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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Einmal hatten ihn in Fisksätra zwei Skinheads angesprochen. Da hatte er seine abgesägte Schrotflinte hervorgeholt und einen davon aus nächster Nähe erschossen.
    Inoperabel, praktisch sofortiger Tod, dachte Carl.
    Am Ende war der Einwanderer also doch ein paar Skinheads begegnet.
    Und dann dieses Begräbnis.
    Der Leitartikel der Schrift lieferte Carl plötzlich die Erklärung für die Ereignisse des Vortags. Der 20. April ist Adolf Hitlers Geburtstag. Joar und Åke sowie eine Gruppe von Einwanderern hatten zufällig die Feier von Adolf Hitlers 101. Geburtstag am 20. April gestört.
    Meinten die kleinen Scheißkerle das tatsächlich ernst?
    Carls Blick fiel auf die Überschrift »Die Erhebung des Volkes«. Es war wie ein Reflex aus der Studentenzeit.
    Es zeigte sich schnell, daß die Skinheads eine andere Erhebung im Sinn hatten als die frühere Clarté.
    »Unsere heutigen Probleme sind kein ›Skåne-Problem‹, kein ›Großstadtproblem‹, kein ›Lappland-Problem‹ und kein ›Ökonomisches Problem‹ - nein, unser heutiges Problem ist DAS ÜBERLEBEN DES NORDISCHEN VOLKSSTAMMS UND DER WEISSEN RASSE!«
    Nein, da gab es keinen Zweifel. Solche Leute waren bei den schwedischen Streitkräften nicht zu gebrauchen.
    Carl starrte kurz auf die Augen Adolf Hitlers, der die Arme auf der Brust verschränkt hielt. Nein, der linke Arm ruhte über der Taille auf dem rechten. Starrer Blick, all das, was früher anders gewirkt haben mußte. Armbinde mit Hakenkreuz am linken Oberarm. Es sah aus, als trüge er Cordhosen.
    Und dann die Bildunterschrift:
    ZUM TEUFEL MIT ALLER VORSICHTIGEN HEIM- LICHTUEREI! LASST UNS OFFEN ZUR SACHE KOM- MEN! LASST UNS OFFEN ERKLÄREN, DASS WIR NATIONALSOZIALISTEN SIND! LASST SIE WISSEN, DASS ADOLF HITLER UNSER GEISTIGER FÜHRER IST! HEIL HITLER!
    War dies wirklich wahr? Waren diese Kerle tatsächlich so? Riskierte der militärische Nachrichtendienst Schwedens wegen dieser Leute seinen größten Skandal seit der IB-Affäre? In dem Fall hätten Joar und Åke genausogut das Feuer eröffnen können.
    Nein. Carl korrigierte sich sofort. Er schämte sich seiner Aggressivität. Er mußte sich dazu bringen, seine Aggressionen jederzeit unter Kontrolle zu halten. Er würde nie mehr einen Menschen töten, nie mehr, no mas. Das war Vergangenheit. Diesen Idioten mußte man den Kopf waschen und sie überzeugen. Was machten die Schulschiffe der Marine heutzutage, »Gladan« und »Falken«? Sollte man diese Bande nicht lieber schanghaien und aus den jungen Leuten Männer machen?
    Die einfachste Methode, für das heutige Essen zu sorgen, würde darin bestehen, etwas Teures zu kaufen und es zu braten. Eva-Britt hatte jedoch ihre eigenen Ansichten über solche Einkäufe, als weigerte sie sich immer noch, zu akzeptieren, daß sie jetzt in ganz anderen ökonomischen Verhältnissen lebte als denen, die ein Polizistengehalt ermöglicht. Sie hatte sogar ökonomische Einwände gegen eine Heirat gehabt, »da ich keine Millionärin werden will«. Als er ihr erklärt hatte, daß die schwedische Gesetzgebung in dieser Hinsicht keinen Unterschied zwischen Eheleuten und Zusammenlebenden mehr mache und daß sie folglich sowohl als Ehefrau wie als Freundin Millionärin sein würde, war sie zögernd zu der Heiratsalternative zurückgekehrt, da ihr ein Ehevertrag juristisch eindeutiger erschien als die rechtliche Regelung einer sogenannten wilden Ehe. Zumindest hatte irgendein Beamter der Rechtsabteilung es so ausgedrückt. Und die leitenden Beamten der Polizeiwache 1 hatten unglücklicherweise oft mit dieser Abteilung zu tun.
    Außerdem wollte sie, daß das Kind den Namen Jönsson erhielt. Diese Frage hatte Carl bis auf weiteres nicht mehr angesprochen, da Kinder ohnehin ihren eigenen Nachnamen wählen können, wenn sie erwachsen sind.
    In der Lebensmittelabteilung von Åhléns entdeckte er plötzlich, daß er eine Warenhausdetektivin auf den Fersen hatte. Er erschrak erst dann, als ihm der Zusammenhang aufging. Sowie er entdeckte, daß man ihn verfolgte, schaltete er zunächst nur den Autopiloten ein und bewegte sich ständig so, daß er die Verfolgerin im Auge hatte. Er wußte in jeder Sekunde genau, wo er Deckung nehmen konnte, und hatte den Reißverschluß der Jacke etwas heruntergezogen, um die Verfolgerin innerhalb von zwei Sekunden mit einem sicheren Treffer niederzustrecken.
    Als ihm der Zusammenhang aufging und der Autopilot abgeschaltet wurde, brach ihm bei dem Gedanken, mit Alarmstufe Rot auf eine Katastrophe

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