Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
steckten. Doch diese Arbeit sei jetzt umsonst gewesen. Vermutlich sei es die Regierung, die sozialdemokratische Regierung, welche die Terroristen schützen wolle, da diese aus dem Nahen Osten stammten. Es sei allgemein bekannt, daß der sozialdemokratische Außenminister in Olof Palmes Schuhe schlüpfen und dessen Rolle als Friedensvermittler im Nahen Osten übernehmen wolle.
    Dann die Hauptnummer des Tages, die - mit einem Bild von Carl - auf der ersten Seite begann und auf den Seiten 6 bis 8 fortgesetzt wurde.
    Der Beschluß der Regierung, Militär gegen die Polizei einzusetzen, stehe im Widerspruch zu verschiedenen Bestimmungen der Verfassung. Das sei, so Expressen , kristallklar, und verschiedene Experten bezeugten, so verhalte es sich tatsächlich.
    Die Regierung versuche verzweifelt, die Schuld den Militärs zuzuschieben. Unter anderem durch die Behauptung, die Militärs selbst hätten gerade Hamilton befohlen, die Operation gegen die heldenmütigen Sicherheitsbeamten in Uppsala zu leiten, deren Ermittlungsarbeit gegen ausländische Terroristen jetzt zunichte gemacht worden sei (siehe auch den Artikel auf Seite 9!).
    Es sei jedoch die Frage, ob die Regierung nicht darum gebeten oder dem Militär vielmehr befohlen habe, gerade Hamilton einzusetzen, damit es keine überlebenden Zeugen gebe. Ja, eine solche Frage müsse zumindest gestellt werden.
    Anonyme Militärexperten bezeugten, es könne keine andere vernünftige Erklärung dafür geben, daß man ausgerechnet Hamilton eingesetzt habe. Denn es sei ja immerhin so, als hätte man bei einer einfachen Expedition, bei der es nur darum gehe, etwas Abhörmaterial abzuholen, eine Panzerdivision oder Kampfbomber oder etwas in der Art eingesetzt. Die anonymen Militärexperten versicherten, so träten richtige Militärs nicht auf, wenn sie nicht ausdrückliche Befehle ihrer Regierung dazu erhalten hätten. Es gebe nämlich nur höchst selten rein militärische Gründe, bei taktischen Aufträgen eine so gewaltige Überkapazität einzusetzen.
    Folglich könne die Absicht bestanden haben, die Sicherheitspolizisten, welche die Mordfälle fast gelöst hätten, jetzt aus dem Weg zu räumen, weil sie beispielsweise zuviel Widerstand geleistet oder etwas anderes Unüberlegtes getan hätten.
    Die einzigen Artikel, an denen auf diese oder jene Weise nicht derselbe Reporter beteiligt war, waren die, in denen es um die gestrige Vernehmung vor dem Verfassungsausschuß ging. Dort sollte den Prognosen der Zeitung zufolge der Chef des militärischen Nachrichtendienstes gezwungen werden zu gestehen, daß die Regierung ausdrücklich, möglicherweise auch nur andeutungsweise befohlen hatte, gerade Hamilton als Kommandeur des Angriffs gegen die heldenmütige Sicherheitspolizei einzusetzen.
    Es folgte eine Aufzählung verschiedener Anlässe, bei denen Carl angeblich getötet hatte. Einiges war richtig, anderes falsch. Das Wichtigste war jedoch ausgelassen, da es nicht bekannt war.
    Carl faltete langsam die Zeitung zusammen. Er war sich sehr wohl bewußt, daß sein schwedischer Nachbar im Flugzeugsessel ihn intensiv anstarrte.
    Carl steckte die Zeitung in die Ablage in der Rückenlehne seines Vordermanns und faßte einen einfachen Beschluß. Bevor er erneut nach Norwegen fuhr, würde er etwas gegen diesen Expressen -Reporter unternehmen, was dieser zumindest als Journalist nicht überleben würde. Carl wußte in etwa, wie er vorgehen würde. Er würde sich auf das Schlachtfeld des Feindes begeben und dort mit dessen Methoden kämpfen.
    Er lächelte still in sich hinein, als ihm die erste Idee gekommen war. Dann lehnte er sich ruhig zurück und schlief zur unverstellten Verblüffung seines Nachbarn ein.
    Samuel Ulfssons Handflächen waren immer noch schweißnaß, obwohl sich die erste Nervosität allmählich legte und die Furcht davor, nicht rauchen zu dürfen, praktisch verschwunden war.
    Er erkannte deutlich den Schwachpunkt in den Linien des Feindes, sah oder ahnte ihn, obwohl er sich zumindest selbst nicht für genügend politisch bewandert hielt, den Feind oder dessen Taktik zu verstehen.
    Die Mitglieder des Verfassungsausschusses waren jedoch tief uneinig. Sozialdemokraten und Konservative entrüsteten sich über die bewiesenen Gesetzesübertretungen der Sicherheitspolizei und hielten es für selbstverständlich, daß die Regierung in einem so außerordentlich ernsten Fall das Recht haben müsse, andere Ressourcen als die der Polizei einzusetzen, um krimineller Tätigkeit ein Ende zu

Weitere Kostenlose Bücher