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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ausdrucksloses Gesicht, fuhr sich mit der Hand durch sein frischgeschnittenes Haar und tat, als bemerkte er Stålhandskes erstaunte Miene nicht, als dieser den wiederauferstandenen Hamilton vor sich sah. Carl zeigte auf einen der Stühle.
    »Was ich dir zu sagen habe, wird dir nicht gefallen«, kam er sofort zur Sache, »aber ich sollte dir lieber gleich sagen, wie es aussieht. Man wird dich zu den taktischen Einheiten der Nachrichtenreserve versetzen. Du beginnst morgen mit einem Kurs an der Militärhochschule mit dem Ziel, so schnell wie möglich eine Beförderung zum Kapitänleutnant zu erreichen, und wirst bis auf weiteres als Ausbilder an der Küstenjägerschule untergebracht.«
    Carl lehnte sich etwas zurück, als entspannte er sich, nachdem er jetzt alles auf einmal gesagt hatte.
    Åke Stålhandske machte den Eindruck, als sackte er zusammen, als hätte man eine Nadel in einen Luftballon gestochen, was angesichts seiner Körperkraft eine eher unwahrscheinliche Vorstellung war.
    »So, the shit definitely hit the fan« , seufzte er resigniert.
    »Yeah, you might say that« , entgegnete Carl weich.
    Wenn sie sich unter Druck fühlten, fiel es ihnen leicht, ins Amerikanische zu wechseln. Bei den wenigen gemeinsamen Operationen hatten sie aus Sicherheitsgründen Englisch als Befehlssprache gewählt.
    »Ist das diese Geschichte mit dieser gottverdammten Faschistenbrut? Wie geht die überhaupt weiter?« wollte Stålhandske wissen, nachdem er sich erstaunlich schnell gefaßt hatte.
    »Ja, die Sache steckt natürlich dahinter«, sagte Carl vorsichtig, denn er wußte, daß es nicht die ganze Wahrheit war.
    »Sam wants somebody’s ass?«
    »You might say that too. Aber wir haben es so geregelt, daß es notfalls mein Arsch ist, der geopfert wird. Ich bin dabei, diese Sache zu regeln. Weder ihr noch Sam dürft erfahren, wie, aber ich übernehme die Verantwortung. Offiziell hat Sam eure Berichte nicht erhalten, aber er hat sie natürlich gelesen.«
    »Gehst du selbst ein Risiko ein?«
    »Ja, aber das können wir außer Betracht lassen. Ich glaube, es wird sich alles erledigen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Skandal, aber nicht zu einem Prozeß. But it’s more to it than that .«
    »Habe ich etwa meine Obliegenheiten als Offizier des schwedischen Nachrichtendienstes versäumt?« fragte Åke Stålhandske und brachte Carl damit zum Lächeln, nicht nur wegen der förmlichen Sprache.
    »Nein, zum Teufel, Åke. You are the best und you know it. Aber du bist nicht nur ein Bauernopfer infolge des Zusammenstoßes mit unserer verwilderten dunkelbraunen Stockholmer Jugend. Deine Arbeitsmöglichkeiten im EDV-Büro werden durch deine, sagen wir deine etwas exzentrische Art, mit einem Philologieexamen statt einem Master of Science in Computertechnik aus San Diego zurückzukehren, ein wenig eingeengt.«
    »Dafür habe ich mir eine andere Technologie angeeignet, die ihr nicht beherrscht«, knurrte Åke Stålhandske mürrisch.
    »Aber ja. Es ist nur so, daß gerade diese Technologie ausgerechnet für den schwedischen Nachrichtendienst die unmöglichste ist. Man kann uns dabei erwischen, daß wir ein paar Nazijünglinge verprügeln. Das ist zwar nicht gut, aber wir überleben es. Wir können geschnappt werden, weil wir in finnischen oder sowjetischen Territorialgewässern Abhörbojen auslegen. Das ist immer noch nicht gut, aber wir überleben auch das. Der Teufel weiß, ob man uns nicht sogar bei einigen bestimmten Morden schnappen könnte und uns selbst dann mit einem blauen Auge davonkommen ließe, nun ja, es käme sehr darauf an, was für Morde es sind. Aber wenn man uns beim Abhören erwischt, bricht die Hölle los. Und gerade Abhörtechnik ist deine Spezialität. Tough luck .«
    »Das ist doch verrückt.«
    »Ja, es ist wirklich verrückt. Es ist Politik. Aber da diese Sozi-Gangster in der, ja, wie sollen wir das nennen, der außerordentlichen Sicherheitspolizei in den letzten Jahren mit ihren Wanzen erwischt worden sind, sind Lauschangriffe zum schlimmsten Vergehen geworden. Das hat nichts mit Logik zu tun. Aber es ist uns kurz gesagt verboten, selbst in einer entscheidenden Situation diese Technik einzusetzen. Wo bewahrst du übrigens dein Material auf?«
    »Zu Hause in der Wohnung. Ich habe zwei zusätzliche Waffenschränke.«
    »Das ist nicht gut. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
    »Vernichtung?«
    »Sei nicht albern. Die politische Lage kann sich ändern. Die operative Lage vielleicht auch, und du weißt,

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