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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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das noch bekannt sein? Folglich führte die Spur zu dem Kreis um Louise Klintén.
    Der Mord zeigte allein schon durch die Vorgehens weise der Täter sehr deutlich, daß ihm die Nazi-Vergangenheit des Opfers zugrunde lag. Oder etwa nicht?
    Und überdies fanden sich ebenso klare Hinweise auf eine ähnliche Spur, was diesen Admiral in Uppsala betraf.
    Nein, nicht so, daß auch er etwa eine Tochter gehabt hätte. Aber die Stelle, von der der Schuß abgefeuert worden war, lag dem Haus des Admirals in dem Villenviertel gegenüber. Und in dieser gegenüberliegenden Villa, die von einem älteren Paar bewohnt wurde, war das Obergeschoß an vier Mädchen vermietet worden, die an der Universität Uppsala Jura studierten. Eines der Mädchen hatte eine Schwester in Stockholm, die mit dem Anführer der kurdischen Terroristen in Schweden verheiratet war oder zumindest mit ihm zusammenlebte.
    An dieser Stelle der Darlegung hatte Rune Jansson den Vortrag des Beamten der Sicherheitspolizei mit der sanft vorgebrachten Frage unterbrochen, ob es derselbe Mann sei, den ein gewisser Polizeipräsident in Stockholm als »Gehirn« hinter dem Palme-Mord bezeichnet hatte.
    Ja, so war es. Derselbe Mann.
    Aber war der nicht unschuldig an der Ermordung Palmes? Doch, davon konnte man ausgehen. Tatsächlich.
    Nun, wenn man ihn aber fälschlich als Terroristen und Mörder bezeichnet hatte, könnte dies doch jetzt nur dazu führen, daß der Verdacht gegen ihn schwächer werde?
    Nein, das sei nicht der Fall. Selbst wenn er nicht der Mörder Palmes war, obwohl vieles darauf hindeutete, war er doch das Gehirn hinter zwei anderen Morden kurdischer Extremisten in Schweden. Das wußte Säk. Gründe wurden aber nicht bekannt. Die Tatsache, daß das »Gehirn« wegen keinem der Morde verhaftet werden konnte, zeigte offenbar nur, wie unglaublich geschickt dieser Mann war.
    Und so war die Diskussion den ganzen Morgen fruchtlos hin und her gegangen.
    Auch am Nachmittag hatte sich die Szene nicht gerade aufgehellt, als das Untersuchungsergebnis des Kriminaltechnischen Labors gebracht wurde. Die Kugel war einigermaßen unversehrt aufgefunden worden und paßte offenbar zu der leeren Hülse, die an der Stelle gelegen hatte, wo der Schuß abgegeben worden sein mußte.
    Die Hülse hatte einen eingeprägten Kreis mit einem Kreuz darin, woraus hervorging, daß es sich um NATO-Munition handelte. Außerdem fand sich dort eine Codebezeichnung, die erkennen ließ, welche Waffenfabrik des NATO-Bündnisses die Patrone hergestellt hatte, nämlich eine Fabrik in der Türkei.
    Es ließ sich unschwer ausrechnen, welche Begeisterung diese Nachricht beim Sicherheitsdienst des Reiches auslösen würde. Türkische Munition, also ein kurdischer Mörder, das war ja klar wie Kloßbrühe. Die Kurden in Schweden hegten einen intensiven Abscheu gegen ältere Admiräle, die in ihrer Freizeit Schiffsmodelle bauten, das mußte jedem einigermaßen begabten Sicherheitspolizisten klar sein.
    Kapitän Seebär war soeben aus Göteborg zurückgekehrt. Die beiden Männer gingen in Rune Janssons Zimmer und schlossen die Tür. Rune Jansson erzählte ohne Umschweife von seinen Befürchtungen. Die Ermittlungen würden im Verlauf weniger Tage zu einem Chaos führen.
    Kapitän Seebär lauschte mit mahlenden Kiefern Rune Janssons resigniertem Bericht darüber, wie eine Kurden-Spur über ihren Köpfen hervorwuchs.
    Als Rune Jansson verstummte, schwiegen beide eine Weile voller Sympathie oder in der Erwartung, der andere würde ein erlösendes Wort sprechen.
    »Ich bin ja nun kein politischer Experte«, begann Kapitän Seebär leicht zögernd und mit einem überraschend starken Göteborg-Dialekt, als hätte der kurze Aufenthalt in seiner Heimatstadt einen Rückfall bewirkt, »aber ich habe ja diese Menschen immerhin kennengelernt. Ja, also die verdächtigen Kanaken. Und diese Louise ist in diesen Kreisen ungeheuer beliebt. Eins weiß ich jedenfalls über Kanaken, daß schon eine ganze Menge passieren muß, bevor die hinter dem Rücken eines Kumpels dessen Eltern ermorden.«
    »Hm. Außerdem hat die ganze Truppe ein Alibi, wie du mir gesagt hast. Ist das zu gut?« fragte Rune Jansson tonlos.
    »Du meinst, sie könnten es so arrangiert haben, daß alle künftigen Verdächtigen einander Alibis geben?«
    »Hm. Etwas in der Richtung. Ich meine, es muß ja in unserem Interesse liegen, unseren Teil der Kurdenspur als unwahrscheinlich abzutun, damit wir uns wenigstens damit nicht mehr befassen müssen. Das wäre

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