Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Hillys.
»Minny hätt garantiert paar Geschichten zu erzählen.«
»Aibileen«, sage ich. »Danke. Vielen, vielen Dank.«
»Ja, Ma’am.«
»Ich . . . muss Sie das einfach fragen. Was hat Sie dazu gebracht, Ihre Meinung zu ändern?«
Aibileen überlegt keinen Augenblick. »Miss Hilly«, sagt sie.
Ich verstumme, muss an Hillys Toiletteninitiative denken, an ihre Diebstahlsanschuldigungen gegen das Dienstmädchen, an ihr Gerede über Krankheiten. Der Name kam tonlos heraus, so bitter wie eine schlechte Pekannuss.
Minny
KAPITEL 10
Ich hab nur noch eins im Kopf, wenn ich zur Arbeit geh. Heut ist der erste Dezember, und während alle anderen Leute im Land ihre Weihnachtskrippen abstauben und ihre stinkigen alten Socken vorholen, wart ich auf was anderes. Bei mir ist es nicht der Weihnachtsmann und nicht das Jesuskind. Es ist Mr Johnny Foote, der an Heiligabend erfahren wird, dass Minny Jackson sein Dienstmädchen ist.
Ich wart auf den Vierundzwanzigsten wie auf ein Gerichtsurteil. Ich weiß nicht, was Mister Johnny machen wird, wenn er rauskriegt, dass ich hier arbeite. Vielleicht sagt er ja: Prima! Machen Sie nur, putzen Sie meine Küche! Hier ist noch bisschen mehr Geld! Aber so dumm bin ich nicht. Die ganze Heimlichtuerei ist viel zu komisch: Da kann er ja wohl kein netter Weißer sein, der meinen Lohn erhöhen will. Eher dürft’s wohl so sein, dass ich am Weihnachtstag keinen Job mehr hab.
Es frisst mich auf, dass ich nicht weiß, was kommt, aber eins weiß ich: Vor einem Monat hab ich beschlossen, dass es bestimmt einen würdigeren Tod gibt, wie einen Herzschlag auf dem Klodeckel von einer weißen Lady zu kriegen. Und dann war’s gar nicht Mister Johnny, der heimkam, es war nur der verdammte Gasmann. Aber die rechte Erleichterung war das auch nicht. Am meisten Angst hat mir Miss Celia gemacht. Hinterher, bei ihrem Kochunterricht, hat sie so gezittert, dass sie nicht mal einen Löffel Salz hat abmessen können.
Es ist Montag, und ich muss die ganze Zeit an Louvenia Browns Enkelsohn Robert denken. Er ist am Wochenend aus dem Krankenhaus gekommen, zu Louvenia, weil seine Eltern ja schon tot sind. Gestern Abend, wie ich rüber bin, ihnen eine Karamelltorte bringen, hatte Robert den Arm in Gips und einen Verband über den Augen. »Oh, Louvenia«, war alles, was ich hab sagen können, wie ich ihn gesehen hab. Robert hat auf dem Sofa gelegen und geschlafen. Sie haben ihm für die Operation den halben Kopf geschoren. Louvenia hat trotz ihrem ganzen Kummer wissen wollen, wie’s allen in meiner Familie geht. Und wie Robert sich dann geregt hat, hat sie mich gefragt, ob’s mir was ausmachen würd heimzugehen, weil Robert immer schreit, wenn er aufwacht. Von dem Schock, und weil ihm dann jedes Mal wieder einfällt, dass er blind ist. Sie hat gedacht, es wär mir vielleicht zu viel. Da muss ich die ganze Zeit dran denken.
»Ich geh nachher einkaufen«, sag ich zu Miss Celia. Ich halt ihr den Einkaufszettel hin. Jeden Montag machen wir das. Sie gibt mir das Einkaufsgeld, und wenn ich zurückkomm, leg ich ihr den Kassenbon vor die Nase. Sie soll sehen, dass das Rausgeld haargenau stimmt. Miss Celia zuckt nur mit den Schultern, aber ich bewahr die Bons sicher in einer Schublade auf, für den Fall, dass es mal Ärger gibt.
Minny kocht:
Backschinken mit Ananas
Schwarzaugenbohnen
Süßkartoffeln
Apfelkuchen
Maisbrötchen
Miss Celia kocht:
1. Butterbohnen
»Aber Butterbohnen habe ich doch letzte Woche schon gemacht.«
»Wenn Sie die erst mal können, ist alles andere leicht.«
»Ist wohl sowieso besser«, sagt sie. »Beim Bohnenputzen kann ich sitzen und brauche mich nicht zu bewegen.«
Fast drei Monate schon, und das ungeschickte Ding kann immer noch keinen Kaffee kochen. Ich nehm meinen Teig raus, will den Kuchen vorbereiten, eh ich einkaufen geh.
»Können wir diesmal Schokoladenkuchen machen? Ich liebe Schokoladenkuchen.«
Ich knirsch mit den Zähnen. »Ich kann keinen Schokoladenkuchen«, lüg ich. Nie im Leben. Nie wieder, nach dem mit Miss Hilly.
»Ach? So was, ich dachte, Sie könnten alles. Vielleicht sollten wir uns ein Rezept besorgen.«
»Was für Kuchen hätten Sie sonst noch gern?«
»Na ja, wie wär’s mit dem Pfirsichkuchen, den Sie schon mal gemacht haben«, sagt sie und gießt sich ein Glas Milch ein. »Der war sehr gut.«
»Die Pfirsiche waren aus Mexiko. Hier gibt’s noch keine.«
»Aber ich habe in der Zeitung eine Reklame gesehen.«
Ich seufz. Mit ihr hat man’s echt nicht
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