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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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seinen Armen um meiner Taille möglich war. „Hör auf, Joe! Wir sind Aufsichtspersonen! Wir können hier nicht auf der Tanzfläche herumknutschen“, zischte ich.
    Plötzlich wurde mir klar, was mit ihm los war, denn ich schmeckte den Alkohol. Kein Wein, irgendetwas anderes.
    „Hast du getrunken?“, flüsterte ich entsetzt.
    „Nur einen kleinen Schluck draußen auf dem Parkplatz.“ Er grinste.
    „Einen Schluck wovon? Und wieso?“
    „Himmel, Millie, krieg dich wieder ein. Nur einen Schluck Brombeerschnaps, um der alten Zeiten willen.“
    Als hätte ich hellseherische Fähigkeiten, richtete ich meinen Blick in eine Ecke des Saals, wo drei Jungen die Köpfe zusammensteckten. Einer von ihnen zeigte auf Joe, und dann verschwanden alle drei nach draußen.
    Ich hörte auf zu tanzen. „Hast du jemandem deinen Schnaps gegeben?“ Obwohl mein Herz pochte, bemühte ich mich, ruhig zu sprechen.
    „Was? Ja, ich hab ihn zwei Jungs gegeben, die draußen herumhingen. Was ist dabei?“
    „Du bist ein solcher Idiot“, fuhr ich ihn an. „Es verstößt gegen das Gesetz, Minderjährigen Alkohol zu geben. Was ist, wenn sich einer von ihnen heute Nacht hinters Steuer setzt? Wenn sie jemanden anfahren? Sam würde dich dafür ins Gefängnis bringen.“
    Die Leute drehten sich schon nach uns um, weil wir nicht mehr tanzten und uns stattdessen stritten. Ich marschierte wütend von der Tanzfläche und durch dieselbe Tür hinaus, durch die die drei Jungen gegangen waren. Joe folgte mir.
    „Wo sind sie?“, verlangte ich draußen zu erfahren.
    „Wer?“
    „Die Jungs, denen du den Schnaps gegeben hast.“ Ich musste mich zusammenreißen, um ihn nicht zu ohrfeigen.
    „Da vorn.“ Er zeigte auf sie, und ich stürmte zu einem großen Ahornbaum am Rand des Parkplatzes. Die Jungen sahen erschrocken aus. Einer von ihnen, ich glaube, er hieß Kyle, ging in Dannys Klasse.
    „Her mit dem Zeug.“ Ich streckte meine Hand aus.
    „Was meinen Sie denn?“, probierte einer von ihnen es.
    „Sofort!“, befahl ich scharf.
    Kyle zog die Schnapsflasche aus dem Hosenbund. „Tut uns leid, Dr. Barnes.“
    Ich schraubte den Metallverschluss ab und kippte das blöde Zeug aus. „Wisst ihr eigentlich, dass Danny Nickersons Vater auch da drin ist? Ist euch klar, was er tun würde, wenn er herausfände, dass ihr hier Alkohol trinkt? Hatte irgendeiner von euch vor, heute Nacht noch zu fahren?“
    „Wir, äh, wollten zusammen nach Hause fahren.“
    „Unfassbar!“ Ich fixierte die drei, die nervös von einem Bein aufs andere traten. „Habt ihr zufällig eine Ahnung, was Dannys Großeltern passiert ist?“
    Ihr Unbehagen wuchs sichtlich. „Ah, nö, Dr. Barnes.“ „Sie kamen durch einen betrunkenen Autofahrer ums Leben. Einen betrunkenen Teenager. Ich spreche hier von Officer Nickersons Eltern.“
    Man musste ihnen zugutehalten, dass sie sehr beschämt aussahen.
    „Ich rufe euch ein Taxi“, entschied ich. „Ihr fahrt nach Hause. Wer sind eure Begleiterinnen? Ich sage ihnen Bescheid.“
    „Dr. Barnes, werden Sie es Dannys Vater erzählen?“, fragte Kyle besorgt.
    Ich sah allen drei nacheinander ins Gesicht. „Nein. Diesmal nicht. Diesmal kommt ihr mit einem blauen Auge davon. Aber Montag erscheint ihr in der Cape Cod Clinic, und dann werden wir uns mal ganz in Ruhe Berichte über Unfälle mit betrunkenen Fahrern im Internet ansehen. Außerdem werdet ihr ein ganzes Schuljahr zweimal die Woche ehrenamtlich im Seniorenheim arbeiten. Falls ihr wieder Blödsinn macht, informiere ich eure Eltern, den Schuldirektor und Officer Nickerson. Und ich werde euch persönlich in den Hintern treten. Kapiert?“
    Sie nickten reumütig.
    „Wunderbar.“ Ich holte tief Luft. „Also, hat einer von euch ein Handy dabei?“
    Zehn Minuten später befanden sich die Jungen in einem Taxi auf dem Heim weg.
    Meine Wut verrauchte, als sie davonfuhren. Schließlich waren es nur Teenager, und die machten hin und wieder eben Dummheiten. Nur leider endete diese Art von Dummheit nicht selten tödlich. Wenn ich ihnen Angst gemacht hatte – gut. Ich atmete noch ein paar Mal durch, ehe ich mich mit den Dummheiten des Erwachsenen in meiner Begleitung auseinandersetzte.
    Joe lehnte an der Motorhaube meines Wagens, die Hände zwischen den Knien, und machte ein zerknirschtes Gesicht. „Es tut mir leid“, sagte er leise.
    Mein Zorn flammte von Neuem auf. „Ich begreife nicht, wie du so etwas Dämliches tun konntest.“
    Er stieß sich vom Wagen ab und legte den Arm um mich. „Es

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