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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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machen.
    Die Liberalen empörten sich einerseits über die Vorstellung, Araber hätten sich der Gerechtigkeit entziehen können. Andererseits empörten sich die Liberalen jedoch auch darüber, daß die schwedische Polizei Verbrechen beging.
    Die Angehörigen der Zentrumspartei, der Bauernpartei, standen der Zeitungskampagne eigentlich näher als die liberalen Kollegen. Sie wollten sich als grundsätzlich seriöser darstellen, und ihr Parteichef hatte bei einigen Interviews betont, gerade das Zentrum nehme den Parlamentarismus ernster als alle anderen. Folglich seien die Angehörigen des Zentrums auch demokratischer als alle anderen, und daher sei die Frage, ob die Regierung die Verfassung gebeugt habe, das Wesentliche, völlig unabhängig davon, wie berechtigt es gewesen sei, gegen Gesetzesübertretungen der Sicherheitspolizei einzuschreiten.
    Grüne und Kommunisten zeigten sich empört, daß es in Schweden überhaupt Militärs gab und daß diese überdies frei herumlaufen durften.
    Es war also durchaus nicht so schwer, sich vor dieser uneinigen Versammlung zu rechtfertigen, wie man hätte meinen können und wie Samuel Ulfsson geglaubt hatte, bevor er mit dem Gefühl in den Saal geführt wurde, er werde gleich vor ein Erschießungspeloton gestellt.
    Doch dieses Gefühl hatte sich recht schnell gelegt, unter anderem deswegen, weil es Sozialdemokraten und Konservative waren, also die Befürworter von Hamiltons Vorgehen, die nach den Regeln des schwedischen Parlamentarismus als erste Fragen stellen würden.
    Ihr Interesse bestand ausschließlich darin, den Ball hoch genug vorzulegen, so daß Samuel Ulfsson schmettern konnte.
    »Haben Sie von der Regierung Befehle erhalten zu töten?«
    fragte der sozialdemokratische Vorsitzende.
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Samuel Ulfsson. Er war etwas bestürzt, daß diese Frage schon zu Anfang kam. »Wir sollten eine die Sicherheit des Landes bedrohende oder kriminelle Tätigkeit beenden, die Täter der Polizei übergeben, also der richtigen Polizei, und ferner die Tatwerkzeuge beschlagnahmen, die sich eventuell am Tatort befanden. Daraus geht hervor, daß wir die Täter mit einiger Behutsamkeit behandeln sollten, damit sie möglichst unversehrt der Polizei übergeben werden konnten.«
    »Hat die Regierung Ihnen ausdrücklich Befehl gegeben, bei diesem Auftrag Hamilton einzusetzen?« fuhr der sozialdemokratische Vorsitzende mit einer Selbstverständlichkeit fort, die Samuel Ulfsson ahnen ließ, daß die Frage nicht auf dessen Mist gewachsen war.
    »Nein, selbstverständlich nicht«, erwiderte Samuel Ulfsson mit wachsendem Selbstvertrauen. »Es wäre mir sehr eigenartig erschienen, wenn mir die Regierung derart detaillierte Anweisungen gegeben hätte.«
    »Hätten sie protestiert, wenn Sie, wie Sie es nennen, so detaillierte Instruktionen erhalten hätten?«
    »Ja, das ist durchaus möglich, sogar wahrscheinlich. Ich hätte das empfunden, als würde sich die Regierung in Details einmischen, mit denen sie kaum etwas zu tun hat, ich meine, die rein praktischen Fragen müssen ja uns überlassen bleiben.«
    »Bei Ihren Treffen mit Staatssekretär Lars Kjellsson ist der Name Hamilton also nicht zur Sprache gekommen?«
    »Doch, aber erst hinterher, als die Operation beendet und bekannt geworden war, daß Hamilton daran teilgenommen hatte. Vorher wurde natürlich kein Wort über Hamilton gesprochen.« Damit war der sozialdemokratische Vorsitzende zufrieden und reichte den Ball an seinen Stellvertreter weiter, den Konservativen, der wenigstens dieses eine Mal den Faden genau dort aufnahm, wo sein Vorgänger ihn aus der Hand gegeben hatte.
    »Ist es klug gewesen, Hamilton für diesen Auftrag auszuwählen?« fragte er mit einer Miene, die deutlich erkennen ließ, daß er seine Frage fast als rhetorisch betrachtete und somit als polemisch gegen ganz andere Anwesende als Samuel Ulfsson.
    »Ja, das kann ich nur entschieden bejahen«, erwiderte Samuel Ulfsson kurz, denn er erwartete, daß die Frage noch vertieft werden würde.
    »Wieso? Ist es nicht, wie jemand schon angedeutet hat, so etwas wie ein Overkill, einen Mann von Hamiltons Kaliber gegen ein paar Polizeibeamte einzusetzen?«
    Der Konservative sah aus, als wüßte er schon die Antwort.
    »Nein, ganz und gar nicht. Es war ja von großer Bedeutung, daß das Ganze schmerzlos ablief… ich meine geschmeidig und glatt. Und um unter anderem garantieren zu können, daß es nicht zu einem ausgedehnten Handgemenge kam, habe ich es für

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