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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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schlug.
    »Da war nichts, nur eine Kakerlake, beruhige dich, Liebling, beruhige dich …«
    Wieder zurück ins Bett.
    »Ich kann nicht, ich schaffe es nicht …«
    »Soll ich einen Arzt holen?«
    »Nein, lass mich einfach in Ruhe …«
    Er ging zum Portier hinunter und kam mit zwei Decken zurück. Es nützte nichts. Sie klammerte sich an seinen Arm.
    »Ich kann nicht mit dem Bus fahren …«
    »Das ist mir schon klar, meine Kleine.«
    Er war gezwungen, sie allein zu lassen. Sie hatte Fieberfantasien. Sie war im Dschungel und versank, Martina stand breitbeinig im Fluss. Dann hatte sie das Gefühl, von der verknitterten Matratze gehoben zu werden, ein schimmernder Fluss aus Kakerlaken, sie hing nach vorne gebeugt und fühlte sich doppelt so schwer wie sonst. Jemand hielt sie fest. Jemand rieb ihren Rücken mit Liniment ein. Sie fror zwischen den Schulterblättern. Ein Glas an ihren Lippen. Jemand sagte, trink. Sie trank und fiel zurück, und die Schatten wuchsen.
     
    Am Abend war er wieder bei ihr.
    »Nathan, ich habe so sehr nach dir gerufen …«
    »Ich habe fast die ganze Zeit hier gesessen. Ich habe bei dir gewacht, du bist sehr krank gewesen.«
    »Was für ein Tag ist heute?«
    »Es ist Mittwoch.«
    »War gestern Dienstag?«
    »Ja, Dienstag. Du bist sehr krank gewesen … Aber jetzt geht es dir besser, du hast die Krise überstanden. Ben hat mir ein Medikament gegeben. Wir können morgen den Bus nehmen.«
    Als sie daran dachte, wollte sie wieder die Augen schließen, sie schnappte nach Luft.
    »Ben hat gesagt, dass es dir morgen schon viel besser gehen wird. Du hast einen richtigen Hammer bekommen. Aber du musst viel trinken. Die beiden Flaschen hier.«
    Er ließ nicht zu, dass sie schlief. Wenn sie die Augen zu lange geschlossen hielt, weckte er sie und flößte ihr das Wasser ein, Sie fror nicht mehr. Die Schmerzen in den Gelenken begannen schwächer zu werden. Er saß bei ihr, blieb bei ihr.
    »Verzeih mir …«, flüsterte sie. »Dass ich euch so aufhalte … uns.«
    »Aber nun bitte doch nicht um Verzeihung, du kannst doch nichts dafür. Auf einer solchen Reise muss man auf alles gefasst sein.«
    »Ja, aber die anderen …?«
    »Besser, so etwas passiert jetzt, als draußen im Dschungel. Nicht wahr?«
    »Oh Gott«, wimmerte sie. »Glaubst du wirklich, dass ich es schaffe?«
     
    Am nächsten Morgen war es vorbei. Sie war matt und mitgenommen, hatte aber kein Fieber mehr. Nathan half ihr beim Duschen. Es kam immer noch Blut. Er war nicht gereizt. Er sang, als er sie trocken rieb.
    Sie nahmen ein Taxi zum Busbahnhof. Sie hatte ihren Rucksack auf dem Schoß. Sie fühlte sich sehr matt, ertrug es nicht, den Druck auf den Schultern zu spüren.
    Der Bus war alt und heruntergekommen, er füllte sich schnell mit Menschen. Ben hatte dafür gesorgt, dass sie alle zusammensaßen. Die durchgesessenen Sitze reichten nicht für alle Passagiere. Ein paar kleinere Jungen mussten vorne auf Klappstühlen sitzen. Sie taten ihr unendlich Leid.
    In der Gruppe bereitete man ihr einen ausgesprochen warmen Empfang.
    »Ihr müsst mir wirklich verzeihen«, sagte sie verlegen.
    »Das nächste Mal sind wir dran«, sagte der Isländer.
    Sie mochte seine Art zu sprechen, seinen Akzent.
    Heinrich hatte eine Tüte Kandiszucker für sie gekauft.
    »Du kannst jetzt etwas Zucker gebrauchen«, sagte er und versetzte ihr einen freundschaftlichen Klaps.
    »Danke«, flüsterte sie. »Wie nett ihr alle seid.«
    Martina hatte den Sitz schräg vor Justine bekommen.
    »Geht es dir besser?«, fragte sie.
    Justine nickte.
    »Ich habe etwas Ähnliches einmal in Peru gehabt. Es schlug mir dann auf die Augen. Ich dachte, ich würde blind werden. Stell dir vor, sich in völliger Dunkelheit in einem vollkommen fremden Land vorzutasten.«
    »Wie bist du denn wieder gesund geworden?«
    »Ein Mann, den ich dort kennen gelernt hatte, besorgte mir irgendein Pulver. Es war etwas, was die Indios benutzten. Es brannte höllisch in den Augen, aber nach etwa einem Tag war alles wieder normal.«
    »Dass du dich getraut hast! Du hättest wirklich blind werden können!«
    »Ja. Im Nachhinein denke ich das auch. Aber manchmal muss man auch etwas riskieren.«
    »Ich bekam irgendeinen Hammer von Ben.«
    Martina prustete los.
    »Hier gibt es bestimmt so einiges, bei dem sich unsere schwedischen Gesundheitsbehörden in die Hose machen würden.«
    »Ja.«
    »Du musst versuchen, dich während der Fahrt auszuruhen. Wir werden den ganzen Tag unterwegs sein.«
     
    Der Bus wurde

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