Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
nächsten Schuss, oder das Geräusch, wie sie hinter ihr über die Mauer setzten.
Aus der Ferne vernahm sie Schritte und Männerstimmen.
Sie kam gerade schwankend auf die Beine, als ein neuer Schmerz ihren Körper durchzuckte, ein Brennen, das so intensiv war, dass sie impulsiv aufschrie. Ein Glück, dass sie noch ihre Schutzmaske trug, die den Schmerzensschrei dämpfte. Als sie sich mit der Hand an den Arm fasste, fühlte sie die warme Feuchtigkeit, die aus ihrer Haut quoll.
Blut. Sie war von einer Kugel erwischt worden, und ihre Haut brannte wie Feuer.
Mit einem Mal zitterten ihre Finger unkontrollierbar. Sie hatte noch eine letzte Hoffnung. Die Tochter, die sie dreißig Jahre lang ignoriert hatte. Würde sie kommen?
23
Das Wasser in der Dusche war bestimmt an die vierzig Grad heiß und brannte auf ihrem Gesicht, ihren Brüsten, brannte sich bis in ihr Herz.
Und trotzdem war Devyn kalt.
Warum befand sich ihre Mutter auf einem Selbstmordkommando?
Es gab keine plausible Antwort darauf, aber eine bohrende Stimme in ihrem Kopf warnte sie unerbittlich: Niemand, der auf der Seite der Guten ist, geht auf ein Selbstmordkommando.
Oder doch? Devyn wusste nichts über die Welt der Spione, über den britischen Geheimdienst, über die »Schnüffler«, wie Marc sie nannte. Vielleicht gingen diese Typen auf Selbstmordkommandos. Sie schloss die Augen, hielt ihr Gesicht in das Wasser, das wie tausend Nadeln auf ihrer Haut pikste, und klammerte sich an die Hoffnung, die im Glockenturm in ihr aufgekeimt war. Die Hoffnung, dass Sharon Greenberg eine Art Agentin auf höchster Regierungsebene war, die daran arbeitete, einen Terroristen zu stellen.
»Himmel, Devyn, hier drin ist es ja wie in einer Sauna.«
Marc stand direkt vor der Glastür der Dusche, tippte sie, denn seine Stimme klang verdächtig nah. Durch die beschlagenen Scheiben und die Dampfwolken, die das heiße Wasser erzeugte, konnte sie ihn nur schemenhaft erkennen.
»Ich hoffe, du dringst in meine Privatsphäre ein, um mir eine voraussichtliche Abfahrtszeit mitzuteilen.«
»Nein.« Seine Stimme klang tonlos und ernst.
Puh, das hörte sich ganz nach einer wortreichen Auseinandersetzung an. Sie wischte mit der Hand über das Glas, um den Bereich vor ihrem Gesicht frei zu machen, und erhaschte einen Blick auf seine nackte Brust. Sie strich mit der Hand etwa dreißig Zentimeter senkrecht nach unten, um den Rest von ihm in Augenschein zu nehmen.
Mmh, vielleicht doch keine wortreiche Auseinandersetzung. Oder er kämpfte mit unfairen Mitteln.
»Warum bist du dann hier?« Fast augenblicklich begann das Glas wieder zu beschlagen, trotzdem konnte sie seine Erektion erkennen, eingebettet in dunkel gekräuselten Flaum, wippte sie verheißungsvoll in die Horizontale.
Mit einem Mal wurde ihr warm ums Herz.
»Ich habe neue Informationen über deine … über Dr. Greenberg.«
Ihre Lust bekam einen leichten Dämpfer. »Was denn?«
Er schwieg, aber sie konnte schemenhaft erkennen, dass er von einem Fuß auf den anderen trat. Er wollte es ihr nicht sagen. Das war nicht gut.
»Ich habe noch mal mit meinem Bruder gesprochen.«
»Dem CIA -Agenten.« Sie legte einen leichten Zynismus in ihre Bemerkung. Denn, mal ehrlich, wer kannte schon einen CIA -Agenten, geschweige denn war mit einem aufgewachsen?
»Eigentlich arbeitet er nicht für die CIA .«
Sie schniefte verächtlich. Okay, dann eben nicht. »Dann hast du mich falsch informiert.«
»Er arbeitet für einen Vertragspartner der CIA , aber er hat extrem gute Kontakte in punkto dunkle Operationen und …«
»Dunkle Operationen?« Sie hätte fast die Glastür aufgestoßen, um ihn mit einem wütenden Blick zu durchbohren, aber noch brauchte sie die schützende Barriere. »Was zum Teufel bedeutet das, Marc?«
»Es bedeutet, dass er genau weiß, was deine leibliche Mutter macht und für wen.«
Sie spürte, dass sie wacklige Knie bekam, und eine eisige Gänsehaut, obwohl sie unter dem heißen Wasserstrahl stand. Es machte sie fertig, wie er das sagte.
Schweigend erwartete sie das Urteil. Gut oder böse? Richtig oder falsch? Schuldig oder nicht schuldig?
»Sie arbeitet für einen Zwischenhändler, der biochemische Massenvernichtungswaffen herstellt, die, wie gewisse Quellen glauben, für zukünftige Terroranschläge nach Pakistan verkauft werden.«
Ihr Magen gefror zu einem gefühlten Eisklumpen. »Was für Quellen?«
»Wirklich verdammt zuverlässige Quellen. Sie ist eine Kriminelle, eine Verräterin an unserer
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