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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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eins, und auf dem Untersuchungstisch saß ein extrem gut aussehender Mann. Dunkles Haar, dunkle Augen, dunkle Haut. Dichte Brauen verliehen ihm ein exotisches, mediterranes Aussehen. Er drückte sich einen Verband auf die rechte Hand, und auf seinem Baumwollhemd war Blut.
    „Hallo, ich bin Millie Barnes“, stellte ich mich vor und streckte die Hand aus, bis sein Blick mir klarmachte, dass er sie momentan nicht schütteln konnte. „Verzeihung“, murmelte ich.
    „Lorenzo Bellefiore“, sagte er, und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    Es gelang mir, nicht zu seufzen. „Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte ich erschauernd. „Was ist passiert?“
    Lorenzo (was für ein Name!) blickte auf seine Hand. „Ich habe mich an einer Königskrabbe geschnitten“, erklärte er. „Ich fürchte, das muss genäht werden.“
    „Na, lassen Sie mal sehen“, forderte ich ihn auf und war insgeheim sehr froh, dass ich letzte Woche mit Curtis und Mitch shoppen war.
    Ganz professionell konzentrierte ich mich auf die Wunde und verdrängte meine Aufregung, indem ich mir zunächst die Hände wusch und anschließend Latexhandschuhe überzog. Vorsichtig entfernte ich den blutigen Verbandstoff von der Haut dieses schönen Mannes und sah mir die Verletzung an. Konzentrier dich, ermahnte ich mich im Stillen. Er duftete nach würzigem Eau de Toilette, und ich musste mich wirklich zusammenreißen. Ich schenkte ihm ein flüchtiges und beruhigendes (hoffte ich jedenfalls) Lächeln. Seine Wimpern waren sündhaft lang.
    „Ja, das muss tatsächlich genäht werden“, verkündete ich gut gelaunt, weil das Wundennähen mir Spaß machte. Ich liebte es, Wunden zu nähen, besonders bei Männern mit exotischen Namen.
    „Versprechen Sie, mir nicht wehzutun“, bat er und zog dabei eine Braue hoch.
    „Ich verspreche es“, gurrte ich.
    Wir flirteten! Wir flirteten miteinander!
    Ich rief Schwester Doyle, die alles zum Nähen der Wunde bereitlegte.
    Während ich mich bei Lorenzo an die Arbeit machte, stellte ich ihm ein paar Fragen, die wirklich nur zu seiner Entspannung gedacht waren und nicht, um in seinem Privatleben herumzuschnüffeln. Na ja, vielleicht ein kleines bisschen.
    „Mr Bellefiore …“
    „Nennen Sie mich Lorenzo“, unterbrach er mich und beobachtete, wie ich seine Haut mit Betadine, einem Desinfektionsmittel, abtupfte.
    „Gut, Lorenzo. Wohnen Sie hier auf Cape Cod?“
    „Nein.“ (Das wusste ich bereits, denn wenn so jemand im Umkreis von fünfzig Meilen wohnen würde, hätte ich es mitbekommen.) Er fuhr fort: „Ich bin in Brooklyn geboren, war aber wegen des Studiums so lange fort, dass es mir nicht mehr wie mein Zuhause vorkommt.“
    „Wo haben Sie denn studiert?“, fragte ich und musterte ihn erneut verstohlen. Was für ein Anblick.
    „Ich habe mein Studium der Meeresbiologie letztes Jahr abgeschlossen, in Miami. Ich habe ein Forschungsstipendium hier oben, deshalb bin ich vor einem Monat hergezogen.“
    „Meeresbiologie, das ist ja interessant“, sagte ich. „Wenn Sie keine Nadeln mögen, sollten Sie jetzt woanders hinschauen.“ Ich wollte ihm ein Betäubungsmittel injizieren, und er sah tatsächlich weg.
    „Autsch!“, schrie er und zuckte zusammen. „Das piekst!“
    „Ich weiß, tut mir leid. Aber gleich tut es nicht mehr weh. Bis dahin müssen Sie tapfer sein. Was genau machen Sie auf Cape Cod?“
    „Ich erforsche die Paarungsgewohnheiten von Königskrabben“, antwortete er.
    „Ach wirklich?“ Um ein Haar hätte ich gekichert.
    „Ja, es ist faszinierend.“ Und dann erzählte er mir von den sexuellen Verhaltensmustern der eigenartigen und prähistorischen Königskrabbe. Ich lauschte und gab gelegentlich ein Murmeln von mir, um Interesse zu signalisieren, während ich behutsam seine ziemlich elegante Hand nähte. Ehe er sich versah, war ich fertig.
    „Ta-da!“, rief ich und schnitt das letzte Stück Schnur ab. „Wie gefällt es Ihnen?“
    Er untersuchte die Stiche und richtete seine gefühlvollen mediterranen Augen wieder auf mich. „Sie haben gute Arbeit geleistet, Frau Doktor“, sagte er, was glatt meinen Puls beschleunigte.
    „Das ist doch selbstverständlich“, erwiderte ich, legte ein Stück sterilen Mullverband auf die Wunde und klebte ihn fest. Ich riet ihm, die Wunde sauber zu halten, und sagte, er solle zum Fädenziehen wieder vorbeikommen.
    „Ist Ihre Tetanusimpfung eigentlich noch aktuell?“, erkundigte ich mich, zog meine Latexhandschuhe aus und warf sie in den

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