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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Es geht da, glaube ich, um einen alten Oberbefehlshaber.«
    »Macht nichts, solange es nur echte Ware ist. Bei solchen Dingen wird das Verfahren wohl nicht geändert. Außerdem bauen sie keine neuen Systeme aus, alte Dokumente werden mit neuen gemischt, und so weiter.«
    Carl lachte selbstzufrieden und streckte sich mit den Händen im Nacken rückwärts, während er die beiden anderen amüsiert betrachtete, die jetzt endlich ein wenig mißtrauisch wurden.
    »Was verlangst du von uns?« fragte Joar Lundwall leise. Es war in der Luft zu spüren, daß es nicht um etwas Alltägliches ging.
    »Wir werden eine Fälschung herstellen, aber keine xbeliebige Fälschung. Wir brauchen unter anderem ein paar Archivfotos unserer verehrten Justizministerin sowie Bilder von nackten Frauen, die man auf keinen Fall identifizieren kann. Und dann noch so ein A 1-Dossier, ein Original.«
    »Das wird unserer Justizministerin aber gar nicht gefallen«, stellte Åke Stålhandske trocken fest.
    »Nein, sie wird sich nicht sehr amüsiert zeigen«, lachte Carl.
    »Aber macht euch euretwegen keine Sorgen. Wenn es knallt, seid ihr schon in Norwegen. Doch jetzt in die Fälscherwerkstatt.«
    Carl konnte nicht sehr lange bei Tessie bleiben. Es war schon spät, und er hatte Eva-Britt versprochen, zu einer vernünftigen Zeit nach Hause zu kommen.
    Tessie hatte eine Sitzgruppe bestellt, aber die sollte erst in vierzehn Tagen kommen, und so saßen sie wieder am Küchentisch. Es war ein seltsames Gefühl, daß er bald gehen mußte. Vielleicht hatte es etwas mit dem Licht zu tun, denn draußen war es noch hell. Oder es hatte etwas mit der Veränderung des geographischen Standorts zu tun. Sie waren gemeinsam in dem norwegischen Bett mit den bäuerlichen Malereien in Oslo aufgewacht und saßen am Abend desselben Tages hier, aber das Aufwachen war irgendwie sehr lange her. Als hätte die räumliche Entfernung von Oslo auch den Zeitbegriff beeinflußt.
    Carl machte einen melancholischen oder vielmehr etwas traurigen Eindruck, wie sie fand. So zögerte sie, bevor sie ihn nach dem Grund fragte.
    »Nun ja…«, begann er. Er mußte sich anstrengen und nach Worten suchen. »Ich habe neulich einen alten Freund besucht, der in einem Amt arbeitet, das wir in unserem Job das Affenhaus nennen. Damit wird angedeutet, daß es sich nicht um den angenehmsten Arbeitsplatz der Welt handelt. Er war gealtert, und ich hatte mich verändert. Er hatte sich übrigens auch verändert. Es gab nur traurige Dinge zu besprechen, Dinge, die unser Land betreffen. Und dann mußte ich ihn bitten, eine ziemlich gefährliche Sache zu tun, und ich schäme mich ein bißchen, weil er keine Sekunde gezögert hat.«
    »Sehr erhellend«, stellte Tessie fest, nachdem sie nach kurzem Schweigen erkannte, daß Carl soeben zu erklären versucht hatte, worum es ging.
    »Ja«, sagte Carl resigniert, »so wird es eben. Ich kann nicht sagen, worum es geht.«
    »Es ist sicher nicht leicht, mit dir verheiratet zu sein.«
    »Nein, das ist es natürlich nicht.«
    »Wirst du deine Polizistin heiraten?«
    »Ich wünschte, du hättest nicht gefragt.«
    Carl sah auf und versuchte, sich wie vor einer näherkommenden Gefahr zusammenzunehmen. Jetzt hatte sie wenigstens gefragt.
    »Ja, das muß ich«, sagte er schließlich. »Es gibt keinen Ausweg. Ich muß.«
    Tessie nickte nachdenklich, als hätte sie verstanden, was so undenkbar war. So wie er sie kannte, war dies nur eine Geste, während sie überlegte, was sie als nächstes sagen oder tun sollte.
    »Wie kann es sein, daß man so etwas tun muß?« fragte sie schließlich. Sie behielt dabei alle Gefühle im Zaum. Er konnte weder Trauer noch Entrüstung heraushören.
    »Weil ich wenigstens aus dem Allerwichtigsten etwas Ehrliches machen muß. Ich lüge und fälsche und mauschele auf eine Weise, von der weder du noch mein altes Ich uns eine Vorstellung machen können. Ich will es nicht, und ich verstehe es nicht, aber ich tue es. Aber es gibt keinen Ausweg, keine Lösung, kein Happy End. Wenn einer von uns dreien stürbe, du, ich oder Eva-Britt, so ist das die einzige Lösung des Problems, die ich mir denken kann.«
    »Das meinst du doch nicht wirklich.«
    »Nein, ich will damit nicht sagen, daß ich es wünsche oder - möge Gott verhüten, daß du so etwas glaubst - es plane. Aber das ist also der einzige Ausweg und dennoch keiner. Ich liebe dich, Tessie, aber ich werde Eva-Britt heiraten.«
    Tessie nickte erneut auf diese etwas nachdenkliche Weise. Sie mußte

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