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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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musste ich so tun, als würde ich es nicht kennen. Ich tat überrascht vom ungewöhnlichen Stil, denn es war weder typisch Cape Cod noch Ranch House, und folgte Joe den Weg entlang zur Hintertür.
    „Da ich dich nicht erwartet habe, könnte es ein bisschen unaufgeräumt sein“, warnte er mich. „Trotzdem freue ich mich, dass du hier bist.“ Er küsste mich noch einmal, und diesmal ließ er seine Hände über meinen Rücken gleiten. Noch mehr Wärme durchströmte mich. Ich hatte den Eindruck, unser Liebesleben könnte sich innerhalb einer halben Stunde von mittelprächtig zu unglaublich wandeln. Das wurde nämlich auch Zeit.
    Er schloss die Tür auf und ließ mich eintreten. Mich traf der Schlag.
    Ein bisschen unaufgeräumt? dachte ich. Der große Raum, in den ich blickte, war eine einzige Baustelle, die allerdings aussah, als hätte vor etlichen Jahren jemand zu renovieren begonnen und im Lauf der Zeit einfach vergessen, warum eigentlich. Die nackten Holzstreben der Wände sahen graubraun aus, nicht mehr nach frischem Holz, und die Isolierung dazwischen hing schlapp heraus. Der Fußboden, zumindest so weit man ihn überhaupt erkennen konnte, bestand aus verzogenen Sperrholzplatten. Im Wohnbereich lag ein bläulich-graues Teppichstück, das sich an den Rändern wellte und ausgefranst war. Die leberfarbene Couch mit dem Riss im Rückteil verströmte einen unangenehmen, modrigen Geruch. Ich stand mit offenem Mund da.
    „Ja, es ist noch nicht ganz fertig“, erklärte Joe und warf seine Schlüssel auf … einen Tisch? Nein, eine riesige, grobe Holzrolle, auf die man Kabel wickelte oder Draht, und die nun offenbar als Couchtisch diente, der bedeckt war mit zwei leeren Pizzakartons, ein paar Bierflaschen und alten Zeitungen. Joe bemerkte nichts von meinem Entsetzen und ging in die Küche, einem Baustellenbereich mit Kühlschrank, einem mit dreckigen Töpfen vollgestellten Herd sowie einer großen Plastikmülltonne, die bis zum Rand voll war. Zwei Sägeböcke trugen eine weitere Sperrholzplatte – ich nahm an, dass dies der Küchentisch sein sollte. Darauf standen etwa ein halbes Dutzend verschiedene Cornflakespackungen und etliche Dosen, da Joe offenbar keine Küchenschränke besaß. Eine nackte Glühbirne schaukelte sanft in der Mitte des Raumes an einem dicken Kabel von der Decke. Auf einem Stapel Rigipsplatten balancierte gefährlich eine uralte Mikrowelle.
    „Ich habe nicht viel Zeit, um am Haus zu arbeiten, aber es wird langsam. Stück für Stück. Willst du ein Bier oder irgendetwas anderes?“
    „Was? Oh nein, danke.“ Ich war immer noch dabei, das Gesehene zu verarbeiten. Durch eine halb offene Tür konnte ich in Joes Schlafzimmer spähen: eine Matratze auf dem Fußboden, ein Berg aus zerwühltem Bettzeug am Fußende, auf dem Boden verstreut herumliegende Kleidungsstücke – Unterwäsche, Socken, mit Farbe verschmierte Jeans.
    Ein metallisches Klappern war zu hören, gefolgt von einem Schmerz in meinem Fuß – ich war gegen eine mitten auf dem Boden stehende Werkzeugkiste getreten.
    „Worauf hast du Lust?“, fragte Joe unbekümmert. „Hoppla, bevor du antwortest, schaue ich lieber mal nach, was ich überhaupt da habe.“ Er machte den Kühlschrank auf, was mir beinah einen Aufschrei entlockt hätte, denn ich sah verschimmelte Pappkartons aus irgendeinem Chinarestaurant, eine durch ihr Alter bereits in sich zusammengefallene Orange, ein paar fettfleckige Papiertüten, die wer weiß was enthielten.
    „Einige von diesen Sachen sehen nicht mehr ganz frisch aus“, räumte Joe erfreulicherweise ein und warf die Pappkartons aus dem Chinarestaurant in die riesige Mülltonne. Ich sprang zur Seite. Nach dem langen Tag auf dem Wasser schmerzte meine Blase, aber ich wäre lieber gestorben, als hier das Badezimmer zu benutzen.
    „Lebst du allein?“, fragte ich, in der vagen Hoffnung, jemand anderes könnte für diesen Horror verantwortlich sein.
    „Sicher doch. Es ist das Haus meiner Mom, aber sie ist weggezogen, nachdem sie vor einigen Jahren noch mal geheiratet hat. Also bin nur noch ich hier.“ Er schloss die Kühlschranktür wieder und legte die Arme um mich. „Ich gebe zu, es ist unordentlich. Aber wie findest du es?“
    Widerlich. Abartig. Scheußlich. Gesundheitsgefährdend. „Hm, also … ich würde sagen, es hat Potenzial.“ Ich schluckte und versuchte ein aufmunterndes Gesicht zu machen.
    „Genau, das stimmt. Es hat Potenzi al. Eines Tages werde ich damit fertig. Aber weißt du, was ich im

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