Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
umgeschaltet und kaum Zeit gehabt zu begreifen, was sie sahen.
    »Steht bequem!« befahl Carl, da er entdeckte, daß die beiden plötzlich Haltung angenommen hatten. Jetzt gehorchten sie nach schwedischer Manier.
    »Ich werde ein kleines Gespräch mit euch führen, und zwar jeweils unter vier Augen. Das ist der Grund für meine Anwesenheit. Macht euch keine Sorgen wegen dem, was Skip gesagt hat. Er ist nun mal so. Außerdem sehe ich, daß ihr beide die goldenen Schwingen bekommen habt. Es wird schon klappen. Erst spielen wir Skips Spielchen, dann das Gespräch, verstanden?«
    »Yes, Sir!« sagte Luigi Svensson.
    »Ja, Fregattenkapitän«, erwiderte Göran Karlsson. Carl schüttelte den Kopf und lachte. Er erinnerte sich noch an alles. Er hatte selbst einmal dort gestanden, wo sich seine beiden Landsleute jetzt befanden, und es gefiel ihm, mit ihrer Hilfe in der Vergangenheit zu bleiben. Es war eine so sorglose Zeit gewesen.
    Skip Harrier hatte alles für eine Übung arrangiert, von der Carl sehr wohl wußte, worauf sie hinauslief. Die beiden anderen Schweden konnten jedoch nur ahnen, was ihnen bevorstand.
    Sie begannen bei der Fünfzig-Yard-Linie, machten fünfzig Liegestütze, rannten zur 25-Yard-Linie, hoben die Waffe auf, die dort bereitlag. Den Regeln zufolge durfte man vorher nicht wissen, um welche es sich handelte. Es standen rund fünfzig Handfeuerwaffen verschiedener Typen und Herkunftsländer zur Auswahl, die jeder im Naval Weapon Center beherrschen sollte.
    Anschließend wurde auf bewegliche Ziele geschossen bis fünf akzeptierte Treffer bewertet wurden. Dann galt es, zur 50- Yard-Linie zurückzulaufen, fünfzig weitere Liegestütze zu machen, und dann ging es zurück zur nächsten unbekannten Waffe.
    In Carls Augen grenzte das schon an Schummelei, aber Skip Harrier hatte das Spiel natürlich genauso organisiert, wie er es schon einmal mit Åke Stålhandske und Joar Lundwall getan hatte. Die drei »unbekannten« Waffen waren natürlich AK 47, Smith & Wesson Model 19 und Beretta 92.
    Carl konnte es ruhig angehen lassen und fast Spazierengehen, statt zu laufen, obwohl er bei den Liegestützen in jeder Runde hinterherhinkte. Er holte die beiden anderen immer wieder beim Schießen ein und überholte sie sogar bei jeder Runde, so daß er anschließend seelenruhig als erster in diesem gelinde gesagt frisierten Wettbewerb zum Ausgangspunkt zurückkehren konnte.
    Skip Harrier hatte immerhin sehr klare Vorstellungen davon, daß die Anwärter ständig an die Überlegenheit ihrer Offiziere erinnert werden müßten. Für diese beiden Schweden ging es überdies darum, gegen eine Legende anzutreten. Folglich mußte Carl gewinnen. So amerikanisch einfach war es.
    Die psychologische Überlegenheit wurde im nächsten Testabschnitt, dem letzten, drüben im Nahkampfhangar noch deutlicher. Carl begnügte sich damit, den beiden ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Er entdeckte, daß sie schon müde waren und am Morgen offenbar eine harte Übung hinter sich gebracht hatten. So achtete er nur auf seine Deckung, schlug aber nicht zurück. Diese Übung machte ihn zufriedener. Sie zeigte ihm, daß sein tagtägliches Training an jedem Morgen und jedem zweiten Abend immerhin ein gewisses Niveau hielt. Daß dennoch keiner der jüngeren, kräftigeren und schnelleren Schweden ihn treffen konnte, hatte etwas mit Psychologie zu tun. Wenn sie nicht gewußt hätten, wer er war, hätte sich das Ganze möglicherweise anders entwickelt.
    Skip Harrier folgte dem gleichen Ritual wie beim ersten Mal.
    Nach der Nahkampfübung gingen sie in die Sauna, duschten, tranken Bier und lauschten eine Zeitlang Skips Kriegserinnerungen. Natürlich zeigte Skip auf Carls Narben und scherzte, das komme dabei heraus, wenn man einen Drachen zu vergewaltigen versuche.
    Auch das gehörte zu dem psychologischen Spiel. Es waren richtige Narben und keine aufgemalten von einer Übung. So konnte also die Zukunft aussehen.
    Carl hatte schon nach dem Eintreffen am Morgen die Beurteilungen, Zeugnisse und Protokolle der schwedischen Anwärter gelesen. Jetzt blieb nur noch, sich ein paar Stunden in einer der leeren Baracken mit ihnen zu unterhalten. Er begann mit Luigi Svensson.
    »Stehen Sie bequem, Leutnant Svensson«, lachte er hinter seinem provisorischen Schreibtisch, als der tödlich ernste junge Mann eintrat und Haltung annahm.
    Der Befehl wurde blitzschnell befolgt.
    »Bitte, setzen Sie sich, Leutnant«, sagte Carl ungeduldig. Der Befehl wurde wieder blitzschnell

Weitere Kostenlose Bücher