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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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denunziert und sich auch dafür bezahlen lassen.
    Bei von Otter ging es also um die Frage, ob Andersson etwas wußte oder ob er gegen Geld nur etwas erfand.
    Es ist zwar nicht unmöglich, aber auch nicht sehr wahrscheinlich, daß eine Schiffsschraube unter Wasser einen menschlichen Kopf abtrennt. Weit wahrscheinlicher war, daß jemand - natürlich nicht die beiden Norweger - Jubelius wegen seines Verhaltens ermordet hatte.
    Insoweit war alles klar. Das heißt insoweit war alles ziemlich unklar. Jetzt standen neue Ausflüge zum Kriegsarchiv bevor, um nach hohen Tieren und Fußvolk zu fahnden.
    Joar Lundwall fuhr mit seinem Bericht fort: »Es kann sich ja nicht um eine x-beliebige Spionagegeschichte gehandelt haben, wenn es Gründe gibt, fast fünfzig Jahre später Morde zu begehen. Rache kann es auch kaum sein, denn die ausgelieferten Männer sind ja bei der Gestapo gelandet, was sie kaum überlebt haben dürften. Somit konnten sie ihren Auftraggebern auch nicht Bericht erstatten.
    Vielleicht können wir auf ein wenig Glasnost in der DDR hoffen. Warum waren diese beiden Männer für die Gestapo so wichtig? Warum ermordet ein anderer als die Gestapo die Beteiligten so lange Zeit später? Was wußten die Beteiligten, was nicht einmal nach einem halben Jahrhundert ans Licht kommen darf?«
    Hier waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Es konnte um alles gegangen sein, angefangen bei Nazi-Schätzen bis hin zu prähistorischen Kernwaffen. Alles war denkbar.

8
    Eva-Britt erwartete ihn in der Ankunftshalle vor dem Zoll, aber Tessie war eine Stunde früher in Stockholm angekommen, nämlich mit einer anderen Maschine aus Paris.
    Carl freute sich, sie zu sehen, und schämte sich gleichzeitig seiner Freude.
    »Geliebte Polizistin, meine kleine geliebte Polizistin«, murmelte er verlegen. Er umarmte sie, küßte sie und achtete nicht darauf, daß unter hundert Menschen in ihrer Nähe alle Bewegungen erstarrten. Die Leute glotzten und zeigten mit den Fingern. Jemand kicherte erstaunt oder entzückt oder nervös, doch diesmal machte es Carl nichts aus.
    »Geliebte Polizistin, was soll das denn«, erwiderte sie entzückt, als sie sich voneinander lösten, um sprechen zu können.
    »Wenn du nach Hause kommst, ist es doch nicht die Polizistin , die dich erwartet?«
    »Nein«, sagte er und begann, sie im ganzen Gesicht zu küssen, behutsam und methodisch, »die Polizei ganz allgemein natürlich nicht. Nur meine eigene Polizistin. Die vielleicht neue Polizisten in die Welt setzen wird«, lächelte er und umfaßte behutsam ihren Bauch. »Wie geht es deinem Bauch?«
    »Oh, danke«, sagte sie. Die Blicke der Menschen, die sich jetzt noch näher herandrängten, machten sie verlegen. »Ich habe den Bauch voll unter Kontrolle. Können wir jetzt endlich gehen?«
    Er lachte und schüttelte den Kopf. Er verstand sehr wohl, daß dieses Starren sie verlegen machte, auch wenn es ihm diesmal nicht das geringste ausmachte. Er nahm demonstrativ seinen Aktenkoffer und machte sich frei.
    »Du bist unbewaffnet geflogen«, sagte sie, als sie losging und den Aktenkoffer dabei vielsagend in der Hand wog. »Ich habe nie verstanden, warum manche Leute Waffen mit an Bord schmuggeln. Und daß die Kollegen sie bei der Kontrolle des Handgepäcks dann nicht finden, ist ja ziemlich peinlich.«
    Sie hatte ihren Wagen draußen falsch geparkt, und eine Politesse war gerade dabei, einen Strafzettel an die Windschutzscheibe zu stecken. Eva-Britt wies darauf hin, daß es ein Polizeifahrzeug sei, und nach einigem Argumentieren setzte sie sich durch. Das brach die Stimmung der beiden. Er wünschte, sie hätte den Strafzettel akzeptiert, statt Zeit zu vergeuden und den Augenblick zu stören, der vielleicht wichtig geworden wäre. Vielleicht hätte er etwas sagen wollen.
    »Und bei deinem Auftrag ging alles gut?« fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten, als sie den ersten Gang einlegte und schnell und etwas nachlässig losfuhr.
    »Ja«, erwiderte er mit einem Seufzer. »Auftrag erledigt. Es war nur ein Spaziergang im Park.«
    »Was soll das heißen, Spaziergang?«
    » Just a walk in the park. Ich denke immer noch auf englisch. In einer Stunde ist das vorbei. Und du selbst? Du hast doch nicht schon wieder irgendwelche Saufbolde verprügelt, hoffe ich?«
    »Nee. Aber man hat mich angeklagt.«
    »Wie bitte? Angeklagt? Mußt du vor Gericht?«
    »Ja, das ist sozusagen die Konsequenz, wenn man angeklagt wird.«
    Er wartete verwirrt ab, während sie ein kompliziertes und

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