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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Leibesvisitation vorzunehmen.«
    »Und ob ich das habe.«
    »Nein. Weder Polizei noch Militär noch Leute wie Sie haben das Recht dazu, es sei denn, Sie sehen mich etwas stehlen. Das haben Sie aber nicht getan, und außerdem müssen Sie mich dann schon auf frischer Tat ertappen.«
    Sie sah ihn skeptisch an. Ihm ging auf, daß er sich wahrscheinlich als Experte für Ladendiebstahl ausgewiesen hatte, ein Wissen, das er wahrscheinlich durch bittere Erfahrungen gewonnen hatte. Ihm ging auf, daß er sein Problem nicht gelöst, sondern vielmehr verschlimmert hatte.
    »Kommen Sie freiwillig mit?« beharrte die Ladendetektivin, als könnte sie ihn dazu bringen, auch unfreiwillig mitzukommen.
    »Nein«, entgegnete Carl. In diesem Augenblick ging ihm auf, daß er hier wegkommen mußte, bevor die Neugierigen um ihn herum zu einer Menschenmenge wurden. »Wenn Sie aber unbedingt wissen wollen, was ich in der Jacke habe, kann ich es natürlich sagen.«
    »Nun?« sagte die Detektivin unerbittlich.
    »Eine Beretta 92 im Schulterholster. Es ist eine Pistole, und ich habe alle dazu nötigen Genehmigungen.«
    Sie trat einen Schritt zurück und riß die Augen auf. Plötzlich ging Carl die Komik der Situation auf. Er nahm behutsam die Brille ab, strich sich das Haar aus der Stirn und lächelte angesichts dessen, was er sagen wollte, sehr freundlich und fast amüsiert.
    »Mein Name ist Hamilton. Carl Hamilton.«
    Die Frau sah ihn sprachlos an, wie nicht anders zu erwarten war, als ihr langsam aufging, wen sie vor sich hatte.
    »In etwas adretterer Ausführung können Sie mich drinnen auf den Pralinenschachteln an Kasse drei sehen«, sagte Carl, setzte sich die Brille auf und ging ohne Eile davon.
    Die Munterkeit verließ ihn jedoch, sobald er auf die Straße trat und wieder anonym war. Er verabscheute das öffentliche Bild von sich. Neuerdings verabscheute er sogar Schokolade. Er war überzeugt, daß es einen Zusammenhang mit dem HERO-KONFEKT gab. Es kam ihm vor, als wäre er das Original einer Art Comicfigur, die genausogut Batman sein konnte. Er hatte das Gefühl, sich an der Grenze zu einer persönlichkeitsspaltenden Geisteskrankheit zu befinden. Er klappte die rauchfarbene Brille zusammen, senkte den Kopf und beschleunigte seine Schritte durch den Schneematsch. Er dachte, mit Brille spiele ich keine sehr überzeugende Rolle, zumindest nicht, wenn ich dabei aussehe wie ein Ladendieb.
    Er faßte den aggressiven Entschluß, sich einen gemütlichen Abend mit Eva-Britt zu machen. Er würde noch eine halbe Stunde Zeit für die Vorbereitungen haben, bevor sie nach Hause kam. Sie hatte seit kurzem großen Appetit, manchmal auf merkwürdige Dinge. Er würde es schaffen, den Tisch zu decken und alles fertig zu haben. Sie würde sogar in Uniform am Tisch sitzen können, auch wenn ihr das vermutlich nicht gefiel; er mochte sie in Uniform, aber nicht, weil er Uniformen mochte, sondern weil Eva-Britt eine Frauenuniform trug, und das war etwas völlig anderes. Überdies bedeutete ihre Polizeiuniform Reinheit, reine Ideale, reinen Glauben, gute Absichten, Idealismus und alles andere, was er sich auch selbst wünschte.
    So klar hatte er den Gedanken noch nie formuliert.
    Es war ein weiter Weg von dem Clartéisten, der die Streitkräfte »unterwandern« sollte, um die schwedische Moral zu heben, bis zu dem Schlawiner, der jetzt sogar die Frau, die er liebte, dazu verlockt hatte, sich über das Gesetz hinwegzusetzen. Denn natürlich würde sie die Papiere mitbringen.
    Er deckte im Eßzimmer den Tisch, zündete die Kerzen in zwei großen Silberkandelabern an, die er noch nie angezündet hatte, und entkorkte den Wein, damit er noch etwas Luft bekam.
    Dann setzte er sich in die Bibliothek, legte die Füße auf den roten Granittisch, schlug eine Zeitung auf und versuchte zu tun, als wäre er gerade nach Hause gekommen und als hätte er vergessen, etwas einzukaufen. Die Tür zum Eßzimmer hatte er zugemacht.
    »Hej, bist du zu Hause?« rief sie, nachdem sie die verschiedenen Schlösser geöffnet und sich im Flur die Schuhe von den Füßen getreten hatte.
    »Hhm«, erwiderte er und raschelte überdeutlich mit der Zeitung, bevor er aufstand und hinausging, um sie in den Arm zu nehmen. Er ließ die Hände über ihren gespannten Bauch gleiten.
    »Was für ein Glück, daß du und dein Bauch nur Innendienst haben«, murmelte er, als er ihr mit der Nase durch das Haar an ihr Ohr fuhr.
    »Du ahnst gar nicht, was für einen Respekt unsere Kundschaft vor schwangeren

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