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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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tun?“
    „Trink ein Glas Wein.“
    „Habe ich bereits.“
    „Dann trink noch eines, Schätzchen. Sitz jedenfalls nicht bloß da und warte auf ihn. Wenn er kommt – und das wird er –, musst du fröhlich und gut gelaunt sein.“
    „Na schön. Fröhlich und gut gelaunt, aber nicht betrunken.“
    „Ganz genau. Ich rufe dich gleich noch mal an und erkundige mich nach dir“, sagte Curtis.
    Ich dankte ihm und war froh, einen Freund wie ihn zu haben, jemanden, mit dem ich über diese blöde Situation reden konnte. Die meisten Leute hatten so was auf der Highschool oder auf dem College durchgemacht, vielleicht noch mit Anfang zwanzig. Ich war eben eine Spätentwicklerin.
    Ich ging ziellos durch mein Haus und kaute an meiner Nagelhaut. Digger sprang auf, weil er gestreichelt werden wollte, sein Schwanz klopfte auf mein frisch abgesaugtes Sofa.
    „Nein, Digger“, befahl ich barsch, schämte mich aber sofort dafür, meinen Frust an meinem Hund auszulassen, und rief ihn zu mir. „Ich mache mir nur ein bisschen Sorgen“, erklärte ich ihm und streichelte seinen schmalen Kopf.
    Es war Viertel vor acht.
    Ein nur allzu vertrautes Gefühl breitete sich in mir aus, diese reizende Mischung aus Furcht, Gewissheit und Ekel. All die viele Arbeit. Zwei volle Tage freigenommen. Neunundsiebzig Dollar für Lebensmittel und Getränke. Der Himmel allein wusste, wie viele Stunden. Ein neues Outfit und Tischsets. Und wozu das alles? Dafür, dass ich versetzt wurde. Wie blöd war ich nur? Sicher, dass ich mein Medizinstudium unter den Top Ten meines Semesters abgeschlossen hatte, ließ sich nicht ohne Weiteres auf meine Intelligenz in Liebesdingen übertragen. Heiße Tränen stiegen in mir auf, und ich schluckte hart. Nicht weinen, ermahnte ich mich. Dieser verdammte Joe Carpenter. Wie konnte er nur so rücksichtslos sein?
    Digger, dessen Hunger nach Zuneigung vorerst gestillt war, legte sich zu meinen Füßen auf den Boden. Ich ließ mich in den Sessel zurücksinken, denn mittlerweile war es mir völlig egal, ob meine Hose zerknitterte. Ich spürte einen beginnenden Kopfschmerz zwischen den Augen und rieb mir die Stirn.
    Ich hätte ihn gestern anrufen und irgendetwas fragen sollen, zum Beispiel, ob er allergisch ist gegen Schalentiere oder so etwas, obwohl ich natürlich genau wusste, dass das nicht auf ihn zutraf. Aber es hätte ihm unsere Verabredung wieder ins Gedächtnis gerufen. Curtis hatte nämlich recht, Joe war manchmal ein wenig zerstreut. Oder steckte Absicht dahinter? Hatte er unser Date vergessen oder war er nicht mehr an mir interessiert? Was war mit der Rothaarigen, mit der ich ihn letzte Woche gesehen hatte? War er etwa mit ihr zusammen?
    Das Telefon klingelte erneut, und ich sprang mit pochendem Herzen aus dem Sessel. Das musste er sein. Ich holte tief Luft und griff nach dem Apparat, wobei mir nicht entging, dass meine Hände zitterten.
    „Hallo?“, meldete ich mich.
    „Hier ist noch mal Curtis“, sagte mein Freund. Meine Kehle war wie zugeschnürt. „Oh, das tut mir leid“, fuhr er fort, da mein Schweigen ihm verriet, was los war. Sein mitfühlender Ton bewirkte nur, dass ich mich noch elender fühlte.
    „Ich komme mir so dämlich vor“, jammerte ich.
    „Nein, Süße, dämlich ist nur Joe. Im Ernst. Wenn er nicht sieht, wie wundervoll du bist, ist er bloß ein dämlicher Idiot.“
    „Aber als wir uns neulich trafen, war alles so toll. Er schien so … ich begreife es einfach nicht.“
    „Männer können solche Arschlöcher sein“, pflichtete er mir bei.
    Ich lachte halbherzig. „Bis auf dich und Mitch.“
    In diesem Moment sprang mein Hund auf und bellte wie verrückt. „Du lieber Himmel“, rief ich aufgeregt. „Er ist da!“
    „Bleib am Apparat“, forderte Curtis mich auf. „Rede weiter und mach die Tür mit dem Telefon in der Hand auf.“
    Wegen Diggers wildem Gebell konnte ich ihn kaum noch verstehen. „Aus, Digger!“, befahl ich, und überraschenderweise gehorchte er. Er blieb an der Küchentür stehen und wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass sein Hinterteil hin und her schwang.
    „Lächle“, instruierte Curtis mich, während ich rasch mein Aussehen in dem Bilderrahmen über der Couch überprüfte, in dessen Glasscheibe ich mich spiegelte. Es klopfte, und Digger winselte aufgeregt.
    „Schnapp dir dein Weinglas“, befahl der Drillsergeant am anderen Ende der Leitung. „Lach. Tu so, als hätte ich etwas Lustiges gesagt. Vagina. Das ist lustig.“
    Ich lachte leicht hysterisch, nahm

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