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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gottverdammte Araberjagd damals.«
    »Wir wollen nicht in der Vergangenheit wühlen.«
    Näslund grinste Carl ironisch oder vielleicht sogar voller Selbstironie an.
    »Die Zeiten ändern sich, Calle. Die Firma ist nicht mehr, was sie mal war.«
    »Ich habe den Eindruck, ihr tut genau das, was ihr schon immer getan habt. Kurden, die angeblich hinter diesen Morden stehen, um nur ein Beispiel zu nennen. Wie zum Henker könnt ihr auf so dämliche Gedanken kommen?«
    »So einfach ist es nicht, Calle.«
    »Ach nein. Was geschieht, ist nicht das, was zu geschehen scheint. Ich kenne das. Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich tatsächlich mit eigenen Augen gesehen, wie zwei deiner Mannen oben in Uppsala zwei junge Damen belauscht haben, weil eine von ihnen eine junge Frau kannte, die wiederum einen Kurden kannte. Wie zum Teufel erklärst du so etwas?«
    »Das kann ich nicht. Es ist mir offen gestanden verdammt peinlich.«
    »Du hast nichts davon gewußt oder wie.«
    »Genau.«
    »Doch nicht bei mir. Du bist doch der operative Chef.«
    »Ja. Solange es dauert.«
    »Haben sie vor, dich zu feuern?«
    »Ich glaube schon. Ich soll ja illegale Lauschangriffe befohlen haben, schrecklicher Gedanke. Das bürokratische Problem soll die Frage sein, ob man mich zum Polizeichef von Enköping oder so machen kann, bevor es zum Prozeß gegen mich kommt. Wenn man bis nach dem Prozeß wartet, kann es mit der Ernennung problematisch werden. Ich müßte ja sozusagen dienstfrei nehmen, um in den Knast zu gehen, verstehst du.«
    »Enköping?«
    »Ja, erst hatten sie sich Uppsala vorgestellt, aber da… ja, seitdem du und deine Kumpels uns die Suppe in Uppsala versalzen habt, glaubt jemand in unserer geschätzten Kabinettsrunde, daß gerade Uppsala etwas provozierender wäre als Enköping.«
    »Schade. Uppsala kommt mir angenehmer vor als Enköping. Außerdem könntest du in Uppsala mehr Kurden jagen.«
    »Mach dich nicht lustig. Ich bin nicht sicher, daß ich dieses Haus so vermissen werde, wie ich einmal geglaubt habe. Sieh dir doch nur das hier mal an. Weißt du, was das ist?«
    Näslund überreichte Carl eine Liste von Akten. Es sah aus wie eine Mischung aus Journal und Umlaufzettel für teure Zeitschriften, die nur die Chefs in der angegebenen Reihenfolge lesen durften.
    Es war eine Neuregelung des Geschäftsgangs. Da Näslund unter anderem behauptet hatte, von bestimmten Abhöroperationen nichts gewußt zu haben, wurden jetzt sämtliche Entscheidungen per Umlauf bekanntgemacht. Das Aktenzeichen jedes Vorgangs wurde festgehalten, und zwar mit Datum. Jeder der beteiligten Vorgesetzten sollte die Liste abzeichnen und kommentieren. Näslund zufolge habe die Neuregelung dazu geführt, daß die Untergebenen jede einzelne gottverdammte Mappe hochschickten, die sie in die Finger bekamen, und die Chefs saßen da und lasen, bis ihnen die Augen weh taten. Schließlich müßten sie jetzt lesen, was sie anhand der Liste nachweislich gelesen hatten. Es sei wohl möglich, die Führung des Amts in Archivmaterial zu ersäufen, so daß alles, was nach dem Umlauf zurückkam, in einem sehr weiten Sinn als genehmigt angesehen werden konnte. So daß die Kontrolle über die Arbeit in Wahrheit noch schlechter wurde als zuvor.
    Carl wies darauf hin, daß die Hälfte der Angelegenheiten auf der Tagesliste Kurden und Araber erwähnte.
    Er hielt die Liste zwischen sich und Näslund hoch und fotografierte sie dabei schnell und unauffällig, während er gleichzeitig über Kanaken witzelte.
    Näslund war ein wenig beleidigt. Er konnte Carl nicht mehr wie irgendeinen x-beliebigen Untergebenen behandeln. Zwar nicht nur aus dem Grund, daß es lange her war, seitdem Leutnant Hamilton in der Firma stellvertretender Abteilungsleiter gewesen war. Sondern vor allem deshalb, weil neuerdings kein Mensch mehr mit Fregattenkapitän Hamilton Schlitten fahren konnte.
    »Du müßtest doch trotzdem ein gewisses Verständnis dafür haben, daß man sich einnebelt und bestimmte Sekundäreffekte erreichen will«, sagte Näslund in einem bescheidenen Ton, der ihm sehr unähnlich war, als Carl ihm die Tagesliste zurückgab.
    »Red keinen Scheiß mit mir, Näslund. Du meinst, es sei praktisch, sich für die Jagd auf Kurden ein paar zusätzliche Ausreden einfallen zu lassen, wie dämlich sie auch sein mögen. Und du meinst, es sei gut, daß die Abendpresse eure Arbeit als geistesgestört bezeichnet.«
    »Ja, ungefähr das habe ich gesagt. Du hörst ganz ausgezeichnet.«
    »Aber du glaubst

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