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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verstummt. Die beiden anderen Mädchen kamen abwartend und skeptisch näher.
    »Hej, es ist so«, begann Carl, um gleich zur Sache zu kommen. Ihm war sehr wohl bewußt, daß er sich nicht noch einmal vorzustellen brauchte. »Im Generalstab haben wir davon Kenntnis erhalten, daß ihr hier seit einiger Zeit illegalen Lauschangriffen ausgesetzt seid. Ihr seid von der gegenüberliegenden Villa aus abgehört worden. Und da wir die Ausrüstung beschlagnahmt haben, die von den Verbrechern verwendet worden ist, würden wir hier gern ihr Mikrophon abholen. Dazu brauche ich eure Erlaubnis. Habe ich die?«
    Er ging in den Raum und sah sich um, als hätte er die Erlaubnis schon erhalten.
    »Es ist die Säpo gewesen, nicht wahr?« fragte eins der Mädchen.
    »Du wirst ohne Zweifel noch erfahren, wer es gewesen ist, aber darf ich erst mal nach dem Mikrophon suchen?« parierte Carl, da das Echo des Tages schon dabei war, eine Aufnahme zu machen.
    Die Mädchen nickten eifrig. Carl zog Åke Stålhandskes Suchinstrument hervor und sah sich im Raum um.
    »Ist das hier euer Wohnzimmer? Habt ihr euch hier am meisten unterhalten?« fragte er. Die Mädchen nickten ernst.
    An den Wänden Bilder, ein paar antike Kommoden, eine Mora-Standuhr, ein offener Kamin, breite, altmodische Fußbodendielen, an der Decke Stuck und sonst noch einiges, wofür man sich entscheiden konnte.
    Carl ging ein paar Schritte weiter und schaltete sein Instrument ein. Die Zuschauer verstummten und sahen fasziniert zu.
    »Vielleicht stellt sich jemand mitten ins Zimmer und zählt laut. Vielleicht du da? Ihr anderen seid bitte so nett und schweigt«, schlug Carl so unbeschwert wie möglich vor.
    Das Mädchen mit dem nassen Haar hatte sich inzwischen ein rotes Polohemd übergestreift und das Handtuch entfernt. Sie stellte sich verlegen mitten auf den Fußboden und kicherte ihren Freundinnen zu.
    »Ist es gut so?« fragte sie.
    Carl nickte, worauf sie laut zu zählen begann, während Carl die Sucherantenne bewegte, um den Sender zu finden.
    Es war schnell erledigt.
    »Danke«, sagte er, »das genügt. Habt ihr vielleicht eine Taschenlampe im Haus? Ach nein, ist vielleicht gar nicht nötig.« Er ging zu dem offenen Kamin, tastete eine Weile im Abzug herum und zog das Mikrophon heraus. Er sah es an und steckte es lächelnd in die Brusttasche.
    »Eigentum der Krone. Wird mit eurer geneigten Erlaubnis abgeholt«, lachte er. »Von jetzt an könnt ihr wieder offen darüber reden, was für Studentenfeste ihr hier feiern wollt. Übrigens auch darüber, welche Kurden ihr einladet.«
    Er verbeugte sich höflich, vielleicht etwas übertrieben höflich vor den Anwesenden und ging dann schnell hinaus.
    Erik Ponti holte ihn auf der Treppe ein.
    »Was passiert jetzt?« fragte er aufgeregt. »Kann ich in die Villa reingehen und diese… Polizisten interviewen?«
    »Ja«, erwiderte Carl und wahrte seine steinerne Maske.
    »Wenn die fraglichen Personen imstande sind, deine Fragen zu beantworten, und außerdem dazu bereit sind, werde ich mich nicht einmischen.«
    »Wann wird man sie abholen?«
    »Etwa in einer Viertelstunde.«
    Carl ging ohne ein weiteres Wort durch die Tür und begab sich eilig zu seinem wartenden Wagen. Erik Ponti fühlte sich hin und hergerissen, erkannte dann aber, daß die Abgehörten später noch da sein würden, während man die Schurken abtransportieren würde. Die Entscheidung fiel ihm deshalb leicht. Erst die Ganoven, dann die Opfer. Damit eilte er über die Straße und hielt sein Tonbandgerät bereit.
    Als er wieder beim Wagen war, stieg Carl ein, als wäre alles danebengegangen. Dann lächelte er und warf Åke Stålhandske das Mikrophon zu.
    »Was ist das für Zeug?« fragte er, während Stålhandske Mikrophon und Sender eifrig unter die Lupe nahm.
    »Modern, das richtige Ding für springende Frequenzen und anderes, ein Nachteil, den man in Kauf nehmen muß. Aber der Sinn besteht ja darin, daß kein anderer mithören kann, was man belauscht.«
    »Sofern man nicht die gleiche Ausrüstung hat?«
    »Genau.«
    »Es sind also amerikanische Dinger?«
    »Ja.«
    »Sam wird wohl ein kritisches Gespräch mit unseren amerikanischen Vettern führen müssen. Wenn man den Leuten im Affenhaus so was in die Hände gibt, kann es ja nur schlimm enden.«
    Carl rief Samuel Ulfsson an und teilte kurz mit, die Operation sei beendet, und das Team werde in fünfundvierzig Minuten beim Generalstab ankommen. Dann rief er die Polizei in Uppsala an und wiederholte die Mitteilung.

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