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Gute Leute: Roman (German Edition)

Gute Leute: Roman (German Edition)

Titel: Gute Leute: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nir Baram
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ständigem Kontakt mit den Herren von der Dresdner Bank stand, berichtete, man sei dort besorgt. Vertreter der Deutschen Bank hätten ihren Kollegen vom Bankhaus Bamberburg bereits Vorschläge unterbreitet in bezug auf mögliche Länder, die sie aufnehmen würden. Carlson Mailer saß, wie so häufig in letzter Zeit, in seinem Sessel, starrte ins Leere und sagte nichts.
    Nach der Unterredung begab sich Thomas noch in Carlsons Büro und erzählte ihm von einem geheimen Plan, an dem er in den letzten Tagen gefeilt habe: Zufällig kenne er die Analytikerin dieses Blum vom Bankhaus Bamberburg, »die keinen unerheblichen Einfluss auf ihn hat«. Es könne lohnend sein, sich ihrer Dienste zu versichern, um Blum in die richtige Richtung zu lenken. Carlsons einzige Antwort bestand darin, in einem bunten Magazin zu blättern. Dieser Mann wird immer mehr zu einem Klotz am Bein, dachte Thomas erbittert.
    »Wenn es um Geld geht«, brummte Carlson schließlich, »veranlasse, was du für nötig hältst.«
    »Es kann sein, dass hier noch weitere Faktoren eine Rolle spielen werden.«
    »Dann finde auch dafür irgendeinen Kunstgriff.«
    »Ich würde aber gern über das Wesen des Geschäfts sprechen«, beharrte Thomas.
    »Wir reden schon mehr als genug darüber.« Carlson steckte sich eine Pfeife an und blies den Rauch an die Zimmerdecke. »Und was dich anbelangt, in deinen Augen hat doch jedes Stückchen Seife irgendein Wesen.«
    Thomas beschloss, in dieser Angelegenheit kein weiteres Wort zu verlieren. Im Moment war die einzige Verhandlung, die Mailer zu führen bereit war, die über den Erwerb einer Villa in Nizza mit Blick auf die Promenade des Angles.
    Empfand Mailer etwa Verachtung für ihn, weil er sich dafür einsetzte, das Bamberburg-Geschäft voranzutreiben? Vielleicht würde Mailer ihn mehr schätzen, wenn er wie ein Ölgötze in seinem Büro hockte und nichts täte? Der Zeitgeist bescherte nun einmal Geschäfte wie dieses, die Dresdner Bank war Miltons größter Kunde – und das war das einzige, was zählte.
    Von Carlson war nichts zu erwarten, also wurde es Zeit, Plan B in Angriff zu nehmen: Er rief Jack Fisk in New York an, erläuterte ihm seine neue Vorgehensweise und fragte, ob es möglich sei, auch Erika und ihre beiden Kinder auf die Liste von Bamberburg setzen zu lassen.
    »Es ist kein Geheimnis, dass wir in bezug auf die Juden bei Milton eine andere Sichtweise haben als die deutsche Regierung«, antwortete Fisk. »Hör mal, aber das bleibt unter uns«, gurrte er. Es gab wohl keinen Menschen, der eine größere Schwäche für Geheimnisse hatte als er. »Einer der Teilhaber von Milton ist ein Freund von Henry Morgenthau, und Morgenthau hat ihm erzählt, Präsident Roosevelt habe sich einmal über die Unmengen von Juden in Harvard beklagt. Am Ende hätten sie irgendeine Entscheidung getroffen, um diese Zahl zu begrenzen. Kultivierte Menschen lösen Probleme eben mit Verstand.«
    »Wir waren bei der jüdischen Psychoanalytikerin …«, sagte Thomas leise.
    Fisk verstand, dass er Thomas möglicherweise gekränkt hatte, und ließ Geneigtheit in seiner Antwort mitschwingen. »Mein Freund, eine Bitte, die eine der erfolgreichsten Führungskräfte Miltons an mich richtet, ist mir heilig. Aber das State Departement befindet sich im Moment unter Dauerbelagerung. Erst gestern habe ich von unseren Leuten in Berlin gehört, dass sich in ihren Büros 160 000 Anträge auf Visa stapeln, und in Wien noch einmal rund 100 000 – vollkommener Wahnsinn. Und irgendwo habe ich auch von einer Meinungsumfrage gehört, nach der mehr als die Hälfte aller Amerikaner glauben, die Juden seien geldgierig und ihre Einwanderung würde amerikanische Werte gefährden. Also sag mir ehrlich – und ich bin immer darauf bedacht, keine überflüssigen Gefälligkeiten von der Einwanderungsbehörde zu erbitten –, das Visum für diese Frau wird unser Geschäft endlich unter Dach und Fach bringen?«
    Für einen Moment schwankte Thomas und war schon versucht zu sagen, er habe noch Bedenken und benötige mehr Zeit, begriff aber sogleich, dass dies eine stümperhafte Antwort wäre, da ihm solche Erwägungen vor Augen hätten stehen müssen, ehe er Fisk angerufen hatte. »Meiner Meinung nach kann es entscheidend sein«, sagte er in dem Bemühen, seine Stimme zu kontrollieren.
    »In Ordnung, wenn die von Bamberburg sich an uns wenden und ein Visum für diese Jüdin erbitten, werde ich mich für sie verwenden.«
    »Man hat mir gegenüber angedeutet,

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