Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
Flugzeug zurückrollte. »Ich schieße gut, und du bist tot, bevor wir die Startbahn erreichen. Und die Kabine ist hundert Prozent schalldicht, wie ich vielleicht schon erwähnt habe. Schnall dich an.«
»Cara …«
»Los.« Verschwunden war das unschuldige Getue, das geheuchelte Interesse an dem, was Vivi rausgefunden hatte. Ersetzt durch den sterbensruhig gefassten Gesichtsausdruck einer Frau, die bereit war zu töten.
Wenn Vivi den Gurt anlegte, konnte sie nicht aufspringen und machen, dass sie aus diesem Flieger kam.
Aber irgendwas sagte ihr, dass Cara durchaus fähig war, diese Pistole abzufeuern, wenn sie es nicht tat.
Sie zog den Gurt über ihre Hüften und wandte den Blick bewusst nicht von Cara. Dabei drückte sie heimlich einen Knopf an ihrem Telefon und ging auf Anrufen. Es war die Kurzwahl von irgendjemandem, aber sie hatte keine Ahnung, von wem.
»Wirf das Handy weg«, sagte Cara und deutete mit dem Kopf auf die andere Seite der Kabine. »Los. Eins, zwei …«
Sie warf das Telefon in hohem Bogen auf das Bett, wo es weich landete. »Warum tust du das?«, fragte Vivi.
»Weil du eine verdammt gute Ermittlerin bist. Und das war meine größte Angst, als du meinen Wohnwagen in L . A. betreten hast. Aber auch meine größte Chance. Deswegen habe ich dich hergerufen. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass du oder Mercedes das hier finden würdet.« Sie zeigte auf die zu Boden gefallenen Zettel. »Das FBI sollte den Kram finden. Haben die nicht das Haus durchsucht?«
Warum benahm sie sich so merkwürdig? »Ich versuche, ihr das anzuhängen. Aber der Plan war nicht, dass das jetzt schon passiert. Im Moment brauche ich noch die Publicity des Oscar-Mörders, jetzt mehr denn je, denn mein Name wird zwangsläufig mit diesem Schwein und seinem niederträchtigen Geschäft in Verbindung gebracht werden.«
»Warum willst du ihr einen Mord anhängen?«
Sie neigte bloß den Kopf und lächelte schief. »Besser sie als die richtige Mörderin, Kleine. Und jetzt, wo das FBI sich intensiv mit dem Fall beschäftigt, finden sie Haare und Gott weiß was noch alles. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auf … mich kommen.«
Cara war der Oscar-Mörder? Vivi starrte sie bloß an, völlig sprachlos.
»Überrascht dich das etwa, Vivi? Das ist Hollywood. Nur die Starken überleben. Und, Himmel, ich hasste Adrienne dafür, dass sie mir diesen Preis vor der Nase weggeschnappt hat. Ich war stinksauer.« Sie spuckte das Wort aus und sprühte regelrecht Gift und Galle.
»Du warst nicht mal nominiert«, sagte Vivi, sich vage bewusst, dass der Flieger zurückrollte und sich langsam drehte, vermutlich, um auf eine Startbahn zuzusteuern.
Bitte, lieber Gott, lass heute viel los sein auf dem Flughafen von Nantucket.
Flog Lang nicht auch um diese Zeit ab? Würde sein Flieger ihren Abflug lange genug hinauszögern, dass sie hier rauskam? Sie musste hier raus. Oder die Piloten erreichen. Sie riskierte einen Blick zum Servicebutton, der jedoch zu weit weg war, als dass sie hätte hinhechten können.
»Ich habe seinerzeit für die Rolle vorgesprochen«, sagte Cara. »Ich hätte sie kriegen sollen. Und da Joellen eine Weile für sie gearbeitet hat, war es nicht besonders schwer, Adriennes Zeitplan und ihre Fahrtroute rauszubekommen.«
»Du bist die Letzte, auf die ich gekommen wäre«, sagte Vivi aufrichtig. »So viel zu meinen ermittlerischen Fähigkeiten.«
»Aber du hast dich auf Joellen eingeschossen, und genau das wollte ich erreichen. Sie ist das perfekte Bauernopfer. Die arme, versoffene, übergangene Schwester. Aber in ihrem letzten Akt der Blödheit wirst du sterben: Sie wird den Lockvogel umbringen.«
»Irgendwer wird weiter ermitteln, Cara.« Ihr Blick fiel auf die Pistole, die fest in Caras Hand lag. Sobald sie den Gurt löste, war sie tot. »Du wirst damit niemals davonkommen.«
»Ach nein? Ich bin schon mit ein paar anderen Morden davongekommen«, sagte sie. »Wegen der Ermittlungen mache ich mir keine Sorgen. Die werden niemals auf mich kommen, wenn mein Double aus Versehen dem Oscar-Mörder zum Opfer fällt. Sie werden direkt auf Joellen abzielen, die schließlich nicht mal meine Schwester ist.«
Vivi schluckte, obwohl ihr Mund staubtrocken war, und unter ihren Achseln kribbelte unangenehm der Schweiß. Cara log nicht … nichts davon war gelogen. »Und warum hast du dann Isobel DeSoto umgebracht? Hattest du vor, zur Serienmörderin zu werden?«
»Sie hatte die Rolle in ›Reise aus der
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