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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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von einem fetten und launischen Chinesen gefahren, der nur zweimal hielt, einmal für eine kurze Mittagspause, das zweite Mal genau acht Minuten für einen Toilettenbesuch. Er hielt seine Wurstfinger hoch, wobei er die beiden Daumen in die Handteller geklappt hatte:
    »And I tell you, only eight minutes. After that: Bus is gone!«
    Die Toilette war unbeschreiblich schmutzig und bestand aus einer Versenkung im Fußboden. Justine hatte Probleme, das Gleichgewicht zu halten. Ihre Schuhe wurden nass.
    Es gab nichts, um sich abzuwischen.
    Sie berichtete Nathan anschließend davon.
    »Müssen die hier so verdreckte Toiletten haben? Es roch widerlich da drinnen, dass die das nicht selber merken!«
    »Halt durch, im Dschungel wird es besser«, lachte er. »Da gibt es wenigstens frische Luft und Blätter.«
    »Aber auch leeches!«, ergänzte Martina.
    Sie wusste nicht, was das Wort bedeutete. Nach einer Weile fragte sie Nathan. Er sah Martina an und lächelte verschwörerisch.
    »Das wirst du noch früh genug erfahren.«
    Im Bus saß Martina ihnen zugewandt, die Beine auf den Gang ausgestreckt. Die Armlehne ihres Sitzes war fort. Sie hatte ein fein geschnittenes und kleines Gesicht mit dunklen Augenbrauen. Ein schwacher Seifenduft ging von ihr aus. Sie machte ein paar Bilder von ihnen.
    Plötzlich tat der Bus einen Schlenker, so dass sie fast ihre Kamera verloren hätte.
    »Verdammter Idiot!«, entfuhr es ihr.
    Nathan hatte sie festgehalten.
    »Alles okay?«
    »Ja, klar. Aber dieser Idiot da vorne hat offensichtlich noch nie an einem Benimmkurs teilgenommen.«
    »Nein. Aber du darfst nicht vergessen, dass wir eine ganz schöne Strecke vor uns haben, er will bestimmt nicht im Dunkeln fahren. Weiß der Teufel, ob dieses Wrack überhaupt Scheinwerfer hat.«
    »In Guatemala sind wir eine ganze Nacht mit einem Bus gefahren, der kein Vergleich zu dem hier war. Der hier ist dagegen das reinste Luxusgefährt. Wir sind von Tikal nach Guatemala Stadt gefahren, die Sitze waren steinhart, ohne Polsterung … Da hat einem vielleicht der Arsch wehgetan, als wir morgens endlich ankamen.«
    »Hast du eine Reportage gemacht?«, fragte Nathan.
    »Ja. Ich habe den Schund an ein Reisemagazin verkauft. Sie haben eine mehrseitige Reportage daraus gemacht, ich bekam sogar das Cover.«
    Er wuschelte ihr durchs Haar.
    »Echt gut, Martina. So machst du das auch bei uns.«
    »Und was bekomme ich dafür?«
    »Mal sehen … Ich kann dich in Naturalien bezahlen, wenn du willst. Wir werden uns schon einig werden, du und ich.«
    Sie warf ihm einen verschmitzten Blick zu.
    »Es gibt eine alte, goldene Regel. Don’t screw the crew!«
    Der Isländer sagte:
    »Martina, gab es denn in Guatemala keine Unruhen?«
    »Doch, schon. Ich bin manchmal von Soldaten angehalten worden.«
    »Ich finde, es klingt nicht ungefährlich, ja, geradezu dumm, sein Schicksal so herauszufordern und als junge, allein stehende Frau loszuziehen.«
    »Und warum? Soll eine Frau etwa nicht die gleiche Bewegungsfreiheit haben wie ein Mann?«
    »Du verstehst schon, was ich meine.«
    »Ich bin noch nie jemand begegnet, der versucht hätte, mich zu vergewaltigen, falls es das ist, was du meinst. Einmal ist mein Pass verschwunden. Aber dabei hat mir die Botschaft geholfen.«
    »Bist du schon in der ganzen Welt gewesen?«, fragte Justine.
    »Nein. Nicht auf Island. Aber da hat es mich auch nie hingezogen.«
     
    Spätabends kamen sie an. Es war immer noch sehr heiß. Die Luft war voller Vögel, sie ähnelten Schwalben, ihre silbrig glänzenden Körper besetzten die Telefonleitungen, die kreuz und quer über den Straßen verliefen. Ben war begeistert.
    »Oh, was bin ich froh, dass ihr das zu sehen bekommt, es sind Zugvögel, sie kommen nur ein- oder zweimal im Jahr vorbei.«
    »Man sollte vielleicht nicht direkt unter ihnen hergehen«, sagte Nathan. »Ich habe gehört, dass das Unglück bringt.«
    Alle lachten.
    Sie wurden in einer schmucklosen und einfachen Pension einquartiert. Justine war sehr müde, sie streckte sich auf dem Bett aus. Das Zimmer war heiß wie ein Wäschetrockner. Sie musste eigentlich ein paar Sachen waschen, alles stank, es juckte sie am ganzen Körper.
    »Wie geht es dir?«, fragte Nathan. Er war draußen gewesen und hatte geduscht, stand breitbeinig unter dem Ventilator, um sich trocknen zu lassen. Die goldenen Haare auf seinen Beinen, er war schön, sie sehnte sich nach ihm, sehnte sich danach, dass er sie in den Arm nahm, sie wiegte, küsste und ihr versicherte, dass

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