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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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also jetzt wie in Beton gegossen. Es gab kein Entrinnen.
    Er strich die Zeitung glatt und ging dann zu seinem Chef ins Zimmer, der soeben eine verräucherte Konferenz mit Leuten der Sicherheitsabteilung beendete. Deren Chef warf Carl einen sehr giftigen Blick zu, als sie sich in der Tür begegneten. Sie verabscheuten einander immer noch, und zwar seit der Zeit, in der man Carl ernsthaft der Spionage für die Sowjetunion verdächtigt hatte. Vermutlich war er in den Augen dieses Mannes immer noch verdächtig.
    »Du wirst hoffentlich nicht in dem Kampf für Otter auch diesen Borgström mobilisieren«, sagte Carl und machte die Tür hinter sich zu. »Falls ja, mußt du dich in acht nehmen. Der wird den Otter statt dessen zu einem russischen Spion machen.«
    Samuel Ulfsson lächelte amüsiert über die Anspielung auf die Vergangenheit, erstarrte jedoch in seinem Lächeln, als Carl ihm die erste Seite der Abendzeitung hinhielt.
    Samuel Ulfsson machte einen Satz nach vorn. Erstaunlich gelenkig, dachte Carl. Dann riß sein Chef die Zeitung an sich und blätterte schnell die ersten Nachrichtenseiten durch, bevor er auf seinen Stuhl sank.
    Carl wartete ab, während Samuel Ulfssons Augen das Material überflogen. Es dauerte kaum eine Minute, bis er mit der Lektüre fertig war.
    »Das darf doch nicht wahr sein. Und außerdem ist es verlogen, in erster Linie aber zum Kotzen«, sagte oder vielmehr fauchte Samuel Ulfsson mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Hast du mit den Leuten vom Affenhaus gesprochen?« versuchte Carl zu parieren, was wie ein beginnender Zornausbruch aussah.
    »Ja!« brüllte Samuel Ulfsson. »Und kannst du dir vorstellen, was dieser verfluchte Näslund sagt?«
    »Das sie eine Hauptspur haben, die Kurdenspur II, daß sie über sichere Hinweise verfügen, daß mehrere der Kurden einander kennen, sowie daß sowohl Otter als auch dieser af Klintén Nazis waren, wofür sie jetzt offenbar büßen mußten.«
    »Hast du selbst mit Näslund gesprochen?«
    »Nein, das wolltest du ja tun. Aber ich habe gerade Expressen gelesen. Warum veröffentlichen die übrigens immer ihre Fahndungsansätze?«
    »Das habe ich nie begriffen. Ich verstehe zwar nicht viel von Polizeiarbeit, aber es muß ja schwer sein, Mörder zu fangen, wenn man vorher mit Hasenklappern durch die Gegend läuft und Plakate klebt und erzählt, daß man sich anschleichen will. Nun. Und wie ergeht es dir?«
    »Ich bin noch nicht sehr weit gekommen, bin aber gerade im MHA gewesen, und die…«
    »MHA?«
    »Ja. Der historischen Abteilung der Militärhochschule.«
    »Ach so, die, ja. Dort sitzen einige alte Bekannte. Nun, was haben sie gesagt?«
    »Sie waren sehr hilfsbereit, wirklich sehr hilfsbereit. Die Summe ihrer Vorschläge ist aber, daß ich mich durch eine teuflische Menge von Material arbeiten muß. Wenn du willst, geht es , die Wahrheit über diesen Otter und diesen af Klintén ans Licht zu holen, aber es wird vielleicht ein paar Monate dauern. Ganztagsarbeit.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Zwei Dinge. Erstens frage ich mich, ob wir wirklich so viel Mühe auf etwas verwenden wollen, was ein wenig abseits der…«
    Samuel Ulfsson machte einen energischen Anlauf, um Carl zu unterbrechen, überlegte es sich auf halbem Weg aber anders.
    »Nein, Verzeihung, sprich weiter. Abseits von was?«
    »Nun ja, abseits unserer eigentlichen Arbeit liegt. Wir sind nun mal keine Polizisten. Zweitens. Wenn du wirklich daran festhältst, daß wir das tun, kann ich es nicht allein bewältigen. Die Arbeit ist nicht schwer oder unmöglich, nur zeitraubend.«
    Samuel Ulfsson lehnte sich zurück, zündete eine Zigarette an und dachte nach. Carl wartete ab.
    »Glaubst du, es könnte etwas hinter dem stecken, was dieses Käseblatt schreibt?« fragte Samuel Ulfsson, als er sich nach einigen Lungenzügen wieder etwas beruhigt hatte.
    »Was in Expressen steht, kommt vom Affenhaus. Das bedeutet, daß die Behauptungen in den wichtigsten Punkten wie üblich falsch sind. Aber es ist nun mal ihre Hypothese, und sie werden sie Woche um Woche verfolgen, vor allem dann, wenn sie so falsch ist, daß sie nie einen Mörder erwischen. Dann werden sie ihre vermeintlichen Erfolge Stück für Stück in ihrer Zeitung hinausposaunen.«
    »Schon möglich, aber das ist keine Antwort auf meine Frage.
    Glaubst du, daß Otter Nazi war, und glaubst du, daß er deswegen von Terroristen ermordet worden ist?«
    »Bis auf weiteres glaube ich gar nichts über die politischen Neigungen Otters. Du hast ihn

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