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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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sich damit beeilen. Immerhin haben wir nun schon zwei Tote. Könnte sein, dass es noch mehr werden«, nuschelte er kauend.
    »Zwei?«, staunte Emile. »Ihr habt noch eine Leiche?«
    Der Hauptkommissar fasste die jüngsten Ereignisse knapp zusammen.
    Wortlos schob die Bedienung Nachtigall ein Curry hinüber und stellte den großen Fleischteller mit sonderbarem Blick vor Emile ab, bevor sie eilig in die Küche zurückhastete.
    »Wahrscheinlich weiß morgen ganz Cottbus von deinem seltsamen Hobby!«, amüsierte sich Nachtigall. »Hier kannst du dich so bald nicht mehr blicken lassen!«
    Emile zog eine Grimasse.
    »Über das Motiv des Vaters haben wir ja schon gesprochen. Du sagst, an den Bäumen stand das Wort ›Mörder‹? Ich glaube ehrlich, dass damit der Mord an diesem Jungen gemeint sein kann. Ist doch naheliegend, oder?«, fragte er in die kauende Stille am Tisch hinein.
    »Es gibt allerdings keinen Zusammenhang. Jedenfalls haben wir bisher keinen entdeckt. Wenn Wolfgang Maul etwas hätte stehlen wollen, wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, einen besseren Zeitpunkt zu finden als den Besuch der Enkel. Und warum sollte er ein Gewehr aus dem Waffenschrank mitnehmen, wenn er suchend durchs Haus schlich? Schließlich durfte er sich bei den Gieselkes aufhalten, niemand hätte sich gewundert. Eine Waffe über der Schulter wäre eher auffällig denn hilfreich gewesen. Nein, nein. Wolfgang Mauls Tod hat mit dem Fall Gieselke nichts zu tun. Ich bin ziemlich sicher, dass ihm sein Engagement für die Wölfe zum Verhängnis wurde«, widersprach Nachtigall energisch.
    »Hier unten gibt es doch gar keine!« Dr. Pankratz runzelte die Stirn. »Man weiß bisher überhaupt nur von einem einzigen Tier, das einen nächtlichen Abstecher in unsere Gegend gemacht haben soll.«
    »Ja, das ist richtig. Aber dabei soll er eine Herde angegriffen und viele Tiere getötet haben. Wolfgang Maul hat die Schafe bewacht, weil Korbinian Nagel sich so große Sorgen gemacht hat. Dabei ist noch nicht einmal geklärt, ob die Schafe wirklich von einem Wolf gerissen wurden. Möglicherweise war es ein Hund.«
    »Ein Hund?« Dr. Pankratz’ Augenbrauen schossen in die Höhe. Nachtigall beobachtete fasziniert, wie sich dadurch auch die Haut auf der makellosen Glatze verschob und eine Landschaft mit tiefen Tälern entstand.
    »Es scheint ein erbitterter Kampf zwischen Freunden und Gegnern der Wölfe zu herrschen. Jede Seite unterstellt der anderen, bei der Wahl der Mittel nicht zimperlich zu sein.«
    »Aha. Die Diskussion um den Ursprung des Bösen. Menschen fürchten Tiere, die unvermittelt aus dem Dunkel angreifen. Haie, Krokodile, Wölfe. Aber eine Frage stellt sich doch: Wenn ich meine Schafe so schätze und besorgt um sie bin – warum zum Teufel sperre ich sie nicht über Nacht in einen Stall? Oder sind eure Lausitzer Wölfe so geschickt, dass sie Schlösser aufbrechen und Türen öffnen können?«, grinste der Rechtsmediziner.
    »Die Tiere sind es nicht gewohnt, im Stall zu stehen. Sie haben einen Unterstand. Korbinian Nagel erzählte, die Tiere gerieten in Panik, wenn er sie einsperre. Offensichtlich blöken sie dann so laut, dass niemand im Haus mehr schlafen kann. Außerdem sei es vorgekommen, dass sie sich gegenseitig erheblich verletzten.«
    »Da hätte er seine Herde besser über die Gefahren aufklären sollen. Nur ein informiertes Schaf kann die richtige Entscheidung treffen«, flachste Couvier.
    »Es ist doch auch denkbar, dass jemand diesem ›Wächter‹ eine Abreibung verpassen wollte, aber das sehe ich morgen bei der Obduktion.«
    »Menschen und ihre verzwickten Motive. Ich habe neulich einen Bericht über Schimpansen gelesen«, wechselte Couvier unvermittelt das Thema. »Die morden auch! Wir reden hier nicht über echte Zweikämpfe in offener Auseinandersetzung, sondern tatsächlich über heimtückischen Mord.«
    »Ich habe nur gehört, dass sie Eindringlinge im Revier aufstöbern und mit Knüppeln erschlagen.« Dr. Pankratz bestellte sich bei der vorbeihuschenden Kellnerin noch ein Glas Wein.
    »Das tun sie auch. Aber wenn die Mitglieder einer Gruppe der Meinung sind, sie bräuchten mehr Weibchen, locken sie aus der Herde im Nachbarrevier Männchen in den Wald. Immer nur Einzeltiere. Wenn der andere kommt, fällt die Gruppe über das ahnungslose Tier her und tötet es. So verfahren sie mit allen Männchen. Sind die Nachbarmännchen erschlagen, gehören ihnen die Weibchen und das Revier.«
    »Schimpansen? Du liebe Güte. Im Fernsehen

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