Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
die meisten anderen.«
»Es gibt keinen Gegenzauber, weil es sich um Zauberkunst handelt.«
Zauberkunst? Sally schüttelte den Kopf.
Es gab alle möglichen Arten von Magie.
Zauber, die von Hexen und Zauberern gewirkt wurden, sowohl weiße als auch schwarze Magie. Dämonenmagie, die auf natürlichen Kräften beruhte. Und die Zauberbegabungen, die Propheten und anderen Individuen zuteilwurden, die vom Schicksal gesegnet waren.
Oder auch verflucht.
Aber bei Zauberkunst sollte es sich um uralte Magie handeln, die von einem Ort stammte, der noch geheimer war als jene Zaubertränke, die in einem Hexenkessel gebraut wurden, oder sogar die blutigen Altäre.
Sie stammte aus dem tiefsten Inneren der Seele und verschlang bei jeder Benutzung ein Stück Lebenskraft einer Hexe.
»Ich habe noch nie …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das wäre eine urbane Legende.«
»Es ist keine Legende, obgleich diese Magie nach allem, was ich über diese Welt herausgefunden habe, nicht annähernd so wirkungsvoll ist, wie sie einst war«, murmelte die Kreatur, die früher Gaius gewesen war. »Dennoch kann der Zauber, sobald er gewirkt wurde, nicht mehr gebrochen werden, bevor die letzte Hexe tot ist.«
Sallys Mund wurde trocken. Er sagte das mit einer unerschütterlichen Überzeugung. Ob es nun stimmte oder nicht – er glaubte wirklich, dass das Buch durch Zauberkunst geschützt wurde.
Und dass ihr Tod das Einzige war, das ihm das geben konnte, was er haben wollte.
»Ich habe diesen Zauber doch nicht gewirkt«, stieß sie krächzend hervor.
»Natürlich nicht.« Ein Anflug von Ungeduld verzerrte die hageren Züge. »Er wurde zu Anbeginn der Zeit gewirkt. Als die Hexen sich in der Gewalt der Orakel befanden.«
»Hexen in der Gewalt der Orakel?« Sally stieß einen schockierten Laut aus. Ihr war immer erzählt worden, Hexen seien aus dem menschlichen Bedürfnis heraus erschaffen worden, die wachsende Macht der Dämonen und ihrer Kommission ins Gleichgewicht zu bringen. »Soll das ein Witz sein?«
Gaius zuckte mit den Schultern. »Vor der großen Spaltung.«
»Der großen …« Abrupt presste sie ihre Finger auf ihre pochenden Schläfen. »Schon gut. Ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Bei den wahrhaft mächtigen Hexen können Seelenbindungen von der Mutter auf die Tochter übertragen werden.« Sein glühender Blick glitt über ihren schlanken Körper, der sich durch das knappe Muskelshirt und die Stretchhose viel zu nackt anfühlte. »Eine unzerbrechliche Kette.«
Sally vergaß zu atmen, als sie die einzig logische Schlussfolgerung aus dieser Erklärung zog.
»Also war meine Mutter …«
»Sie war eine der Erbinnen.«
Ein schrilles, humorloses Lachen entrang sich Sallys Kehle. Sie war mit der Behauptung ihrer Mutter, dass sie sich entschieden habe, eine Tochter zu bekommen, um ihre Machtbasis zu sichern, nie so richtig zufrieden gewesen. Schließlich gab es keine Garantie dafür, dass Sally mit magischen Fähigkeiten, die groß genug waren, um mehr als eine Belastung für ihre Talente zu sein, geboren würde. Es wäre weitaus zweckmäßiger gewesen, einen Lehrling einzustellen, der alt genug war, das Niveau seines Talentes zu offenbaren, und gleichzeitig jung genug, um zu einer treuen Gehilfin geformt zu werden.
Jetzt verstand sie es.
Ihre Mutter hatte eine Bluterbin gebraucht, um ihre Verpflichtung weiterzugeben.
»Kein Wunder, dass sie so darauf bedacht war, eine Tochter zu bekommen«, murmelte sie und fragte sich ironisch, wann ihre Mutter ihr wohl die Wahrheit hatte erzählen wollen.
Vielleicht an diesem unvergesslichen sechzehnten Geburtstag?
Was für eine große Ironie wäre das doch gewesen …
»Ja«, stimmte Gaius ihr zu.
»Wie viele Erbinnen gibt es?«
Gaius wandte sich dem in der Wand klaffenden Loch zu. Sein Hass auf das Buch lag pulsierend in der Luft. Sally zitterte und nutzte die Gelegenheit, einen flüchtigen Blick auf die beiden Vampire zu werfen, die stumm auf der anderen Seite des Raumes standen.
Die Frau schien ihre Umgebung weiterhin nicht wahrzunehmen, aber der Mann erwiderte ihren Blick und deutete mit dem Kopf unauffällig zur Tür.
Sally runzelte die Stirn. Was zum Teufel sollte das bedeuten?
Dass sie sich aus dem Staub machen sollte?
Dass draußen noch mehr Feinde lauerten?
Dass …
Ihre verzweifelten Gedanken wurden unterbrochen, als sich Gaius abrupt wieder zu ihr umdrehte.
»Sie begannen mit dreizehn«, sagte er als Antwort auf ihre Frage. »Die
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