Gute liegt so nah...
war es sieben Uhr, und dann würde ich am Fenster hängen und Ausschau nach seinem Pick-up halten. Na ja, aber warum so lange warten? Ich spähte jetzt schon hinaus. Natürlich war von Joe weit und breit noch nichts zu sehen, nur der angekündigte Regen, der in die Dachrinnen plätscherte. Ich schaltete das Verandalicht ein.
Mir blieb noch Zeit, um Curtis und Mitch für einen letzten Check kurz anzurufen. Katie musste arbeiten, außerdem hatten wir vorher telefoniert. Ich setzte mich vorsichtig in meinen Ohrensessel, um meine Sachen nicht zu zerknittern, und rief in P-town an.
„Pink Peacock, guten Abend“, gurrte Mitch am anderen Ende der Leitung.
„Mitch, hier ist Millie“, sagte ich.
„Hallo, meine Liebe. Ist alles in Bereitschaft?“
Ich musste über die ulkige Formulierung lachen. „Ja, alles ist in Bereitschaft, mich eingeschlossen.“
„Für welche Ohrringe haben wir uns entschieden?“, wollte er wissen.
„Kleine goldene Anhänger“, antwortete ich und hörte im Hintergrund Curtis fragen, ob ich dran sein. Mitch gab ihm keine Antwort.
„Ist das Millie? habe ich gefragt“, wiederholte Curtis.
„Ja, ist sie!“, fuhr Mitch ihn an. „Ist es mir gestattet, allein mit ihr zu telefonieren?“
O-oh, das Vorzeigepärchen stritt miteinander. „Passt es gerade nicht?“
Mitch zögerte, dann lachte er. „Wir haben uns gestritten. Ich besaß nämlich die Dreistigkeit, die Blumenbestellung zu ändern – er wollte Tulpen, aber die waren doppelt so teuer wie die Rosen –, und jetzt möchte er mir am liebsten den Kopf abreißen.“
Ich kicherte. „Kann diese Ehe noch gerettet werden?“ „Hoffen wir mal. Nun, meine Liebste, ich wünsche dir einen erfolgreichen, tollen Abend. Ich gebe dir Curtis, bleib dran, ja?“ Ich hörte Mitch im Hintergrund etwas sagen und dann das unmissverständliche Geräusch eines Kusses. Wie süß …
„Hallo Millie“, meldete Curtis sich, und man konnte das Lächeln in seiner Stimme hören.
„Ist alles wieder in Ordnung?“, fragte ich.
„Ja, nachdem er vor mir zu Kreuze gekrochen ist. Wie geht es dir, Prinzessin?“
„Oh, bestens. Ich warte gerade auf Joe.“
„Richtig, heute ist ja der große Abend. Bist du nervös?“
„Natürlich bin ich nervös, deshalb rufe ich euch ja an.“
„Ach, keine Sorge, Süße, es wird wunderbar. Und morgen will ich jedes Detail von dir hören.“
„Einverstanden“, versprach ich lächelnd. „Danke, Curtis. Ihr seid die Besten.“
„Ich weiß. Ciao.“
Ein Pick-up fuhr rumpelnd meine Straße entlang. Hastig steckte ich das Telefon wieder ins Ladegerät und sprang auf. Er war da! Aber Digger lag weiterhin wie ein Teppich vor meinem Sessel. Ich lief in die Küche und spähte aus dem Fenster … kein Pick-up, kein Joe.
Hm, es war erst sieben Minuten nach sieben – noch keine echte Verspätung.
Dreiundzwanzig Minuten später schon. Inzwischen war es halb acht, und eine halbe Stunde galt durchaus als Verspätung, oder? Trotzdem noch hinnehmbar, wenn er in diesem Augenblick auftauchen würde. Ich deckte den Reis zu, damit er nicht austrocknete, und drehte die Platte unter dem Étouffée herunter, das noch immer auf die Shrimps wartete. Ein Blick in den Badezimmerspiegel verriet mir, dass ich besorgt aussah.
Joe würde mich nicht versetzen, oder? Ich leerte mein Glas Wein, und durch den Alkohol fühlte ich mich ein bisschen beschwingt. Nein, so etwas würde Joe nicht tun. Er hatte gesagt, er könne es kaum erwarten und dass ich süß sei. Oh, und wie er mich geküsst hatte! Nein, ich konnte einfach nicht glauben, dass er mich versetzte. Hatte er vielleicht eine Panne mit seinem Pick-up gehabt? Der Wagen war schließlich nicht mehr ganz neu, obwohl er noch ganz gut zu laufen schien.
Das Telefon klingelte, und ich erschrak. „Kling bloß nicht besorgt“, befahl ich mir selbst. Oder beleidigt.
„Hallo?“
„Süße, hier ist noch mal Curtis. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Wie läuft es?“
Meine Hoffnung schwand. „Er ist nicht da.“
„Oh.“ Es folgte eine Pause. „Um wie viel hat er sich bis jetzt verspätet?“
„Fünfundvierzig Minuten.“
„Ui, das ist nicht gut. Hm, er ist ein bisschen zerstreut, stimmt’s?“
„Soll ich ihn anrufen?“
„Auf keinen Fall!“, rief Curtis. „Nein“, wiederholte er ruhiger. „Das machen nur verzweifelte Frauen, und du bist nicht verzweifelt.“
„Nein“, sagte ich, obwohl ich in Wirklichkeit schon ziemlich verzweifelt war. „Was soll ich also
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