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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gefolterten Generals. Dann nahm er ein Taschenmesser und versuchte, mit der Spitze auf einem weißen Blatt Papier die Buchstaben E und D hinzuschreiben.
    Wahrscheinlich würde das D einem Dreieck ähneln. Aber wenn es ein Dreieck war ? Gab es nicht eine Freimaurerorganisation, die ein ähnliches Zeichen hatte? Und konnte das E nicht auch etwas völlig anderes sein, so ein griechisch-orthodoxes Kreuz zum Beispiel?
    Nein, dann würde die senkrechte Linie nur an zwei Stellen durchkreuzt werden und nicht an drei. Es war wohl ein E. Und vermutlich auch ein D. Und daß es Versalien waren, brauchte nichts anderes zu bedeuten, als daß man mit einem Messer ein kleines e und ein kleines d nicht so leicht einritzen kann wie Versalien. Es konnte also ed heißen, Ed, E. d. oder E. D.
    Plötzlich okkupierte Kapitän Seebär den Raum. Es sah so aus, weil er die Uniform der Luftwaffe trug und in einer Hand ein großes Futteral mit seiner Posaune hielt.
    »Wollte nur ein bißchen Freude verbreiten«, sagte er düster und warf Rune Jansson ein Exemplar von Expressen auf den Tisch. Dieser sah sich somit Auge in Auge mit Carl Hamilton, dessen Bild die ganze erste Seite bedeckte.
    »Mhm«, brummelte Rune Jansson, »es kann für die Jungs von Säk nicht allzu lustig gewesen sein, mitten in der Nacht von solchen Schnellzugloks niedergewalzt zu werden. Pfui Teufel, was für eine Situation.«
    »Ja, aber die haben ja dagesessen und immer noch gelauscht. Unbegreiflich nach all dem Geschrei, das diese Sache ausgelöst hat.«
    »Sie müssen ernsthaft geglaubt haben, es sei so wichtig, daß andere Rücksichten hintanstehen. Eigentlich merkwürdig.«
    »Daß dieser Hussein, oder wie er hieß, unser Mörder sein soll? Ich bitte dich!«
    »Nein, ich finde es merkwürdig, daß das Militär sich so exponiert. Es hat ja den Anschein, als wären sie verdammt sauer auf unsere lieben Kollegen im Affenhaus.«
    »Affenhaus?«
    »Ja, beim Militär heißt das so. Sie nennen Säk das Affenhaus.«
    Kapitän Seebär lachte auf, stellte seine Posaune ab und ließ sich nieder. Er hatte eigentlich nicht bleiben wollen, hatte aber das Gefühl, als brauchte Rune ein wenig Unterstützung und einen Partner für einen Gedankenaustausch.
    »Säk hat offenbar gedacht«, sagte Kapitän Seebär, nachdem er sich zurechtgesetzt hatte, »daß es große Risiken wert ist, weiter diesen Hussein zu jagen. Soweit wir es überblicken, ist es reiner Wahnsinn, aber die hielten es nicht dafür. Nun. Das Militär bekommt irgendwie Wind von der Sache und schlägt dann mit Hamilton persönlich zu, mißhandelt die Kollegen, na ja, vielleicht sollten wir sie nicht so nennen, mopst ihnen alle Beweise und übergibt dann alles der Staatsanwaltschaft in Uppsala. Ich frage mich, warum.«
    »Wieso warum?«
    »Warum ist das Militär der Meinung, Säk solche Knüppel zwischen die Beine werfen zu müssen? Ich meine, das wird nicht sehr spaßig mit dieser Sache. Man wird sie vor Gericht verurteilen, und sie verlieren den Job. Vielleicht werden sogar ganz oben Köpfe rollen. Jemand ist ja für diesen Mist verantwortlich.«
    »Ja, der operative Chef zum Beispiel. Das ist dieser Näslund, und es wird ihm nicht leichtfallen zu behaupten, er habe auch diesmal von nichts gewußt.«
    »Genau. Das Militär sabotiert nicht nur diese Kurdenjagd, die schlagen Säk ja sogar total zuschanden.«
    »Vielleicht haben die von früher her noch ein Hühnchen mit Säk zu rupfen. Vielleicht haben sie eine Chance gesehen, es dem Affenhaus wegen irgendeiner alten Geschichte heimzuzahlen. Zwischen solchen Organisationen gibt es ja immer Streit.«
    »Glaubst du, daß das als Grund ausreicht?«
    »Woher soll ich das wissen? Ob sie der Kurdenjagd ein Ende machen wollten?«
    »Das haben sie jedenfalls erreicht. Allerdings muß ihnen das von vornherein klar gewesen sein. Ich glaube allerdings nicht, daß sie aus Sympathie für unsere Minderheiten zu dem großen Hammer gegriffen haben.«
    »Nein«, sagte Rune Jansson nachdenklich, während er in Expressen blätterte und zufällig einen Artikel entdeckte, in dem die Regierung wegen des Vorfalls heftig angegriffen wurde.
    »Aber sieh mal hier«, fuhr er fort und schob die Zeitung über den Schreibtisch. »Es wird behauptet, die Regierung habe die Initiative dazu ergriffen, und das Militär habe im Auftrag der Regierung gehandelt. Und… ja, das wird einen ziemlichen Aufstand geben. Ministerherrschaft, Geheimpolizei der Regierung, Staatspolizei. Wer weiß, was die noch für

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