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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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er vor sich sah. Er lachte, bis ihm die Tränen kamen.
    »Hast du sauber getroffen?« gluckste er und versuchte, sich die Tränen abzuwischen.
    »Aber ja. Astrein. Sie behaupten, ich hätte ihm das Nasenbein gebrochen. Er will mich wegen schwerer Körperverletzung anzeigen«, erwiderte sie fast stolz.
    Carl krümmte sich erneut vor Lachen.
    »Ich hoffe, es kommt bald zum Prozeß, damit du noch deinen Bauch hast. Diesen Prozeß würde ich gern sehen. Saufkopf mit entrüstet hochgerecktem Finger, der eine kleine Frau in gesegneten Umständen beschimpft. Dem Gericht wird es schwerfallen, da ernst zu bleiben.«
    »Ich bin jedenfalls mit einem Taxi nach Hause gefahren. Der Fahrer wollte mich erst gar nicht in den Wagen reinlassen, so wie ich roch. Säufer nehme ich nicht mit, sagte er. Aber ich tu das, sagte ich, denn ich bin Bulle. Deswegen rieche ich auch so. Da lachte er und fuhr mich nach Hause.«
    »Ende gut, alles gut.«
    »Nein, besser noch. Ich bin einkaufen gegangen. Ich war ja an der Reihe, das Essen zu machen.«
    »Aber ich habe doch gesagt, daß du nicht…«
    »Du hast noch nicht gefuttert, wie?«
    »Nein, aber…«
    »Bleib nur still sitzen. Rühr dich fünfzehn Sekunden lang nicht von der Stelle, das ist ein Befehl!«
    »Verstanden. Zu Befehl«, seufzte Carl.
    Sie erhob sich schwer und unbeholfen und ging leise ins Eßzimmer. Er hörte, wie ein Streichholz angerissen wurde. Dann rief sie »fertig«. Er betrat lächelnd das Eßzimmer, in dem sie schon eine Vorspeise aufgetragen hatte. Auf dem Tisch stand eine Flasche Bordeaux, den sie sogar dekantiert hatte.
    Auf dem Teller lagen Gänseleberpastete mit ein paar Blättern Endiviensalat sowie etwas Trüffel und Gelee.
    »Schön, was? Bitte, setz dich«, sagte sie fröhlich.
    Carl ging erst um den Tisch herum und küßte sie. Sie setzten sich einander gegenüber. Er warf einen Seitenblick auf den Wein. Sie hatte natürlich aufs Geratewohl eine Flasche gegriffen, und es war zufällig ein Margaux geworden, den er für eine ganz besondere Gelegenheit hatte aufbewahren wollen, da es ein begehrter Jahrgang war. Aber vielleicht war dies ja der besondere Anlaß, korrigierte er sich vorwurfsvoll.
    »Woher dieses Festessen? Du gibst doch sonst Kohlrouladen den Vorzug«, fragte er munter, als er die Serviette auf dem Schoß auseinanderfaltete und das Besteck in die Hände nahm, so daß sie gleichzeitig anfangen konnten.
    »Man ist ein bißchen nach oben gekommen, verstehst du? Langsam, aber sicher hat die Frau aus dem Volk sich von dem kostbaren Geschmack der Oberschicht korrumpieren lassen. Gräfin Jönsson hat wieder zugeschlagen«, erwiderte sie mit einem gespielt lässigen Achselzucken.
    Sie aßen eine Weile schweigend.
    »Du bist eine wunderbare Polizistin, ich liebe dich«, sagte er plötzlich.
    »Wunderbar, mein Junge, daß wir uns zumindest in dem wichtigsten Punkt einig sind. Ich liebe dich mit so einer Pastete genausosehr wie mit Kartoffelklößen mit Speckfüllung«, sagte sie und griff vielsagend zu ihrem Wasserglas. Sie wollte keinen Alkohol trinken.
    »Nimm wenigstens ein kleines Glas. Es ist ein phantastischer Wein. Der Kleine wird dann wenigstens gleich zu dem richtigen Weingeschmack erzogen«, bedrängte er sie, und als sie nicht protestierte, goß er ihr ein halbes Glas ein.
    »D i e Kleine«, sagte sie, als sie ihr Glas hob. »Die Kleine, nicht der Kleine.«
    »Wollen wir wetten?«
    »Ja, um fünf Millionen.«
    »Das kannst du dir nicht leisten.«
    »Das kann ich doch, denn wie du immer sagst, was dein ist, soll auch mein sein. Wenn ich verliere, nehme ich fünf von deinen Millionen und gebe sie dir einfach zurück. Ohne jedes Risiko. Wenn ich gewinne, kaufe ich mir die teuersten Stoffe und nähe Bullenuniformen aus Rohseide.«
    »Hört sich wie eine glänzende Geschäftsidee an«, brummelte er und spielte den übertrieben Gekränkten. »Aber was machst du mit all den rosafarbenen Kleidern, wenn es ein Junge wird?«
    »Dann habe ich ja die Wette verloren und werde dir ein bißchen Geld abluchsen müssen, um hellblaue Kleider zu kaufen. Wer sagt denn übrigens, daß nicht auch kleine Grafen Rosa tragen können? Zumindest moderne und gleichberechtigte kleine Grafen, und wenn überhaupt, werden wir nur solche kriegen.«
    »Ja, hoffentlich. Kinder haben jedoch die Neigung, genau das Gegenteil von dem zu tun, was die Eltern wollen. Mein Vater drehte früher fast durch, wenn er mich sah. Langes Haar, Demonstrationen und all das. Ich habe sogar ans Haus des

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