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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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befolgt.
    »Ich weiß, daß dies nicht leicht ist, Luigi«, seufzte er. »Ich meine, es ist nicht leicht, plötzlich auf schwedische Verhältnisse umzuschalten. Wir sollten das Gespräch also auf englisch fortsetzen, ist das in Ordnung?«
    »Yes Sir!«
    »Hier steht, daß Sie perfekt italienisch sprechen. Darf ich fragen, was das bedeutet?«
    »Ich kann mich in Italien unter Italienern bewegen, ohne daß jemand mich für etwas anderes als einen Italiener halten würde, Sir!«
    »Gut. Sie haben also mit Ihrer Mutter zu Hause nur italienisch gesprochen?«
    »Yes Sir! Außerdem habe ich fast jeden Sommer in Italien verbracht, nur die letzten drei nicht, natürlich.«
    »Gut. Ja, ich war nur neugierig, ob perfekt wirklich perfekt bedeutet. Das ist ja nicht immer der Fall. Aber laß mich gleich zur Sache kommen. Was für Ziele verfolgst du mit deinen, sagen wir, Studien hier in Kalifornien?«
    »Ich möchte den Kurs als Bester beenden, Sir!«
    »Im Hinblick darauf, in welcher Gesellschaft du dich befindest, ist das eine ziemlich arrogante Antwort.«
    »Yes Sir!«
    »Ist in Ordnung. Diese Einstellung gefällt mir. Sehr amerikanisch, sehr wenig schwedisch. Ich interpretiere deine Antwort aber auch so, daß du nach deiner Heimkehr um eine Anstellung beim militärischen Nachrichtendienst in Schweden nachsuchen wirst?«
    »Yes Sir!«
    »Warum?«
    Die scheinbar einfache Frage nahm Luigi Svensson etwas von seiner oberflächlichen militärischen Selbstverständlichkeit. Er mußte mehrere Sekunden nachdenken, bevor er antwortete. Der Bursche sieht ja aus wie ein Filmstar, dachte Carl, während er wartete.
    »Ich bin mein Leben lang das gewesen, was man in Schweden einen Kanaken nennt, und habe mich mein ganzes Leben lang trotzdem als Schwede gefühlt. Ich möchte meinem Land auf die beste Weise dienen und nach Ihnen, Sir, der beste Nachrichtendienstoffizier der Welt werden!«
    Carl zwang sich, nicht laut loszulachen. Er empfand eine unergründliche Sympathie für diesen äußerlich so vollkommen amerikanischen halbitalienischen Schweden. Es war, als könnte er sich älter fühlen, ohne daß ihm der Gedanke auch nur im mindesten unangenehm war, als erlebte er zum ersten Mal im Leben so etwas wie Vatergefühle.
    »Well«, sagte er zögernd. »Mit der Einstellung, diesen Zeugnissen und Skips Beurteilung, die ich schon gelesen habe, Ihnen aber erst bekanntgeben darf, wenn Sie wieder in Schweden sind, bleibt mir nur noch die Feststellung, daß wir im Augenblick kaum noch etwas zu besprechen haben. Willkommen in meinem Team, Leutnant Svensson.«
    Carl stand auf und gab Luigi die Hand zum Abschied. Dann salutierten beide auf amerikanische Manier. Der Bursche ist dreisprachig, dachte Carl. Sein Englisch ist besser als meins. Ich hätte schwören können, daß er in Kalifornien geboren ist.
    Carl trat auf die kleine, schattige Veranda hinaus, um dort auf den nächsten schwedischen Leutnant zu warten. Er nahm das Ganze etwas zu sehr auf die leichte Schulter, das war offenkundig. Der Grund war, daß er so schnell wie möglich wieder zu Tessie wollte. Er würde Skips selbstverständliche Einladung zu der traditionellen Sauferei hinterher dankend ablehnen, bei der es nur um den Ernst des Lebens, schwedischen Stahl und anderes gehen würde. Er würde ganz allgemein auf wichtige Angelegenheiten verweisen, das heißt selbst Skip belügen.
    Das Private war dabei, seine Identität, seine Moral und seine Verantwortung für alles andere zu übernehmen. Er beschloß, Leutnant Karlsson etwas gründlicher unter die Lupe zu nehmen.
    Luigi hatten sie bei den Fallschirmjägern rekrutiert. Damit würde in der Truppe zum ersten Mal eine Armeeuniform auftauchen. Karlsson war wie Åke und Joar Küstenjäger. Sie waren die beiden letzten Rekruten des Alten. Künftig würde Carl vermutlich diese Verantwortung zufallen. Falls es überhaupt weiterging. Schweden konnte ja kaum auf ewig alle fünf Jahre hier draußen im Death Valley zwei goldene Schwingen abholen. Vielleicht würden bis auf weiteres fünf Mann genügen. Das alles hatte schließlich auch mit der Weltpolitik zu tun, mit all den Dingen, die Carl im Augenblick im Grunde völlig fremd waren. Er mußte sich zusammennehmen, um zumindest bei dem nächsten Mann nach den Regeln der Zunft vorzugehen, statt auf der Stelle nach L. A. und zu Tessie zurückzueilen.
    Er versuchte sich einzureden, daß die Papiere und das, was er von den beiden gesehen hatte, schon überzeugend genug war, um sich ein langes

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