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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Küche betrat, gingen die Lichter aus.
    „Tja, das verheißt wohl nichts Gutes“, sagte ich unbekümmert, obwohl mir ganz schön mulmig war.
    „Wenigstens ist der Kaffee noch fertig geworden.“ Ganz alter Pfadfinder, hatte Sam schon kleine Votivkerzen bereitgelegt, während ich unter der Dusche gestanden hatte. Die zündete er jetzt an und verteilte sie in der Küche. Die kleinen, warmes Licht spendenden Flammen flackerten im Durchzug. Sam gab mir einen Becher Kaffee, mit Milch, ohne Zucker, genau wie ich ihn am liebsten mochte. „Ich habe ein paar Töpfe mit Wasser gefüllt, für den Fall, dass wir einen oder zwei Tage ohne Strom sind.“ Ich hörte die Nervosität aus seiner Stimme.
    „Danke.“
    Sam räusperte sich und lehnte sich an den Küchentresen.
    „Möchtest du dich setzen?“, bot ich an, verzweifelt bemüht, den schrecklichen Moment der Wahrheit noch weiter hinaus zuzögern.
    „Nein, ich bleibe lieber stehen.“ Angst breitete sich in mir aus und ließ mich frösteln. Es war eine Sache, sich eine derartige Unterhaltung auszumalen. Etwas völlig anderes war es, wenn sie wirklich stattfand.
    „Okay, Millie“, begann er. „Ich möchte es gern hinter mich bringen. Zuerst werde ich reden, dann kannst du etwas dazu sagen. Einverstanden?“
    „Einverstanden.“ Offenbar spürte Digger meine Anspannung, denn er kam zu mir und legte mir seinen Kopf in den Schoß. Ich kraulte ihn hinter den Ohren, dann befahl ich: „Leg dich hin, Kleiner.“ Er gehorchte, indem er im düsteren Wohnzimmer verschwand.
    „Du weißt, wie viel ich von dir halte, oder?“ Sams sanfte Stimme ging mir durch und durch, und natürlich traten mir auch mal wieder die Tränen in die Augen. Ich nickte, schaffte es aber nicht, ihn anzusehen. Eine Windbö rüttelte an den Fenstern, und der Regen prasselte auf die Dachschindeln.
    „Im Lauf dieses Jahres bist du eine gute Freundin für mich geworden, und ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin. Du bist mir wichtig, und ich will, dass du das weißt.“
    Ich schluckte und schaute aus dem Fenster.
    Sam rieb sich die Hände an seiner Jeans. „Neulich Abend, das in der Klinik … das war nicht geplant. Ich will nicht, dass du mich für einen Mistkerl hältst, der es schon die ganze Zeit auf die Schwester seiner Frau abgesehen hatte. Verstehst du?“
    „Sicher.“ Eine Träne lief meine Wange hinunter, aber vielleicht sah Sam es in der Dunkelheit nicht.
    „Es tut mir also leid, dass ich dich so überfallen habe. Ich war selbst vollkommen überrascht. Und es tut mir auch leid, dass es dir so unangenehm war, dass du mich nicht einmal anrufen konntest. Obwohl ich es verstehe, glaub mir. Unsere Freundschaft zu zerstören ist das Letzte, was ich will, denn du bist so ziemlich der beste Freund, den ich habe. Wenn du mich nicht mehr sehen willst, werde ich dich schrecklich vermissen.“
    Ich nickte und presste die Finger auf meine Lippen, um zu verbergen, dass ich weinte. Meine Hände und Beine zitterten, und ich hatte das Gefühl, als schnüre ein Stahlband mir die Brust zusammen. So war das also, wenn einem das Herz brach.
    Sam stellte seinen Becher auf die Arbeitsfläche. Die Kerzen flackerten. Ich schaute kurz zu ihm und wandte mich schnell wieder ab. „Das ist schon in Ordnung“, versicherte ich ihm heiser.
    „Ich bin noch nicht fertig.“ Sein Ton war beinah scharf.
    „Ich muss dir etwas gestehen, weil ich es nicht fertigbringe, dich anzulügen.“ Er sah aus, als könnte er das, was er mir zu sagen hatte, selbst noch nicht ganz fassen. „Denn einerseits tut es mir leid, dich mit dem Kuss überrumpelt zu haben. Aber ich bereue es nicht, dass ich dich geküsst habe.“
    Es dauerte einen Moment, bis ich den Sinn dieser Worte vollends erfasst hatte. Ich starrte ihn verblüfft an, und er schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. Er wirkte beinah ein wenig ängstlich.
    „Etwas hat sich geändert“, sagte er verlegen. „Mir ist selbst nicht ganz klar, wann es passiert ist, aber irgendwann im Lauf des Jahres habe ich … ich habe mich in dich verliebt.“
    Das Rauschen in meinen Ohren hatte nichts mit dem stärker werdenden Sturm draußen zu tun. Mein Herz fühlte sich an wie eine Möwe, die im Wind über dem Meer schwebte. Sam sprach weiter.
    „Ich wollte es dir nicht sagen, wegen Trish und so. Natürlich hast du mir schon immer etwas bedeutet. Aber auf der Lighthouse Party sahst du so wunderschön aus, und dann, in der Klinik, konnte ich einfach nicht mehr so tun,

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