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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Janssons Taschenmesser, sie in Holz einzuritzen. Dann einigten sie sich darauf, daß der einzige in Frage kommende Ort, der groß oder bekannt genug war, eine eigene Postleitzahl zu haben, Ed in Dalsland sein mußte.
    Hamilton und seine Bande konnten vielleicht auch nachsehen, ob sie irgendeine Verbindung mit Ed entdecken konnten. War der alte Nazi etwa in seiner Zeit beim Bohuslän-Regiment für längere oder kürzere Zeit nach Ed abkommandiert worden?
    Was hatte das Militär während des Zweiten Weltkriegs überhaupt in Ed zu tun gehabt?
    Eine Polizeistation mußte es dort geben, aber das ließ sich durch eine telefonische Anfrage klären.
    Rune Jansson hatte keine große Hoffnung, als er eine Telefonnummer hervorkramte, um einen etwa fünfundzwanzigjährigen Kollegen in Ed anzurufen, dem er ein paar Fragen zur Geschichte stellen wollte.
    Er erhielt jedoch einen unerwarteten Bescheid. Es gebe einen Pensionär, der alles über diese Zeit wisse, der sogar Kollege sei. Er sei während des Krieges als »Flüchtlingspolizist« bekannt gewesen und habe einiges mit dem Militär zu tun gehabt, übrigens auf beiden Seiten der Grenze. Wenn überhaupt jemand etwas wisse, dann er.
    »Ist es einen Versuch wert?« fragte Rune Jansson zögernd, als er seinem Kollegen von dem Gespräch berichtete. »Ich meine, es sind eineinhalb Tagesreisen dorthin, um sich einen Pensionär anzuhören. Wir wissen ja nicht einmal, wonach wir fragen sollen. Was meinst du?«
    »In unserer Lage können wir es uns kaum leisten, auch nur auf den kleinsten Hinweis zu verzichten. Natürlich hat diese Sache etwas von einem Strohhalm an sich, aber was soll’s? Es kann ja nicht schaden.«
    »Möchtest du nach Dalsland fahren?«
    »Aber ja«, lachte Kapitän Seebär, »ich fahre gern nach Dalsland.«
    Rune Jansson nickte. Sie konnten es sich tatsächlich nicht leisten, irgendwelche Hinweise außer Betracht zu lassen, und waren sie noch so weit hergeholt. Das Militär um weitere Hilfe zu bitten und ein Gespräch mit dem Flüchtlingspolizisten in Ed war zumindest angenehmer, als das zu tun, was Rune Jansson jetzt selbst tun mußte, nämlich sämtliche mehr oder weniger sinnlosen Vernehmungsprotokolle noch einmal zu lesen.
    Erst in San Diego ließ die Anspannung ein wenig nach. Denn ihre Flucht - Carl hatte ihre Reise schon bald als eine Art Flucht empfunden - hatte unerwartete Peinlichkeiten mit sich gebracht, und das aus dem sehr einfachen Grund, daß Carl bestimmte Komplikationen unterschätzt hatte.
    Sie begaben sich auf verschiedenen Routen und mit verschiedenen Fluggesellschaften nach Paris und trafen sich erst, als sie in der Air-France-Maschine nach Los Angeles weit hinten in der Touristenklasse nebeneinander saßen.
    Dort, ohne Schweden, unter Franzosen und vereinzelten Amerikanern, würden sie mit ihrem Vorhaben beginnen können, nämlich anonym zu sein wie damals in San Diego. Sie wollten nach San Diego zurückreisen, als wäre in der Zwischenzeit sonst nichts geschehen. Die Illusion währte nicht lange.
    Carls Foto befand sich auf der ersten Seite der Herald Tribune , die an die Fluggäste verteilt wurde. Es war zwar eins der alten gewohnten Fotos in Uniform und mit der Uniformmütze von der Vernehmung vor dem Verfassungsausschuß im letzten Jahr, doch die Narbe auf der Wange war auf dem Foto ebenso deutlich zu sehen wie in Wirklichkeit.
    Tessie wollte zunächst lesen. Carl setzte seine rauchfarbene Sonnenbrille auf und ließ sich in den Sessel zurücksinken, als könnte er sich kleiner machen, während er auf die Zeitung wartete. Er hatte ihr mit nur wenigen Worten berichtet, doch jetzt hatte es den Anschein, als wäre etwas mehr nötig. Es war ein recht großer Artikel, der im Blatt fortgesetzt wurde. Carl konnte nicht begreifen, wie ein so triviales Ereignis internationales Interesse erregen konnte.
    Der Herald Tribune zufolge war es jedoch kein triviales Ereignis, und nach Ansicht der politischen Opposition in Schweden ebenfalls nicht, wie die Zeitung berichtete. Es sei in der Geschichte des Westens beispiellos, daß eine Regierung Militärs einsetze, um die eigene Polizei zu torpedieren. Derlei habe es bisher nur in der Sowjetunion gegeben, wie der konservative stellvertretende Vorsitzende eines Sonderausschusses zur Prüfung von Regierungsverantwortung und Regierungshandeln zitiert wurde.
    Das ist nicht ganz korrekt, dachte Carl. Dieser Konservative spielte natürlich auf die verschiedenen Runden des Ausrottungskrieges zwischen KGB und GRU an,

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