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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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richtig gehalten, diesen Auftrag Fregattenkapitän Hamilton anzuvertrauen. Ich meine, damit niemand unnötig zu Schaden kommt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich will damit sagen, daß es mit Fregattenkapitän Hamilton als Leiter dieser Gruppe nicht zu unnötiger Gewalttätigkeit kommen würde. Man kann es also als eine reine Sicherheitsmaßnahme ansehen.«
    »Aha. Hat es möglicherweise andere Motive gegeben, gerade Hamilton als Kommandeur einer solchen Kommandogruppe auszuwählen?«
    »Ja, das kann man sagen. Hamilton ist ja in der Öffentlichkeit bekannt, und so war es aus mehreren Gründen praktisch, daß er zu einigen zivilen Beteiligten Kontakte herstellen konnte. Ich meine, diese Leute konnten ihn sofort wiedererkennen und brauchten sich daher keine Sorgen zu machen, es könnte ihnen etwas zustoßen. Ich ging davon aus, daß alle eventuell beteiligten Zivilisten gerade Hamilton besonders großes Vertrauen entgegenbringen würden. Außerdem sollten die Zivilisten nicht unbedingt jemanden erkennen, der eine geheime Identität besitzt. Das restliche Personal der Gruppe hat nämlich geheime Identitäten.«
    Der Rest lief wie am Schnürchen. Samuel Ulfsson grämte sich etwas wegen seines wiederholten Versprechers, daß er von schmerzlos gesprochen hatte statt von glatt und geschmeidig. Im übrigen jedoch erfüllte ihn schon bald das eigenartige Gefühl, an etwas teilzunehmen, was von vornherein abgemacht war. Es war eine Befragung, bei der sämtliche Fragen und Antworten vorherbestimmt waren. Vermutlich hatte er selbst auf irgendeine eigentümliche Weise an diesem Prozeß der Vorbereitung teilgenommen.
    Die angekündigten grundsätzlichen, parlamentarischen Angriffswinkel des Zentrumsabgeordneten waren damit schon zerschlagen. Seine Fragen konnten jetzt nur zu Wiederholungen werden, als er die Dinge so hinzudrehen versuchte, die Regierung habe Samuel Ulfsson wohl doch etwas anderes gesagt, als dieser vor dem Ausschuß erklärt habe.
    Darauf konnte Samuel Ulfsson nur noch einmal sagen, was er schon gesagt hatte. Der Liberale arbeitete eine Zeitlang mit der Bedrohung durch arabische oder muslimische Terroristen, mit der Frage, ob die Säpo nicht kurz davorstand, diese Terroristen zu fangen, die zwei Generäle ermordet hätten, Verzeihung, einen General und einen Admiral.
    Hier ging Samuel Ulfsson vermutlich eine Spur zu weit, als er die eventuellen Hypothesen der Sicherheitspolizei in dieser Richtung als reinen Unfug abtat. Er versuchte, den Schaden ein wenig wiedergutzumachen, indem er darauf hinwies, bislang gäbe es nur die Angaben einer bestimmten Abendzeitung, daß die Säpo tatsächlich mit einer arabischen Terroristenspur gearbeitet habe. Doch dies sei, soviel er und die Regierung wüßten, ganz einfach nicht wahr. Es sei überdies nicht üblich, an die Öffentlichkeit zu gehen und so etwas zu dementieren, solange Ermittlungen andauerten.
    Dann war es nur noch ein Grüner, der einige Fragen stellte, die Samuel Ulfsson nicht recht begriff, doch zu diesem Zeitpunkt war das Interesse der anderen Anwesenden schon abgekühlt. Die Schlacht war geschlagen.
    Hinterher war Samuel Ulfsson im großen und ganzen zufrieden. Möglicherweise hätte er darauf verzichten können, den norwegischen Mörder oder die Mörder darüber aufzuklären, daß zumindest der schwedische Nachrichtendienst an der Hypothese zweifelte, Araber oder Kurden seien die Täter. Doch andererseits konnten die Mörder auch nicht ahnen, wie dicht die Spürhunde ihnen schon auf den Fersen waren.
    Und dann war da noch dieser ärgerliche Versprecher. Doch im Verhältnis zu der schlaflosen Nacht, die er durchlitten hatte, und all den Schreckensphantasien, die er halb wach und halb in Alpträumen am frühen Morgen durchgestanden hatte, war sein Debüt vor den höchsten Kontrolleuren der schwedischen Demokratie natürlich glänzend verlaufen.
    Jetzt saß er in der schwarzen Limousine des Generalstabs und genoß seine zweite Zigarette. Plötzlich kam ihm ein Nachgedanke, der die schwedische Demokratie betraf. Doch dann wischte er sämtliche Empfindungen mangelnden Respekts mit ein paar einfachen praktischen Gesichtspunkten beiseite. Die norwegische Operation würde bald anlaufen, und die Mörder würden vermutlich in kürzester Zeit hinter Schloß und Riegel sitzen. Denn wie sie jetzt noch entkommen sollten, wo sie das Team Trident komplett am Hals hatten, ging über Samuel Ulfssons Vorstellungskraft.
    »Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee

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