn sich die Liebe in mir wieder auffüllt, so wie in dieser Situation, dann kann ich sie auch wieder zu den Menschen fließen lassen.
Zurück zur Quelle
Auch der Dienst, den wir tun, erschöpft uns. Deshalb brauche ich ganz dringend immer wieder kleine Zeiten der inneren Ruhe, in denen ich mich der Quelle der Liebe zuwenden kann. In denen ich Gott und mir selbst nahe bin, in denen ich mich wieder regeneriere. Das muss nicht viel sein. Zehn Minuten, in denen ich mich hinsetze, hinlege oder hinknie. Damit ich ganz leer werden kann, damit neuer Raum in mir entsteht. Damit die Kräfte nachfließen und innerlich aufsteigen können.
Denn das braucht es von Zeit zu Zeit. Wie oft klopft es an unserer Türe und jemand steht da und sagt: »Entschuldige, Hermana, dass ich störe.« Wenn ich antworte: »Aber dafür sind wir doch da! Du störst mich nicht!«, ist das Eis gebrochen. Die Menschen treten ein. Und das Erste, was oft passiert, ist, dass sie anfangen zu weinen. Dann nehme ich sie einfach in den Arm. Und ich weiß, es wird sich schon ein Weg finden, um aus der Not herauszukommen. Der Anfang ist jedenfalls gemacht. Das andere ergibt sich. Es ist so wichtig, dass ich sage: »Aber dafür sind wir doch da, du störst mich nicht.« Wie schrecklich wäre es, wenn ich etwas anderes fühlte und dächte! Denn ich bin doch ins Armenviertel gegangen, um für die Menschen da zu sein, weil ich das so wollte. Wie könnten die Menschen mich da stören?
Erschöpfung gehört zum Leben dazu
Dass ich müde bin, dass ich nach harter Anstrengung erschöpft bin, das
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