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Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Titel: Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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jemand, der alleine im Park spazieren geht. Das heißt so, wie ich mir vorstellte, dass sich jemand anzieht, der alleine im Park spazieren geht. Jeans, Turnschuhe, Sweatshirt, abgewetzte Lederjacke.
    Mit dem Fahrrad war ich früher als abgemacht da. Ich kettete das Rad an einen Ständer und durchquerte eines der Parktore. Es war elf Uhr, und der Park wimmelte von Menschen. Familien, Kinder auf Inlineskates, Erwachsene auf Inlineskates, Jogger und Fit-Walker, also Leute, die einfach nur gingen. Allerdings im Trainingsanzug, mit teuren Sportschuhen und todernstem Gesicht. Wir gehen nicht spazieren, wir treiben Sport, damit das klar ist.
    Die Basketballfelder waren alle belegt, auf einem freien Platz sah ich eine Gruppe Mädchen in Kimonos. Sie hatten alle schwarze Gürtel, führten ein Karate-Kata vor und waren sehr schön anzusehen.
    Ich machte dreimal die ganze Runde, um irgendwie die Zeit herumzubringen. Dann endlich sah ich Natsu; sie war in etwa gekleidet wie ich. Neben ihr strampelte sich die Kleine, im rosaroten Anorak, auf einem Fahrrad ab.
    Ich winkte ihr zu, und sie winkte fröhlich zurück.
    »Erinnerst du dich noch an Guido, Anna?«
    Ich fragte mich, ob sie sich wohl an jene Nacht erinnerte. Dumme Frage, antwortete ich mir. Sie war ja gar nicht aufgewacht, wie sollte sie sich da erinnern.
    »Ciao«, sagte sie einfach.
    »Ciao, Anna, wie geht es dir?«
    »Gut. Gefällt dir mein Fahrrad? Mama hat es mir geschenkt, und ich kann schon ohne Stützräder fahren.«
    »Oh, das ist ja toll. Als ich so alt war wie du, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, ohne Stützräder zu fahren.«
    Sie musterte mich ein paar Sekunden, wie um zu sehen, ob ich sie auf den Arm nahm. Dann kam sie wohl zu dem Schluss, dass ich tatsächlich aussah wie einer, der früher mal Probleme mit dem Fahren ohne Stützräder gehabt hat.
    »Und was machst du im Park? Hast du deine Kinder hierher gebracht?«
    »Ich habe keine Kinder.«
    »Warum?«
    Weil ich im richtigen Moment zu feige war, welche zu wollen.
    »Guido ist nicht verheiratet, Liebling. Wenn er sich eines Tages dazu entschließt, wird auch er Kinder haben.«
    Aber sicher doch. Garantiert.
    Die Kleine radelte davon. Natsu und ich schlenderten ihr hinterher.
    Nach einer Weile kamen wir zu einem Kiosk, der Eis und Getränke verkaufte.
    »Kaufst du mir ein Eis, Mama?«
    »Schätzchen, wenn du jetzt ein Eis isst, bleibt hinterher das Mittagessen stehen.«
    »Ach, Mamilein. Nur ein ganz kleines Eis. Das kleinste von allen. Bitte, bitte.«
    Natsu wollte ihr gerade antworten – dem Gesichtsausdruck nach war sie bereit nachzugeben -, aber ich kam ihr zuvor und fragte, ob ich der Kleinen ein Eis kaufen dürfe. Sie zuckte mit den Schultern.
    Na gut. Aber nur ein kleines.
    In Ordnung. Ein kleines.
    Dann komm mit, sagte ich zu der Kleinen, und sie folgte mir brav. Natsu blieb stehen.
    Und dann hatte ich für ein paar Sekunden – so lange, wie es eben dauert, gemeinsam zum Kiosk zu gehen, das Kind aufzufordern, sich ein Eis auszusuchen, es zu bezahlen, entgegenzunehmen und der Kleinen zu überreichen – ein Gefühl, das eigentlich ganz normal ist, für mich aber wunderschön und zugleich absurd war.
    Ich fühlte mich als der Vater dieses kleinen Mädchens. Wir – und das waren sie, ihre Mama und ihr Papa – gingen zusammen im Park spazieren. Und ich, der Papa, kaufte ihr gerade ein Eis.
    Du wirst langsam verrückt, sagte ich zu mir. Und es war mir völlig egal. Ich war froh, dass es so war, froh, dass ich in diesem Park war, dass wir in diesem Park waren, und alles andere war mir egal.
    Die Kleine nahm das Eis, bat mich, ihr Fahrrad zu schieben, und dann schlenderten wir weiter zu dritt durch den Park. Wie eine Familie.
    »Anna ist heute Nachmittag zu einem Fest eingeladen«, sagte Natsu.
    »Aha«, erwiderte ich mit dem dümmsten meiner Gesichter.
    »Wenn du nichts anderes vorhast, könnte ich dich besuchen kommen, nachdem ich sie zu ihrer Freundin gebracht habe...«
    Ich dachte, in drei Tagen beginnt der Prozess.
    Ich sagte, nein, ich habe nichts anderes vor.

27
    I ch besuchte Paolicelli am Tag vor der Verhandlung. Als er das Sprechzimmer betrat, fiel mir auf, dass er besonders niedergeschlagen wirkte.
    »Ich bin gekommen, um die letzten Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen. Aber als Erstes müssen wir entscheiden, wie es nun grundsätzlich weitergehen soll – noch bleibt uns Zeit, den Vergleich zu beantragen.«
    »Ich begehe eine Riesendummheit, nicht? Ich müsste mit den Richtern

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