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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ahnte, die Antwort schon kannte:
    »Hat die Regierung von den polizeilichen Einsätzen der Streitkräfte Kenntnis gehabt?«
    »Die Regierung hat über das Geschehen volle Information erhalten, und wir haben von dort keinerlei Kritik gehört«, wich Samuel Ulfsson aus.
    »Aha. Das war eine gute Antwort auf eine Frage, die ich gar nicht gestellt habe. Aber hat man bei der Regierung Ihr Vorgehen im voraus gekannt oder gar sanktioniert?«
    »Dazu kann ich keinen Kommentar abgeben. Diese Frage müssen Sie der Regierung stellen.«
    »Aber ist es nicht Aufgabe der Polizei, sich um solche Dinge zu kümmern?«
    Das war der Knackpunkt, die grundsätzliche Frage, jetzt kam es darauf an. Samuel Ulfsson entschied sich für eine verzweifelte, wie sich aber zeigte, höchst gelungene Methode, sich herauszuwinden.
    »Ja, das könnte man meinen«, begann er nachdenklich, »aber da es sich nun bedauerlicherweise so verhält, daß die Polizei selbst Gesetzesbrüche begangen hat, so wäre es etwas unpraktisch, die Polizei darum zu bitten, sich sozusagen um sich selbst zu kümmern, und sei es nur aus rein taktischen Erwägungen. Dann hätte ein bedeutendes Risiko bestanden, daß der Auftrag nicht mit der Entschlossenheit durchgeführt worden wäre, wie sie Carl Hamilton und seine Mitarbeiter bei ihrem Eingreifen an den Tag gelegt haben.«
    Die Lachsalven retteten Samuel Ulfsson vor weiteren Peinlichkeiten.

7
    Rune Jansson war der Meinung, das Glück lasse ihn im Stich. Mit etwas Glück hätte sich irgendwo eine Öffnung finden lassen können, doch die Arbeit hatte sich systematisch nur zu einer verschlossenen Tür nach der anderen vorgebohrt.
    Wie etwa bei dieser Sache mit dem Urin. Er hatte offenbar völlig unrealistische Vorstellungen davon gehabt, was die U- rinproben des Mörders oder der Mörder hätten ergeben können. Nur in einem Punkt sah es vielleicht anders aus. Es hatte den Anschein, als stammte der Urin nur von einer einzigen Person. Doch der Weg zu dieser Schlußfolgerung war lang und steinig gewesen. Denn das, was das gerichtschemische Labor nach einer Woche feststellen konnte, war recht mager. Erst hatte man einen Tag für die Feststellung gebraucht, daß es sich um den Urin eines Menschen und nicht eines Tieres handelte. Danach hatte man festgestellt, daß die fragliche Person, ein Mann oder eine Frau unbekannten Alters, keine Drogen nahm.
    Anschließend war die Urinprobe zu dem Urologen am Krankenhaus von Linköping gewandert, und dort war man etwas weiter gekommen. Im Urin befanden sich Sedimente, die auf Gallensteinbeschwerden schließen ließen, sowie Reste von Medikamenten, die man mit genau solchen Beschwerden in Verbindung bringen konnte.
    Und damit endete die Urinspur. Ein Mensch unbekannten Geschlechts und unbekannten Alters, aber mit gewissen Gallensteinbeschwerden, hatte die Uniform des Generalleutnants af Klintén angepinkelt. Das ließ sich jetzt mit Hilfe der Wissenschaft sagen, obwohl es kaum mehr war als das, was Rune Jansson selbst mit Hilfe einer eigenen »organoleptischen« Untersuchung festgestellt hatte. Er hatte nämlich an dem Urin gerochen und war schon bei seinem ersten Besuch am Tatort zu der gleichen Schlußfolgerung gelangt. Damit fand dieser Ansatz ein jähes Ende.
    Die Vernehmungen, die in der Nähe des Tatorts mit Nachbarn, Briefträgern, Milchwagenfahrern und ähnlichen Personen durchgeführt worden waren, waren beendet, abgeschrieben und in vier randvollen Aktenordnern untergebracht. Dort fand sich im großen und ganzen nichts von Wert. Niemand hatte etwas Ungewöhnliches gesehen, nur eine ältere Frau, die zwei Kilometer weiter weg wohnte und erklärte, einem rätselhaften Norweger begegnet zu sein, der nach dem kürzesten Weg zur E 4 gefragt habe. Aus unerfindlichen Gründen hielt sie gerade Norweger für besonders unzuverlässig, und dieser, den sie als einen tückischen rotblonden Typ um die Fünfzig beschrieb, war in ihren Augen besonders verdächtig. Aus den Akten ging nicht hervor, worauf sich diese Auffassung gründete. Die Frau hatte nur gesehen, daß der Mann einen in Norwegen registrierten Wagen mit einem seltsamen Buchstaben im Kennzeichen gefahren habe, einem Z oder einem Y.
    Verdächtiger Norweger fragt vierundzwanzig Stunden vor dem Mord nach dem kürzesten Weg zur Autobahn, seufzte Rune Jansson. Warum können wir nicht mal ein bißchen Glück haben?
    Er holte den Aktenordner mit den Untersuchungsergebnissen des Erkennungsdienstes vom Regal und betrachtete die Fotos des

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