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GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben

GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben

Titel: GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karoline Angela u Mayer Krumpen
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sollte ich tun? Alles Mögliche konnte sich hieraus entwickeln, schlimmstenfalls ein Präzedenzfall, dem andere folgen würden. Ich beschloss, alles, auch meine Verteidigung, selbst zu übernehmen.
    Eine enorme Bitterkeit erfasste mich. Mit so viel Liebe und Fürsorge hatten wir für Aurora gesorgt, ihren Sohn mit großgezogen, ihr alles geschenkt, was wir geben konnten. Überhaupt hatten wir in unserem winzigen Häuschen alles mit ihr geteilt. Weihnachten, das Fest der Liebe, das vor der Tür stand, war mir schon im Vorhinein vergällt. Ich war so verletzt, traurig und enttäuscht. In unserer kleinen Kapelle lag ich auf den Knien, heulte, tobte und schrie. »Gott, jetzt brauche ich dich. Wenn du willst, dass ich Weihnachten feiern kann, dann tu was. Hier hast du ein Paket. Mein Weihnachtspaket für dich!« Alle Wut, Bitterkeit und Enttäuschung über Aurora hatte ich im Geiste in ein »Paket« gepackt, das ich jetzt Gott im Gebet hinhielt. »Nimm es, tu etwas damit. Sorge dafür, dass es verschwindet. Sonst weiß ich nicht, wie ich Weihnachten feiern soll.« Auf diese Weise konnte ich wenigstens wieder durchatmen. Das »Paket« ließ ich in der Kapelle und hütete mich, es wieder aufzuschnüren.
    Der Prozess sollte noch vor Weihnachten stattfinden. Jemand hatte mir geflüstert, Aurora sei die Geliebte eines Sicherheitsmannes des Diktators General Pinochet geworden.
    Das konnte ich nicht so richtig glauben – hatte sie nicht all die Jahre erlebt, was Militär und Geheimdienst unter den Menschen anrichteten? Hatte sie nicht hautnah meine Verhaftung mitbekommen, als die Leute vom Geheimdienst in der Nacht in unser Häuschen gedrungen waren, alles durchsucht und auf den Kopf gestellt hatten? Als sie mich dann zum Verhör abführten, war ich mehr in Sorge um Aurora und die anderen Mitbewohnerinnen gewesen als um mich. Schließlich konnte man mich als Ausländerin nicht so leicht aus der Welt schaffen. Das Schicksal der anderen konnte aber unter Umständen viel schlimmer aussehen, wenn diese Herren zurückkämen und sie mitnehmen würden.
    Eine energische Richterin
    Dann kam der Tag des Gerichtstermins. Und tatsächlich: Vor mir schritt Aurora am Arm eines Militärs, der eine Schusswaffe an der Hüfte trug. Schließlich wurden wir aufgerufen. Die Richterin zitierte nur uns beide herein. In einem langen Brief hatte ich dem Gericht den Fall aus meiner Sicht geschildert. Das war meine ganze Verteidigung, auf einen Rechtsanwalt hatte ich ja verzichtet.
    Ich war auf vieles gefasst, aber nicht auf das, was dann passierte: Die Richterin sah mich – und hob zu einer endlosen Tirade an. Sie schimpfte und schimpfte und schimpfte mit mir: »Sie haben dieser Frau alle diese Möglichkeiten gegeben, Sie waren unendlich blauäugig. Sie hätten diese Frau behandeln sollen wie eine Hausangestellte. Sie hätten sie erziehen können. Nein, Sie hätten sie erziehen müssen! Ein Lohn als Hausangestellte, das wäre Sie billiger, viel billiger gekommen als das, was Sie gemacht haben.«
    Mir blieb die Spucke weg. Die Richterin schimpfte mit mir, nicht mit Aurora? Aber sie war noch nicht fertig. Jetzt wandte sie sich an Aurora: »Und Sie? Sie haben sich unverschämt benommen! Sie haben alles genommen, alles. Über so viele Jahre haben Sie Hilfe und Hilfe und Hilfe angenommen. Und jetzt? Jetzt kommen Sie und verlangen noch mehr! Was denken Sie sich eigentlich? Hat Ihnen niemand Anstand beigebracht?«
    Die Richterin hatte uns nach Strich und Faden zusammengestaucht. Und beide brachten wir kein Wort heraus. Dann kam sie zum Schluss. An mich gerichtet sagte sie: »Sie? Sie werden lernen, wie man mit Leuten umgeht und sich nicht schamlos ausnützen lässt.« Dann sagte sie zu Aurora: »Und Sie, Sie werden lernen, wie man sich benimmt, wenn einem beigestanden wird.« Sie holte kurz Luft und schloss mit: »Das war’s, jetzt beide raus! Sofort!«
    Und das Paket?
    Völlig verdattert fand ich mich auf der Straße wieder. Ich spürte augenblicklich: Das Paket war weg. Es war von meiner Seele, aus meinem Herzen geräumt, es war einfach weg! Weihnachten konnte meinethalben kommen!
    Aurora habe ich danach lange nicht mehr gesehen, sie hat sich einfach nicht mehr blicken lassen. Wahrscheinlich konnte sie sich gar nicht vorstellen, wie schrecklich diese Situation für mich war. Und ich begriff, dass sie dem Geliebten in die Falle gegangen war – er hatte sie benutzt, um mir zu schaden.
    Erst Jahre später kam sie wieder. Nie hat sie ein Wort über die ganze

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