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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Handlungen begangen, die dazu führten, daß sie in diesem Jahr ermordet wurden. Das gilt zumindest für diesen Klienten, denn der hatte immerhin ein eingeritztes Hakenkreuz auf der Brust. Das ist die Hypothese. Zweitens müssen wir in der Zeit suchen, in der sie die Möglichkeit hatten, zu Kriegsverbrechern oder Spionen zu werden. Außerdem müssen wir ihr damaliges geographisches Umfeld erkunden. Wir müssen um diese beiden Objekte herum eine Struktur aufbauen, sonst ertrinken wir nur in der allgemeinen Schändlichkeit. Seid ihr meiner Meinung?« Die beiden anderen nickten. Carl hatte auf irgendeinen Einwand gehofft, um jetzt keine ganze Strategie formulieren und irgendwelche unausgesprochenen Befehle erteilen zu müssen, die selbstverständlich ausgeführt werden würden. Doch jetzt mußte er fortfahren.
    »Wir haben zwei Kerle. Es dürfte vernünftig sein, wenn jeder von euch sich einen vornimmt, um von da an weiterzumachen. Das Problem ist, daß derjenige, der Otter nimmt, den unausgesprochenen Wunsch in sich spürt, keine Erklärung für seinen Tod zu finden, die etwas mit den Nazis zu tun hat. Das ist es ja, was Sam will. Wer übernimmt also Otter?«
    Keiner antwortete.
    »Wollen wir es auslosen?« fragte Carl leichthin. »Entweder einer von euch meldet sich freiwillig für Otter, oder die Sache wird ausgelost.«
    »Ich übernehme den Otter. Irgendwie habe ich ja schon mit ihm angefangen«, sagte Joar Lundwall gezwungen, als wollte er eine Auslosung um jeden Preis vermeiden.
    »Gut«, sagte Carl. »Du fängst mit von Otter an und Åke mit af Klintén. Womit hast du inzwischen begonnen?«
    Joar Lundwall hatte sich schon gedacht, was Carl selbst herausgefunden zu haben glaubte. Aber sicher war er nicht, es hörte sich nämlich selbstverständlich an, als Joar erzählte, und überdies war Carl etwas unkonzentriert. Er wollte weg und hätte am liebsten dauernd auf die Uhr gesehen, wollte es aber zugleich vermeiden. Er hatte sich jetzt schon verspätet, und er verabscheute Verspätungen.
    »Ja«, sagte Lundwall zögernd, »ich bin davon ausgegangen, daß die heiße Periode in der Dienstzeit Otters die Jahre 1940 bis 1943 sein müssen. Damals tat er im Marinedistrikt der Westküste Dienst, so hieß es damals, glaube ich. Dann wurde er zur Seekriegsschule Näsbypark versetzt, falls die damals dort lag, um zu unterrichten. Also. Was geschah in Göteborg in den Jahren 1940 bis 1943? Unter anderem gab es damals einige Spionageaffären, die etwas mit Deutschland zu tun hatten. Das sind die Akten, die ich beim Reichsarchiv angefordert habe, was nicht ganz leicht ist, da sie sich entweder im Landesarchiv in Göteborg, dem Stadtarchiv oder auch im Kriegsarchiv befinden, weil zwei der Verurteilten Marineoffiziere waren.«
    Die beiden anderen zuckten sofort zusammen.
    »Teufel auch«, rief Åke Stålhandske aus. »Teufel auch. Wurden also zwei Marineoffiziere als deutsche Spione verurteilt?«
    »Ja.«
    »Und genau zu dieser Zeit, in der unser Freund Otter in Göteborg tätig war?«
    »Ja.«
    »Aber das ist ja ganz ausgezeichnet«, unterbrach Carl und sah zum ersten Mal offen auf die Uhr, was den beiden anderen natürlich sofort auffiel. »Dann haben wir also noch unseren Freund af Klintén. Was hat der während der kritischen Zeit getrieben, Åke?«
    »Nun ja«, sagte Åke Stålhandske und dachte nach, »der war während dieser Zeit leider etwas beweglicher. Der war 1937 Hauptmann bei etwas, was damals Generalstabskorps hieß, Rittmeister bei den Norrlands-Dragonern, also K 4, das war 1940, dann war er 1941 als Major beim, mal sehen, Bohuslän-Regiment, also 117. Und dann war er von 1944 bis 1946 beim Nachrichtendienst. Anschließend war er bei der Skåne-Kavallerie oder so etwas.«
    »Beim Nachrichtendienst? Wo denn da?« fragte Carl mit neuem Interesse.
    »Nachrichtenabteilung des Generalstabs hieß das damals, aber ich habe keine Ahnung, wie die entsprechende Abteilung heute heißt.«
    »Ja, weiß der Teufel. Damals war es eine kleinere Organisation, und ich fürchte, die Kompetenzen sind heute auf mehrere Abteilungen verteilt. Aber haben wir darüber nicht eigene Archive, irgendwo in unseren alten Verstecken?«
    »Ja, aber die Akten sind sämtlich geheim.«
    Carl lachte laut auf. Falls es etwas gab, was keine Mühe machen würde, war es als geheim eingestufte interne Militärakten einzusehen.
    »Das wird Sam schon für dich regeln«, lächelte er. »Jetzt pfeifen wir mal eine Weile auf den Job, ich muß sowieso bald

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